Omikron: Belastung in Arztpraxen nimmt zu – Kinderärzte müssen Patienten wegschicken
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Ein Arzt hält ein Stethoskop.
© Quelle: Patrick Pleul/dpa
Berlin. Mit den steigenden Corona-Infektionszahlen in Deutschland nimmt die Belastung in den Arztpraxen zu. Kinderärztinnen und Kinderärzte müssen manche Patientinnen und Patienten sogar wegschicken. Der Berufsverband für Kinder und Jugendärzte (BVKJ) sehe einen deutlichen Anstieg der Infektionen, „sodass viele an ihre Grenzen kommen“, sagte der Bundespressesprecher, Jakob Maske, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„In Einzelfällen kann es deswegen dazu kommen, dass Praxen Patientinnen und Patienten abweisen müssen.“ Dabei handele es sich jedoch um Infizierte, die beispielsweise einen PCR-Abstrich machen müssen. Die Versorgung von schwerkranken Kindern sei laut Maske gesichert.
Insgesamt beobachtet der Kindermediziner eine starke Zunahme der Corona-Infektionen. „Die Erkrankungen haben aber nicht deutlich zugenommen“, erklärte Maske. Die meisten infizierten Kinder und Jugendlichen hätten demnach keine oder nur leichte Krankheitssymptome. Deswegen spricht sich Maske gegen erneute Schulschließungen aus: „Schule ist nicht nur Lehrraum, sondern auch Sozialraum. Daher ist es für die Gesundheit der Kinder wichtig, dass sie offen bleiben.“
Kassenärzte rechnen mit steigender Belastung in den Praxen
Eine zunehmende Belastung erleben auch die Hausarztpraxen. „Die Belastung in den Praxen der niedergelassenen Hausärzte und Fachärzte ist hoch“, sagte KBV-Vorstandsvorsitzender Andreas Gassen dem RND. „Sie ist es während der gesamten Dauer der Pandemie gewesen und wir müssen damit rechnen, dass sie noch einmal deutlich steigen wird in den kommenden Wochen vor dem Hintergrund der stark zunehmenden Omikron-Zahlen.“
Er warnt zudem davor, dass andere Erkrankungen wegen Corona nicht verschwunden seien. „Rund drei Millionen Arzt-Patienten-Kontakte täglich resultieren alleine daraus“, erklärte der Mediziner. „Es sind die Praxen, die den bewährten Schutzwall bilden und in denen der weit überwiegende Teil der mit Corona infizierten Patienten versorgt wird.“
RKI ändert Regel zum Genesenenstatus – Kritik von Union
Derweil hat das Robert Koch-Institut (RKI) mit der Verkürzung des Genesenenstatus Aufsehen erregt: Seit 15. Januar ist der Nachweis einer Erkrankung nur noch drei statt sechs Monate gültig. Die mangelnde Kommunikation seitens des RKI sorgt in der Unionsfraktion für Kritik.
„Entscheidungen wie diese müssen den Bürgern viel besser erklärt werden“, teilte der gesundheitspolitische Sprecher Tino Sorge dem RND mit. Der CDU-Politiker fordert von der Bundesregierung „eine transparente Kommunikation, die keine Fragen offen lässt“.
Corona: PCR-Testlabore arbeiten an Kapazitätsgrenze
Bioscientia ist eines der größten Labore für Corona-Tests in Deutschland. Es betreibt 19 Standorte in Deutschland, die täglich Zehntausende von Proben auswerten.
© Quelle: Reuters
Auch Sepp Müller, Vizevorsitzender der Unionsfraktion, wirft der Regierung vor, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zu verspielen. „Kürzlich erst wurden 2G plus sowie verkürzte Quarantäneregeln beschlossen. Da wäre es hilfreich gewesen, zeitgleich über den verkürzten Genesenenstatus zu informieren“, so Müller. Grundsätzlich befürworten die CDU-Politiker aber die neue Regel und erhoffen sich einen Booster für die Impfkampagne.
Videokonferenz der Gesundheitsminister
Am Abend wollten sich die Gesundheitsminister von Bund und Länder zu einer Videokonferenz zusammenschalten. Dabei sollte es nach Angaben der Länder insbesondere um einen Austausch über die aktuelle Infektionslage und die Auslastung der Intensiv- und Normalstationen in den Krankenhäusern gehen.
Dabei sollte demnach auch diskutiert werden, ob die bisher ergriffenen Maßnahmen zum Abbremsen der Omikron-Welle ausreichten. Zwar sei deutlich, dass die Infektionszahlen extrem hochgingen. Klar sei aber auch, dass Omikron ganz offensichtlich zu weniger schweren Fälle führe.
Eine Woche vor der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am kommenden Montag sei es aber ohnehin noch zu früh für konkrete Beschlüsse über weitere Maßnahmen. Die Unionsseite will dem Vernehmen nach nochmals den Bund drängen, endlich einen Gesetzentwurf für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht vorzulegen.