Norbert Blüm – der kleine Politiker mit dem großen Herzen
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Norbert Blüm versucht sich an seinem einstigen Ausbildungsplatz an einem Schraubstock (Archivfoto).
© Quelle: imago images/Plusphoto
Hannover. Es gab eine Zeit vor Norbert Blüm, da haftete den Unionsparteien etwas “Dämonisches” an – zumindest für uns, die Generation der “Babyboomer”. Franz Josef Strauß, Rainer Barzel, Helmut Kohl, Alfred Dregger – die politischen Alphatiere der Konservativen traten stets sehr autoritär, belehrend, auch irgendwie unnahbar auf. Anders zumindest als Willy Brandt.
Sie wähnten sich ständig in einem Kampf – gegen den Ostblock, gegen Sozis, “Ökos”, Vaterlandsverräter und linke Spinner hier im Westen. Entsprechend hart war man im Ton.
Und dann tauchte da dieser 1,64 Meter kleine Norbert Blüm mit dem ganz großen Herzen auf. Er gab dem politischen Konservatismus ein “menschliches Antlitz”. Nicht nur durch seine freundliche Art oder seine legendären Auftritte in TV-Shows (inklusive Kopfstand). Und jedermann spürte intuitiv: Das war keine aufgesetzte PR-Fassade, so tickte dieser Mann tatsächlich.
Norbert Blüm ist tot
Der frühere Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm ist im Alter von 84 Jahren gestorben.
© Quelle: Reuters
Er reiste nach Chile, legte sich mit den Schergen des Diktators Pinochet an, sprach die ungeheuerlichen Vorkommnisse in der deutschen Kolonie Colonia Dignidad an. Er beendete die stille Allianz der Konservativen mit dem südafrikanischen Apartheidregime. Menschenrechte, das war für ihn mehr als ein politischer Kampfbegriff, mit dem man hausieren geht, wenn er ins eigene Kalkül passte.
Glaubwürdigkeit und Authentizität waren das wichtigste Kapital Norbert Blüms. So wurde er zum Vorreiter dieser neuen, sozialen CDU, wie wir sie heute kennen, die sich als letzte Volkspartei auf eine stabile, breite Wählerschaft stützen kann. Allein das macht ihn unsterblich.
RND