„Muss sich dringend ändern“: Terroropferbeauftragter kritisiert Umgang mit Opfern und Angehörigen
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Pascal Kober, FDP-Bundestagsabgeordneter und Beauftragter der Bundesregierung für die Opfer von Terroranschlägen im Inland.
© Quelle: imago images/Future Image
Berlin. Der neue Beauftragte der Bundesregierung für Terroropfer und ihre Angehörigen im Inland, Pascal Kober (FDP), sieht bei der Versorgung der Betroffenen erheblichen Verbesserungsbedarf. „Auch wenn schon viel Gutes auf den Weg gebracht wurde: Es bleibt noch viel zu tun, denn noch immer empfinden Opfer und Angehörige den Umgang mit ihnen und ihren Anliegen als verstörend und verletzend“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Das muss sich in Zukunft dringend ändern. Betroffenen darf nicht das Gefühl gegeben werden, sie seien auf sich allein gestellt.“
Aufklärung und Kommunikation müssten sich verbessern, fügte Kober hinzu. „In den Ämtern und Behörden gibt es fachliche Zwänge und Verwaltungsverfahrensabläufe, unter denen alle Seiten leiden: diejenigen, die Hilfe benötigen, aber auch die, die helfen wollen und häufig genug nicht anders dürfen und können.“ Da wolle er ansetzen. So müssten Lücken im Opferentschädigungsrecht und in der Opferhilfe geschlossen werden.
Vorgänger gewürdigt
Ferner solle die Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag, den 11. März zum nationalen Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt zu machen, bereits in diesem Jahr umgesetzt werden. Am 11. März 2004 starben infolge eines islamistischen Terroranschlages in Madrid 191 Menschen, 1800 wurden verletzt. Seitdem ist der 11. März Europäischer Gedenktag für die Opfer des Terrorismus weltweit.
Der FDP-Politiker wies aber auch auf Erreichtes hin. Der Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 sei „eine Zäsur“ gewesen, sagte er. Die Sprachlosigkeit des Staates sei „glücklicherweise überwunden“ worden. Dazu hätten seine Vorgänger Kurt Beck und Edgar Franke Wesentliches beigetragen.
Offiziell 26 Tote
Mittlerweile gebe es in 14 Bundesländern Opferbeauftragte oder zentrale Anlaufstellen. Daran werde er anknüpfen. Kober unterstrich: „In erster Linie ist es mir ein wichtiges und persönliches Anliegen, den Betroffenen weiterhin zur Seite zu stehen und sie nahtlos und unkompliziert zu unterstützen.“
Kobers Vorgänger Franke hatte die Zahl der Terrortoten im November mit 26 angegeben. Beim Anschlag auf dem Breitscheidplatz kamen Dutzende oft bis heute schwer verletzte Menschen hinzu. Unter anderem die Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) sind in der Zahl 26 nicht berücksichtigt.