Wegen Nord Stream 2: USA kündigen Sanktionen gegen russisches Schiff an

Passanten fotografieren auf der Seebrücke in Mecklenburg-Vorpommern das russische Rohr-Verlegeschiff "Fortuna", welches von Schlepper aus dem Hafen auf die Ostsee gezogen wird. Das Spezialschiff wird für Bauarbeiten an der deutsch-russischen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 eingesetzt.

Passanten fotografieren auf der Seebrücke in Mecklenburg-Vorpommern das russische Rohr-Verlegeschiff "Fortuna", welches von Schlepper aus dem Hafen auf die Ostsee gezogen wird. Das Spezialschiff wird für Bauarbeiten an der deutsch-russischen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 eingesetzt.

Berlin. Die US-Regierung will erstmals Sanktionen wegen der deutsch-russischen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 verhängen. Die Strafmaßnahmen sollten an diesem Dienstag verkündet werden und das am Bau der Pipeline beteiligte russische Verlegeschiff “Fortuna” betreffen, sagte eine Sprecherin der Bundeswirtschaftsministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Darüber habe die US-Botschaft in Berlin am Montag die Bundesregierung informiert. “Wir nehmen das mit Bedauern zur Kenntnis.” Zuvor hatte das “Handelsblatt” darüber berichtet.

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Seitens der USA gab es zunächst noch keine offizielle Ankündigung. Die Botschaft in Berlin erklärte aber, man sei “weiterhin entschlossen, alle notwendigen und angemessenen Schritte zu unternehmen, um die Nord-Stream-2-Pipeline zu stoppen, die wichtige nationale Interessen unserer europäischen Verbündeten und der Vereinigten Staaten bedroht”. Sprecher Joseph Giordono-Scholz machte klar, dass man sich durch die Verhaftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny in dieser Haltung bestärkt fühle. Sie sei “ein weiteres klares Zeichen dafür, dass sich das Verhalten Russlands nicht ändert, und wir hoffen weiterhin, dass Deutschland seine Position zu der Pipeline neu bewerten wird”, sagte er der dpa.

Bislang hatte die US-Regierung wegen der umstrittenen Gas-Pipeline nur Sanktionen angedroht, aber noch keine verhängt. Mit den neuen Strafmaßnahmen will die Regierung von Donald Trump kurz vor ihrem Amtsende an diesem Mittwoch die Drohung nun erstmals umsetzen. Das US-Außenministerium äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.

Trump-Regierung seit langem gegen das Projekt

Ein US-Regierungsvertreter hatte bereits im November gesagt, die Regierung habe eine Anzahl Unternehmen und Personen identifiziert, denen erste Strafmaßnahmen drohten. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums hatte am vergangenen Mittwoch mitgeteilt, die betroffenen Firmen seien kontaktiert worden. Sie seien über das Risiko auf Basis des neuen Sanktionsgesetzes informiert worden, sollten sie sich weiter an Nord Stream 2 beteiligen.

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Die Trump-Regierung, aber auch der Kongress laufen seit langem Sturm gegen Nord Stream 2. Ende 2019 waren die Bauarbeiten an der Pipeline kurz vor der Fertigstellung gestoppt worden, nachdem die USA ein erstes Sanktionsgesetz (Peesa) gegen die Spezialschiffe in Kraft gesetzt hatten, die die Rohre verlegten. Die beiden Schweizer Verlegeschiffe wurden abgezogen. Der russische Präsident Wladimir Putin kündigte an, die Pipeline eigenständig zu Ende bringen - unabhängig von ausländischen Partnern. Die Arbeiten waren im vergangenen Monat wieder aufgenommen worden.

Biden nannte Pipeline schlechten Deal für Europa

Zu Jahresbeginn war dann ein US-Gesetz in Kraft getreten, mit dem die Sanktionsmöglichkeiten ausgeweitet wurden. Nach diesem neuen Gesetz (Peesca) können auch Unternehmen, die Schiffe für andere Aktivitäten im Zusammenhang mit Verlegearbeiten stellen, mit Strafen belegt werden. Dabei kann es sich etwa um das Ausheben von Gräben für die Pipeline handeln. Auch Firmen, die betroffene Schiffe versichern oder ihnen ihre Hafenanlagen zur Verfügung stellen, drohen Sanktionen. Das gleiche gilt für Unternehmen, die Zertifizierungen für die Pipeline vornehmen, damit diese in Betrieb gehen kann.

Die USA laufen Sturm gegen die Gas-Pipeline, weil sie eine zu große Abhängigkeit ihrer Partner in Europa von Russland sehen. Unterstützt werden sie von osteuropäischen Staaten wie Polen und den baltischen Ländern. Kritiker werfen den USA dagegen vor, nur ihr Flüssiggas in Europa besser verkaufen zu wollen.

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Die Amtszeit von Trump und seiner Regierung endet mit der Vereidigung des künftigen US-Präsidenten Joe Biden an diesem Mittwoch. Ein US-Regierungsvertreter hatte Hoffnungen auf einen Kurswechsel Washingtons beim Streit um Nord Stream 2 allerdings bereits nach der Präsidentenwahl im November einen Dämpfer erteilt. Er hatte darauf verwiesen, dass sowohl Peesa als auch Peesca parteiübergreifend unterstützt wurden und verpflichtende Sanktionen vorsehen. “Das bedeutet, dass die Sanktionen unabhängig davon umgesetzt werden, wer im Oval Office sitzt.” Biden hatte die Pipeline noch in seiner früheren Rolle als US-Vizepräsident unter Barack Obama “einen fundamental schlechten Deal für Europa” genannt.

RND/dpa

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