“Opfer von Hass und Rassismus” – Abschied von Anschlagsopfern

Die Beerdigung Ferhat Unvars, eines der Opfer des rechtsextremen Anschlags von Hanau.

Die Beerdigung Ferhat Unvars, eines der Opfer des rechtsextremen Anschlags von Hanau.

Offenbach. Fünf Tage nach dem mutmaßlich rassistischen Anschlag in Hanau hat am Montag der Abschied von den Todesopfern begonnen. Auf einem Friedhof in Offenbach wurde eine 43 Jahre alte Frau beerdigt, in Hanau sollte ein junger Mann bestattet werden.

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In der mit zahlreichen Blumen geschmückten Trauerhalle in Offenbach sind alle Plätze voll. Ein großes Foto zeigt eine lebensfrohe Frau. "Sie ist bei Gott, anders kann es gar nicht sein", sagte der katholische Geistliche bei der Trauerzeremonie in Offenbach. Und mit Blick auf die Motive des Täters, aber auch die Wut vieler Menschen über das Verbrechen, betont er: "Wenn wir anfangen zu hassen, dann können wir nicht lieben."

Die Ermordeten waren keine Fremden

Angehörige und Freunde nahmen am offenen weißen Sarg Abschied von der Toten, deren Haar von einem Spitzentuch bedeckt ist. Der Vater der Toten sagte: "Sie hat das Leben so sehr geliebt." Auch Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) kam zur Beisetzung. Er kritisierte das Wort Fremdenfeindlichkeit in den Berichten über die Toten. Die anderen Ermordeten seien keine Fremden gewesen. "Sie waren Mitbürger unserer Gesellschaft", sagt er.

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Die zweifache Mutter hatte im Hanauer Stadtteil Kesselstadt Pizza holen wollen, als sie erschossen wurde. Sie sei "ein Opfer von Rassismus und Hass", sagte Kaminsky.

Ein 43-jähriger Deutscher hatte in der Nacht zum Donnerstag insgesamt neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Der Sportschütze soll auch seine 72 Jahre alte Mutter und dann sich selbst getötet haben. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der mutmaßliche Täter eine rassistische Gesinnung und war psychisch krank.

Zentrale Trauerfeier im März

Derweil sollte am Montagnachmittag in Hanau auf dem Hauptfriedhof ein zweites Todesopfer, ein junger Mann, beerdigt werden. Zuvor hatten sich um die 1500 Menschen bei einem öffentlichen Gebet auf dem Hanauer Marktplatz von weiteren Todesopfern verabschiedet. Drei Särge, die in türkische Fahnen gehüllt waren, standen vor einer Bühne, auf der muslimische Geistliche Trauergebete sprachen. Zwei der Leichen sollten in die Türkei überführt werden.

Wie am Montag bekannt wurde, soll die zentrale Trauerfeier in Hanau wohl erst im März stattfinden. Zunächst werde abgewartet, bis das letzte Opfer beigesetzt oder übergeführt sei, sagte eine Sprecherin der Stadt. Die große Trauerfeier wird demnach in Abstimmung mit den Angehörigen sowie den Bundes- und Landesbehörden vorbereitet. Einen Termin gebe es noch nicht, so die Sprecherin. Aber in dieser Woche werde die Veranstaltung sicher nicht stattfinden.

Unterdessen wendet sich der Vorsitzende des Bundes deutscher Kriminalbeamter, Sebastian Fiedler, gegen vorschnelle Diskussionen über Verschärfungen im Waffenrecht. Zunächst sollten alle abwarten, was die Ermittler wirklich zu Tage fördern "und vielleicht dann noch mal neu sprechen", sagte er am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". Nötig sei dagegen ein stärkeres Durchgreifen gegen Hasskriminalität im Internet.

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RND/dpa

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