Nie mehr weiße Weihnachten?
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Ein Kind läuft mit einem bunten Regenschirm über den Stuttgarter Weihnachtsmarkt.
© Quelle: Tom Weller/dpa
Liebe Leserinnen und Leser,
UN-Chef António Guterres ist ein Mann der starken Worte. Auf dem Weltklimagipfel warnte er: „Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle – mit dem Fuß auf dem Gaspedal.“ Angesichts eines Reports zu gesundheitlichen Folgen der Erderwärmung sagte er: „Die Klimakrise bringt uns um.“ Und nun, auf dem Weltnaturgipfel, der diese Woche in Montreal begonnen hat, mahnte er: Mit dem bodenlosen Appetit auf unkontrolliertes und ungleiches wirtschaftliches Wachstum sei die Menschheit zu einer „Massenvernichtungswaffe geworden“. Die drastischen Worte, die Guterres wählt, zeigen, wie dringlich der Kampf gegen die Klimakrise ist.
Diese Dringlichkeit spüren derzeit viele Menschen. Für gewöhnlich ist in Deutschland die Aufmerksamkeit für Klimathemen vor allem im Sommer groß. Doch diesen Winter ist das anders. Das liegt zum einen am politischen Terminkalender, bei dem auf die Weltklimakonferenz der Weltnaturgipfel folgt. Auch die vielen Protestaktionen der Letzten Generation tragen dazu bei.
Und schließlich sind in diesen Wochen auch die Auswirkungen der Erderwärmung deutlich zu spüren: Der Herbst war sehr warm. Und jetzt, wo es auf Weihnachten zugeht, fragen sich viele: Wird es zu Weihnachten schneien? Ganz genau sagen kann man das noch nicht. Was aber klar ist: Weiße Weihnachten werden immer seltener, wie Laura Beigel im Faktencheck der Woche zeigt.
Faktencheck der Woche
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Die letzte flächendeckende weiße Weihnacht in Deutschland liegt schon etwas zurück: Im Jahr 2010 gab es einen extrem kalten Winter. Hier ein Bild aus Dresden, aufgenommen am 18. Dezember.
© Quelle: Matthias Hiekel/dpa
Wird es dieses Jahr weiße Weihnachten geben?
Noch lässt sich dazu nichts sagen. Frühestens zehn Tage vor den Feiertagen lasse sich abschätzen, ob es schneit und ob der Schnee auch liegenbleibt, sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Das liege an dem „chaotischen System, das unsere Atmosphäre darstellt“. Dadurch lässt sich das Wetter nie ganz genau voraussagen, sondern immer nur näherungsweise modellieren. Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass weiße Weihnachten immer seltener werden.
Warum?
Schuld ist der Klimawandel. „Die wärmeren Temperaturen führen dazu, dass die Schneefallgrenze ansteigt im Mittel“, sagt Friedrich. „Das heißt, dass die Niederschläge in den Niederungen, in den Bergregionen und in den tieferen Lagen immer häufiger als Regen fallen und das führt dazu, dass die Häufigkeit für weiße Weihnachten immer weiter abnimmt.“
Verglichen mit den Jahren 1961 bis 1990 sanken die Chancen auf weiße Weihnachten im Zeitraum 1991 bis 2020 um 52 Prozent, wie der DWD ausgerechnet hat. Die Behörde erwartet auch dieses Mal wieder einen milden Winter. Die Mitteltemperatur könnte ersten Modellrechnungen zufolge mindestens zwei Grad Celsius erreichen. Damit würde der Winter zu den 33 Prozent der mildesten Winter der Referenzperiode 1991 bis 2020 gehören.
Weniger Schnee, mildere Winter – welche Folgen hat das?
Dass die Winter wärmer werden und weiße Winterlandschaften verschwinden, hat zum Beispiel Folgen für den Wintersport. Um Ski fahren zu können, muss auf den Pisten künstlicher Schnee eingesetzt werden, der der Umwelt schadet. Auch für den Wasserhaushalt spielt Schnee eine Rolle: Er erneuert die Grundwasserreserven, die für die Trinkwasserversorgung und die Landwirtschaft essenziell sind. Und auch für das Klima ist Schnee ein wichtiger Faktor.
