Vier Jahre nach dem Trump-Kim-Gipfel: keine Aussicht auf Besserung im Korea-Konflikt
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US-Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un
© Quelle: -/YNA/dpa
Südkoreas neuer Generalstabschef Kim Sung-kyum ließ nicht den leisesten Zweifel daran aufkommen, dass die Zeit der stillen Diplomatie fortan vorbei ist. Am Montag pries der hochrangige Militär stolz die Vorzüge des eigenen Raketensystems. Die warnende Botschaft für den Nachbarn im Norden war unmissverständlich: Man sei jederzeit dazu fähig, „dem Feind einen tödlichen Schlag zu versetzen“.
Zweifelsohne wird eine solche Stellungnahme in Pjöngjang als neue Eskalationsstufe aufgefasst, schließlich lässt sie sich mit etwas Fantasie durchaus als direkte Drohung gegenüber Machthaber Kim Jong Un auffassen. Dessen Regime wiederum – und das macht den Konflikt so gefährlich – schützt sich gegen jegliche Bedrohung von außen mit zunehmend ausgefeilten Atomwaffen. Jeffrey Wilson, Abrüstungsexperte am kalifornischen Middlebury Institute, spricht längst wieder von einem brenzligen „Gefangenendilemma“: Beide Seiten wollen zwar einen Krieg vermeiden, doch müssen gleichzeitig ständig auf der Hut sein, um im Ernstfall als Erster agieren zu können.
Dass allein solche Szenarien wieder als reale Möglichkeit durchexerziert werden, legt offen, welch ernste Bedrohungslage auf der koreanischen Halbinsel herrscht. Praktisch nichts ist übrig geblieben von der Aufbruchsstimmung von vor vier Jahren, als sich im Juli 2018 Kim Jong Un und der damalige US-Präsident Donald Trump zum ersten, historischen Gipfeltreffen in Singapur trafen. Damals hoffte die Weltgemeinschaft auf einen längst überfälligen Durchbruch bei den Atomverhandlungen: Der in der Schweiz ausgebildete, jugendliche Kim wäre im Gegenzug für wirtschaftliche Zugeständnisse bereit, sein Nukleararsenal aufzugeben. Die Hoffnungen stellten sich jedoch schon bald als äußerst naiv heraus.
In den Folgemonaten verliefen die Verhandlungen zwischen Washington und Pjöngjang schließlich zunehmend im Sand. Und als Trump beim zweiten Gipfel mit Kim in Hanoi endgültig realisierte, dass das nordkoreanische Regime der Forderung einer „vollständigen“ atomaren Abrüstung nicht nachkommen würde, kippte die Stimmung vollkommen.
Vermehrte Raketentests in Nordkorea
Gleichzeitig sitzt in Seoul seit Mai mit Yoon Suk-yeol ein Präsident an der Macht, der wieder verstärkt auf Abschreckung denn auf Diplomatie setzt. Die härteste Gangart des konservativen Politikers ist durchaus verständlich, lässt sie sich doch nicht zuletzt als direkte Reaktion auf die ständigen Provokationen des nordkoreanischen Militärs interpretieren. Seit letztem Jahr testet Pjöngjang wieder in einer solch hohen Frequenz Raketen wie lange nicht mehr.
Internationale Geheimdienstberichte sowie Satellitenaufnahmen legen zudem bereits seit Längerem nahe, dass Kim schon bald den ersten Atomtest seit über fünf Jahren durchführen könnte. Der entscheidende Grund, warum er dies nicht bereits getan hat, dürfte höchst trivial sein: Die traditionelle Regenzeit fiel dieses Jahr besonders heftig aus – und erschwerte die Planungen für einen Raketenstart.
Unter praktisch allen Korea-Experten wird die Annahme geteilt, dass die Bedrohungslage in diesem jahrzehntelangen Konflikt jederzeit eskalieren könnte. Und gleichzeitig lässt sich wieder eine verstärkte Blockbildung in der Region beobachten: Während Südkorea seine Loyalität gegenüber den USA wieder stärker nach außen betont, rückt Nordkorea gleichzeitig näher an China heran. Am Montag betonten die Staatsmedien in Pjöngjang, dass man die Zusammenarbeit gegenüber Peking auf „eine neue Ebene“ heben werde.
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