Öffentliche Gelöbnisse der Bundeswehr sind ein richtiger Schritt zur Annäherung

Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesverteidigungsministerin und Bundesvorsitzende der CDU, beim Gelöbnis im Bendlerblock in Berlin.

Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesverteidigungsministerin und Bundesvorsitzende der CDU, beim Gelöbnis im Bendlerblock in Berlin.

Berlin. Wenn es um feierliche Gelöbnisse der Bundeswehr geht, dann hat insbesondere die Stadt Bremen eine besondere Erinnerung. Im Jahr 1980, zum 25. Jubiläum des Bestehens der Truppe, plante die Stadt ein solches Gelöbnis im Weserstadion, bundesweit das erste seiner Art nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Sache ging nicht gut aus. Tausende Demonstranten gingen gegen die Feierlichkeit auf die Straße, aus der Menge lösten sich autonome Gruppen, Schlägerein begannen, Molotow-Cocktails flogen, Autos brannten. Am Ende des Tages standen in der Statistik 257 verletzte Polizisten und drei verwundete Soldaten. In ihrem ersten Versuch, Soldaten als Teil einer demokratischen Gesellschaft zu akzeptieren, tat sich das alte Westdeutschland sichtbar schwer.

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Fast vierzig Jahre später stehen Deutschland und die Truppe an einem anderen Punkt der Geschichte. Die Bundeswehr ist bei den allermeisten Menschen kein Reizobjekt mehr, ihre Bedeutung als Teil der Gesellschaft und des Landes ist anerkannt. Unverkrampft ist das Verhältnis zwischen der Bundeswehr und den Deutschen in weiten Teilen dennoch nicht.

Es fehlt an der Selbstverständlichkeit

Mancher Offizier fragt sich noch immer, ob es anstößig wirken könnte, wenn er von einem dienstlichen Termin in Uniform in ein Restaurant oder Café eilt. Und auch andersherum fehlt es gelegentlich an der Selbstverständlichkeit im Umgang miteinander. Dabei täte es beiden Seiten – Soldaten wie Zivilisten – gut, sich mehr auszutauschen. Soldaten verdienen Respekt und Verständnis. Und sie müssen andersherum auch ihrerseits ein genaues Gespür dafür haben, welch große Verantwortung für die Gesellschaft sie tragen. Sie müssen offen sein für Kritik und Erwartungen aus der Bevölkerung.

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Nähe herzustellen, und das bedeutet die Idee öffentlicher Gelöbnisse, ist deshalb eine vernünftige Idee. Die Idee der neuen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer setzt einen Akzent, den ihre Vorgängerin Ursula von der Leyen so nicht gesetzt hat. Doch in einem Gelöbnis steckt auch eine bewusste Mahnung an die Truppe. Rechte Netzwerke, Reichsbürger und Identitäre als Teil der Bundeswehr sind verstörende Entwicklungen der vergangenen Jahre. Die hohe Anzahl von AfD-Sympathisanten in der Truppe ist ein Warnsignal.

Eine nach Rechtsaußen abdriftende Bundeswehr kann Deutschland nicht akzeptieren. Niemals darf in diesem Land ein Eigenleben dieser Art entstehen, dafür lässt die Geschichte dieses Landes keinen Platz. Umso mehr müssen sich beide Seiten, Zivilisten wie Soldaten bemühen, sich einander wieder mehr zu öffnen. Öffentliche Gelöbnisse können ein Anfang sein.

Von Gordon Repinski/RND

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