Inwiefern?
Die weißen Schneedecken haben eine große Albedo, also ein großes Rückstrahlvermögen. Einfallendes Sonnenlicht wird vom Schnee also reflektiert, was dafür sorgt, dass sich der Boden nicht so schnell erwärmt. Je kleiner die Schneedecken werden, desto geringer ist die kühlende Wirkung.
Wird es in Zukunft gar keinen Schnee mehr zu Weihnachten geben?
„Unsere Kinder und Enkelkinder werden noch mal weiße Weihnachten erleben“, ist DWD-Sprecher Friedrich überzeugt. „Vielleicht dann aber nur noch ein- bis zweimal in ihrem Leben und nicht mehr alle zehn Jahre wie jetzt.“
Klimamodelle wie die des Alfred-Wegener-Instituts sagen voraus, dass es bei einer globalen Erwärmung um zwei Grad Celsius im Nordosten Deutschlands nur noch alle 12 bis 20 Jahre Schnee zu den Feiertagen geben würde. Bei einer Erwärmung um drei Grad Celsius wären es alle 20 bis 50 Jahre, bei vier Grad Celsius nur noch etwa alle 50 Jahre. Wer dann Schnee an allen Weihnachtstagen genießen möchte, müsste dafür nach Norwegen, Russland oder in die Alpen reisen.
Infografik der Woche
In fast allen Regionen Deutschlands fällt an Weihnachten mittlerweile deutlich seltener Schnee als noch vor 50 Jahren. Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine Datenauswertung des RND zeigt, wie es in Ihrer Region aussieht:
Verbrauchertipp der Woche
Jedes Jahr stehen wir vor dem gleichen Problem: Weihnachtsgeschenke für die Liebsten müssen her. Freude bringen sollen sie – und im besten Fall noch nützlich sein. In diesem Jahr sorgen die steigenden Energiepreise nicht nur für ein geringeres Geschenkbudget, sondern auch für Inspiration. Talisa Moser hat zehn Geschenkideen herausgesucht, die Energie sparen.
Die gute Nachricht
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„Eine kleine biologische Sensation“: Mitten in Hannover ist eine echte Wildkatze in eine Wildtierkamerafalle getappt.
© Quelle: Jochen Imsen
Die Europäische Wildkatze gilt in Mitteleuropa als fast ausgerottet, nur langsam erholen sich die Bestände. Nun haben Jäger jedoch eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Videoaufnahmen einer Kamerafalle zeigen eine echte Wildkatze – mitten in Hannover.
Aktuelle Hintergründe
Bild der Woche
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Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation demonstrierten am 8.12.2022 vor dem Stacheldrahtzaun des Münchner Flughafens und auf dem Rollfeld für die Wiedereinführung des 9-Euro-Ticket und ein Tempolimit von 100 km/h auf deutschen Autobahnen.
© Quelle: IMAGO/aal.photo
Termine
Sonntag, 11. Dezember, Japan: 25. Jahrestag der Einigung auf eine Reduzierung von Treibhausgasen beim Klimagipfel von Kyoto: Delegierte aus 160 Ländern verabschieden auf der Weltklimakonferenz im japanischen Kyoto ein Abkommen zur Reduzierung der Treibhausgase. Das Kyoto-Protokoll tritt 2005 in Kraft.
Dienstag, 13. Dezember, Kourou: Die europäische Raumfahrtbehörde Esa will den neuen Wettersatelliten Meteosat Third Generation Imager-1 ins All bringen. Er ist der erste Satellit einer neuen Generation von Wettersatelliten und soll deutlich besser bei der frühzeitigen Erkennung und Vorhersagung von sich schnell verändernden Wetterlagen wie zum Beispiel schweren Gewittern sein.
Dienstag, 13. Dezember, London: Voraussichtliche Anhörung im Verfahren gegen zwei Frauen, die ein van-Gogh-Gemälde mit Tomatensuppe beworfen hatten.
Falls Sie Anregungen oder Kritik haben, melden Sie sich gern direkt bei unserem Redaktionsteam: klima@rnd.de. Wir freuen uns auf Ihr Feedback!
Nachhaltige Grüße,
Anna Schughart und Laura Beigel
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