Missbrauch in der katholischen Kirche: Papst-Anwalt kritisiert Münchner Gutachten

Barbara Leyendecker (l-r), Ulrich Wastl, Marion Westpfahl und Martin Pusch von der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl bei der Vorstellung des Gutachtens zu Fällen von sexuellem Missbrauch im katholischen Erzbistum München und Freising im Januar 2022.

Barbara Leyendecker (l-r), Ulrich Wastl, Marion Westpfahl und Martin Pusch von der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl bei der Vorstellung des Gutachtens zu Fällen von sexuellem Missbrauch im katholischen Erzbistum München und Freising im Januar 2022.

Rom/München. Papst-Anwalt Carsten Brennecke hat das Münchner Missbrauchsgutachten scharf kritisiert. „Die Indizienlage ist so dünn, dass man daraus keinesfalls eine Verurteilung ableiten kann“, sagte er dem „Spiegel“. Das Münchner Gutachten verletze „die auch aus dem Grundgesetz abgeleitete Unschuldsvermutung“, sagte Brennecke. „Sie gilt für jeden Menschen, also auch für den Papst.“

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Die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW), die das Gutachten im Auftrag des Erzbistums München und Freising erstellt hat, wies die Kritik entschieden zurück und nannte die Vorwürfe „unbegründet“.

„Wir haben die von uns festgestellten Umstände und Tatsachen transparent und nachvollziehbar dargelegt“, sagte Rechtsanwalt Ulrich Wastl der Deutschen Presse-Agentur in München. „Auf dieser Grundlage haben wir unsere Bewertung vorgenommen, begründet und jedem Leser die Gelegenheit gegeben, sich selbst ein eigenes Bild zu machen. Eine Verurteilung unsererseits, wie von Rechtsanwalt Brennecke insinuiert, erfolgte nicht.“

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Gutachten wirft Benedikt Fehlverhalten vor

Benedikt, der frühere Kardinal Joseph Ratzinger, steht seit Wochen heftig in der Kritik, weil ihm das Gutachten, das von mindestens 497 Betroffenen und 235 mutmaßlichen Tätern ausgeht, Fehlverhalten als Münchner Erzbischof vorwirft.

Der Kölner Jurist Brennecke hatte auch schon Kardinal Rainer Maria Woelki beraten und in dessen Auftrag das damalige WSW-Gutachten für das Erzbistum Köln geprüft und kritisiert. Es wurde daraufhin nicht veröffentlicht und andere Gutachter beauftragt.

Papst Benedikt XVI. bittet Missbrauchsopfer um Entschuldigung
ARCHIV - 01.06.2018, Vatikan, Vatikanstadt: Der emeritierte Papst Benedikt XVI gibt ein Interview. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat alle Opfer von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche um Entschuldigung gebeten. Foto: Daniel Karmann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Papst Benedikt XVI. hat Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirchen um Verzeihung gebeten.

Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, stellte sich hinter die von ihm beauftragten Gutachter: „Ich betone nochmals, dass die Erzdiözese und ich als Erzbischof das Gutachten, in dem es besonders im Blick auf die Leitungsebene auch um persönliche und institutionelle Verantwortung geht, sehr ernst nehmen und die Empfehlungen zusammen mit dem Betroffenenbeirat und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission aufgreifen werden“, teilte er mit.

dpa/RND

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