Deutscher Verschwörungsideologe Oliver Janich auf den Philippinen festgenommen
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Auf dem Bildschirm eines Smartphones sieht man das Icon der App Telegram.
© Quelle: picture alliance/dpa
Berlin. Der rechtsextreme deutsche Verschwörungsideologe Oliver Janich ist auf den Philippinen festgenommen worden. Janich lebte dort bereits seit mehreren Jahren. Am Mittwoch wurde unter anderem in Janichs eigenem Telegram-Kanal mit fast 150.000 Abonnentinnen und Abonnenten die Nachricht von seiner Festnahme verbreitet. Dort hieß es auch, Janich solle nach Deutschland abgeschoben werden.
Der ehemalige Finanzjournalist und Mitarbeiter des Magazins „Focus Money“ ist in den vergangenen Jahren zu einem der reichweitenstärksten Verbreiter rechtsextremer und antisemitischer Verschwörungserzählungen geworden. Er gehörte zu den ersten Szene-Influencern, die die in den USA entstandene Qanon-Verschwörungserzählung in Deutschland verbreitet haben. Janich führte mehrfach Videointerviews mit dem Sänger Xavier Naidoo, mit dem er schon seit Jahren in Kontakt stand. Seine Reichweite konnte Janich vor allem in der Corona-Pandemie ausbauen – er verbreitete eine Vielzahl an Falschinformationen und Verschwörungserzählungen über die Pandemie, die Corona-Schutzmaßnahmen und die Impfungen gegen das Virus. Er bezeichnete die Pandemie etwa als „satanische Freimaurerinszenierung“. Janich ist auch als Autor für das rechtsextreme und vom Verfassungsschutz beobachtete „Compact-Magazin“ tätig.
In Posts und Videos auf Telegram rief Janich in der Vergangenheit immer wieder auch zu Gewalttaten auf. So rief er etwa dazu auf, Politikerinnen und Politiker zu töten. Schon 2018 sagte er in einem auf Telegram verbreiteten Video: „Viele der Leute, die da heute an der Macht sind, gehören eigentlich aufgehängt.“
Ermittlungen wegen Beleidigung und öffentlicher Aufforderung zu Straftaten
Warum Janich nun auf den Philippinen festgenommen wurde, blieb zunächst unklar. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete, er sei am frühen Mittwochmorgen deutscher Zeit festgenommen worden und solle nach Deutschland gebracht werden.
Die Staatsanwaltschaft München I bestätigte der dpa, dass gegen Janich ein Strafverfahren laufe. Er soll über Telegram Menschen beleidigt haben, zu Exekutionen aufgerufen und die Tötung deutscher Regierungsmitglieder gefordert haben, wie Sprecherin Juliane Grotz sagte. Es werde wegen Beleidigung und öffentlicher Aufforderung zu Straftaten ermittelt. „Weitere Angaben können wir zurzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen“, erläuterte die Staatsanwältin. Sie bestätigte auch nicht, dass diese Ermittlungen der Grund für die Festnahme seien. Bevor er auf die Philippinen auswanderte, war Janich in Deutschland zuletzt in Bayern wohnhaft.
Ein Sprecher des Bundeskriminalamtes wollte sich nicht zu dem Fall äußern. Er verwies darauf, „dass wir zu personenbezogenen Daten grundsätzlich keine Auskunft erteilen“.
Angeblicher Augenzeuge berichtet von Janichs Festnahme
Ein Video-Livestream auf der rechten Social-Media-Plattform Gettr bot am Mittwochnachmittag Einblicke, wie die Festnahme Janichs abgelaufen sein könnte. Dort sprachen zwei Unterstützer Janichs, darunter Oliver Flesch, ein Mitarbeiter des AfD-nahen „Deutschland-Kurier“, mit einem angeblichen Augenzeugen. Der Freund Janichs berichtete, wie etwa 50 Polizisten der nationalen Polizei NBI Janich in dessen Wohnung festgenommen hätten. Bei der NBI handelt es sich um das philippinische Äquivalent zum US-amerikanischen FBI.
Die Polizisten seien teilweise mit Maschinengewehren bewaffnet gewesen, hätten Janich in seiner Wohnung überwältigt und ihm Handschellen angelegt. Die Polizisten hätten Janich gegenüber die Worte „Hate Speech“ (Hassrede) und „Germany“ verwendet. Auch hätten sie gesagt, dass sie mit der deutschen Botschaft in Kontakt stünden. Janich sei von den Beamten anschließend in ein Gefängnis der NBI in der philippinischen Hauptstadt Manila gebracht worden.
Mit dpa
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