Die Briten feiern ihren Tag der Freiheit
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Eine Kellnerin bedient zwei Gäste in einem Pub in Newcastle. Die Menschen haben in weiten Teilen Großbritanniens wieder deutlich größere Freiheiten.
© Quelle: Owen Humphreys/PA Wire/dpa
London. Eine Umarmung zur Begrüßung, zwei Küsschen zum Abschied – in England sind solche Kontakte zwischen Freunden und Familienmitgliedern seit Montag auch offiziell wieder erlaubt. Überhaupt können sich erstmals seit vielen Monaten wieder bis zu sechs Menschen oder zwei Haushalte privat in den eigenen vier Wänden treffen. Restaurants, Cafés und Pubs dürfen seit gestern im Innenbereich wieder Gäste bewirten; Museen, Theater, Kinos und Hotels sind ebenfalls geöffnet.
In den Städten waren die Restaurants schon seit Wochen ausgebucht. Aufseiten der Wirtschaft herrschte Erleichterung: „Endlich ist Tag der Freiheit“, titelte der „Daily Mirror“. Doch ob diese Freiheit anhalten wird, bleibt ungewiss: Die indische Mutante B.1.617.2 breitet sich im Königreich aus.
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Mutante könnte bis zu 50 Prozent leichter übertragbar sein
Zwar ist die Inzidenz in Großbritannien niedrig und das Impfprogramm läuft weiterhin erfolgreich, doch die Anzahl der Fälle mit der nachgewiesenen indischen Variante ist in nur einer Woche auf über 1300 gestiegen und hat sich somit mehr als verdoppelt.
Wissenschaftler befürchten, dass die Mutante bis zu 50 Prozent leichter übertragbar ist. Umso skeptischer äußern sich Mitglieder des Expertengremiums der Regierung SAGE angesichts der Lockerungen. „Wir werden in den nächsten Wochen eine Zunahme von Fällen und Infektionen beobachten“, sagte der Seuchenexperte Sir Jeremy Farrar. Gesundheitsminister Matt Hancock warnte, die Variante könnte „sich wie ein Lauffeuer verbreiten“.
Datum für Aufhebung von Beschränkungen wackelt
Deshalb appellierten sowohl Politiker als auch Wissenschaftler an die Menschen: „Nur weil man etwas machen kann, heißt das nicht, dass man es auch machen sollte“, sagte Sir Mark Walport, ehemaliger wissenschaftlicher Berater der britischen Regierung.
Eigentlich wollte Boris Johnson am 21. Juni mit dem letzten Schritt im Lockerungsfahrplan alle Beschränkungen aufheben. Das Datum wackelt nun. Die Opposition wirft dem Premierminister vor, Indien zu spät auf die sogenannte „rote Liste“ der Länder gesetzt zu haben. Während Bangladesch und Pakistan bereits am 9. April auf der Liste standen, wurde Indien erst am 23. April entsprechend eingestuft.
Fast 40 Prozent der über 18-Jährigen sind vollständig geimpft
Dass die Regierung trotz der beunruhigenden Entwicklung an den aktuellen Lockerungen festhielt, liegt auch an der Impfkampagne. Rund 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung haben zumindest die erste Impfung erhalten. Fast 40 Prozent der über 18-jährigen Briten sind vollständig mit beiden Dosen geimpft.
Seit Montag ist auch das generelle Reiseverbot aufgehoben. Zwar können die Briten vorerst nur in wenige Länder reisen, ohne nach ihrer Rückkehr in Quarantäne zu müssen, zahlreiche Menschen nutzten am Montag jedoch sofort die Gelegenheit und flogen in den Urlaub nach Portugal, Gibraltar oder Australien.
Deutschland und Österreich zählen in dem Ampelsystem als „gelbe“ Länder. Das heißt, dass auf die Insel Einreisende mehrfache Corona-Tests buchen müssen sowie eine Quarantänepflicht haben.