Richterbund: Bundesregierung muss Tempo für neuen Rechtsstaatspakt erhöhen
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Sven Rebehn ist der Geschäftsführer des Deutschen Richterbundes.
© Quelle: Konrad-Adenauer-Stiftung
Berlin. Vor einem Spitzentreffen, bei dem Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) am Freitag mit Justizministerinnen und ‑ministern mehrerer Bundesländer über die Ausgestaltung eines neuen Rechtsstaatspaktes sprechen will, hat der Deutsche Richterbund (DRB) mehr Tempo seitens der Bundesregierung angemahnt. „Das bisherige Umsetzungstempo der Bundesregierung beim Rechtsstaatspakt 2.0 passt nicht zur Dringlichkeit der Aufgabe“, sagte DRB-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„Eine immer längere Verfahrensdauer der Gerichte und eine wachsende Zahl von U‑Haftentlassungen wegen zu langer Verfahren sind nur zwei Symptome für die nach wie vor hohe Arbeitsbelastung der Strafjustiz“, sagte Rebehn. Die durchschnittliche Dauer erstinstanzlicher Strafverfahren vor den Landgerichten sei auf einen neuen Höchstwert von 8,2 Monaten gestiegen. Im Zehn-Jahres-Vergleich hätten sich Strafprozesse vor den Landgerichten damit um fast zwei Monate verlängert.
„Die Ampelkoalition ist gefordert, jetzt möglichst schnell Vorschläge zur Umsetzung des versprochenen Rechtsstaats- und Digitalpakts vorzulegen“, sagte Rebehn. Es sei eine gesamtstaatliche Kernaufgabe, eine effektive Rechtsgewährung durch eine leistungsfähige Justiz sicherzustellen. Hier seien Bund und Länder gemeinsam gefordert.
Kritik vom Richterbund
„Mit etwaigen Einsparungen der Länder durch die vorgeschlagenen Gesetzesänderungen bei der Ersatzfreiheitsstrafe, die der Bundesjustizminister jetzt im Bundestag ins Schaufenster gestellt hat, wäre es sicher nicht getan“, kritisierte Richterbund-Geschäftsführer Rebehn. Tatsächlich sei kaum vorherzusagen, in welcher Größenordnung die Landeshaushalte durch den Reformvorschlag der Ampel entlastet würden. „Der Gesetzentwurf basiert auf Zahlen von 2019, die für die Zukunft wenig Aussagekraft haben“, so Rebehn. „Die Gesetzesbegründung räumt ein, dass sich mögliche Einsparpotenziale nicht genau vorhersagen lassen, und arbeitet mit groben Schätzwerten im Konjunktiv“, bemängelte er. Damit lasse sich nicht belastbar planen.
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Die Bundesländer dringen auf die Verlängerung des Rechtsstaatpaktes, mit dem sich Bund und Länder 2017 auf eine verbesserte Zusammenarbeit in Justizangelegenheiten geeinigt hatten. Die Ampelparteien haben in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, den Rechtsstaatspakt verstetigen und um einen Digitalpakt erweitern zu wollen. Die Länder fordern insbesondere mehr finanzielle Unterstützung durch den Bund.