Kritik aus eigener Partei: AfD-Chef Chrupalla unter Druck
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16.05.22: Tino Chrupalla, Bundessprecher der AfD und Vorsitzender der AfD-Fraktion im Bundestag bei einer Bundespressekonferenz in Berlin.
© Quelle: IMAGO/Chris Emil Janßen
Berlin. Nach der zehnten Wahlniederlage für die AfD in Folge zeigte sich Parteichef Tino Chrupalla am Montag kämpferisch. Er kündigte an, die Partei weiter führen zu wollen und in Kürze ein Team für die Vorstandswahlen beim Bundesparteitag in Riesa Mitte Juni vorzustellen. Diesem würden „alle Strömungen angehören“. Er persönlich habe sich nichts vorzuwerfen. Mit dem Ergebnis bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, bei der die AfD es nur knapp wieder ins Parlament schaffte, sei er „alles andere als zufrieden“. Doch Wahlen würden „gemeinsam gewonnen und gemeinsam verloren“.
Seit 2019 verliert die AfD in den Ländern und im Bund kontinuierlich Wählerstimmen. Chrupallas Konkurrenten im Bundesvorstand fordern ihn daher zum Rückzug von der Parteispitze auf. Das wieder In der AfD verstärken andere Führungsmitglieder nach den Verlusten bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen den Druck auf Chrupalla. Vorstandsmitglied Joana Cotar sprach sich am Montag dagegen aus, dass Chrupalla im nächsten Monat noch einmal für den Chefposten antritt. „Mit Tino Chrupalla endete die Erfolgsgeschichte der AfD. Er bildet weder die gesamte Partei ab noch überzeugt er bei den Wählern. Darum darf er als Bundessprecher nicht noch einmal antreten“, erklärte Cotar. Die Bundestagsabgeordnete forderte „unverbrauchte Köpfe an der Spitze der Partei“.
Bei der Wahl in NRW kam sie am Sonntag mit 5,4 Prozent (-2,0) nur knapp über die Fünf-Prozent-Hürde. Kritisch äußerte sich auch das Bundesvorstandsmitglied Alexander Wolf, wegen Chrupallas Haltung zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. „Wir werden zunehmend als Außenseiter wahrgenommen. „Frieden schaffen ohne Waffen“ ist eine Kirchentagsparole, nicht die Position der AfD. Dieser Kurs von Tino Chrupalla ist ein Irrweg, der die AfD fast eine weitere Landtagsfraktion gekostet hätte.“
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© Quelle: RND
Chrupalla beklagte sich über die „Kakophonie“ im Bundesvorstand. Drastisch formulierte der Sachse: „Das ist wie früher beim Camping. Da haben sich immer diejenigen beschwert, dass es nass im Zelt ist. Und das waren diejenigen, die auch ins Zelt hineingepinkelt haben. Und das muss aufhören.“ Er sei es leid, dass ihm als einzigem Ost-Sozialisierten im Bundesvorstand die Verantwortung für die Wahlniederlagen im Westen zugeschoben werde. Bis zum Januar habe er die Partei mit dem dann ausgetretene Jörg Meuthen geführt, „das war eine eher destruktive Zusammenarbeit, ich wurde immer von ihm gequält“.
Der nächste Bundesvorstand müsse konstruktiver arbeiten und Hierarchien einhalten, forderte Chrupalla. In der Kommunikation nach außen müsse die Parteilinie gelten.
„Anpasserei bringt nichts“, sagte Chrupalla zur künftigen Positionierung der AfD. In ihrer Ablehnung von Waffenlieferungen an die Ukraine und einem Energieembargo gegen Russland sei die AfD die „einzige Friedenspartei“. Nach seiner Sicht auf den russischen Außenminister Sergej Lawrow gefragt, den Chrupalla 2020 in Moskau traf, sagte: „Ich kritisiere seine Kriegsrhetorik genauso wie die deutscher Politik oder die des ukrainischen Botschafters Herrn Melnyk. Ich stehe in diesem Konflikt auf keiner Seite.“
RND/jps/dpa