„Okay, bye“: So reagiert Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babis auf Vorwürfe aus den Pandora-Papers
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Andrej Babis, Ministerpräsident von Tschechien.
© Quelle: Laszlo Balogh/AP/dpa
Ein internationales Konsortium investigativer Journalisten hat erneut brisante Dokumente über das Finanzgebaren Hunderter Politiker und anderer Prominenter aus aller Welt zugespielt bekommen. Das berichteten am Sonntagabend „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR, die nach eigenen Angaben an der Auswertung des Datenlecks mitgewirkt haben. Demnach haben 35 amtierende und frühere Staatslenker sowie mehr als 330 Politiker und Amtsträger aus fast 100 Ländern Vermögen „mithilfe von intransparenten Trusts, Stiftungen und Briefkastenfirmen“ angelegt. Die mehr als 11,9 Millionen Dokumente tragen den Namen Pandora-Papers.
Zu den in den Unterlagen erwähnten Politikern zählt auch der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis. Ihn treffen die Vorwürfe wenige Tage vor der Parlamentswahl in dem EU-Mitgliedsstaat am 8. und 9. Oktober. Babis soll nach Angaben des Recherchekonsortiums ein Landgut in Frankreich für 15 Millionen Euro auf intransparente Weise gekauft haben. Der Kaufpreis sei „über Briefkastenfirmen in Washington, Monaco und den Britischen Jungferninseln nach Frankreich“ geflossen, hieß es in der Onlineausgabe der „Süddeutschen Zeitung“. Der Fall datiert demnach auf das Jahr 2009 und damit auf die Zeit vor dem Eintritt des Multimilliardärs in die Politik zurück.
Ein Video der britischen BBC zeigt, wie Babis auf Fragen von Reportern reagierte. Statt diese zu beantworten, behauptete er, dass die Journalisten ihn um Erlaubnis bitten müssten, bevor sie ihn filmen dürften. Fragen nach seinen Geschäften beantwortete er nicht, stattdessen versuchte ein Sicherheitsmann, die Reporter abzudrängen.
Der Reporter sagt wiederholt, dass eine Interviewanfrage an Babis unbeantwortet geblieben sei. Auch auf wiederholte Nachfrage nahm der tschechische Ministerpräsident nicht Stellung zu den Vorwürfen. Das Gespräch beendete er dann mit den kurzen Worten „Okay, bye“.
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Erst nach der Veröffentlichung äußerte sich der Regierungschef und wies die Anschuldigungen zurück: Es sei klar, dass er weder etwas Ungesetzliches noch etwas Schlechtes getan habe, sagte Babis der Nachrichtenagentur CTK am Sonntagabend. Er sprach von einem Versuch, ihn „zu beschmutzen und auf diese Weise die tschechischen Parlamentswahlen zu beeinflussen“.
In der Vergangenheit hatte sich Babis oft selbst als Antikorruptionskämpfer dargestellt. Nach einer neuen Umfrage im Auftrag des Senders CNN Prima News würde die populistische Ano von Babis bei der anstehenden Parlamentswahl mit 27,3 Prozent der Stimmen deutlich stärkste Kraft werden.
An den Pandora-Paper-Recherchen waren den Angaben zufolge Journalistinnen und Journalisten von 150 Medienorganisationen aus 117 Ländern beteiligt. Zu den Partnermedien zählten unter anderem die „Washington Post“, der „Guardian“, der „Indian Express“, „Le Monde“ und „Aftenposten“. Die Ergebnisse der Recherche wurden von Sonntagabend an weltweit veröffentlicht, wie es hieß.
Sie wurden den Angaben zufolge dem Internationalen Consortium für Investigative Journalistinnen und Journalisten (ICIJ) von einer anonymen Quelle zugespielt. Die geheimen Dokumente von 14 in Steueroasen tätigen Finanzdienstleistern reichen bis ins Jahr 2021, wie es weiter hieß. Die Pandora-Papers seien damit das bislang größte Datenleck zu Geschäften in Steueroasen. In den vertraulichen Dokumenten fänden sich unter anderem auch Namen von prominenten Spitzensportlern und Firmenvorständen.
pach/dpa/RND