Neuer Bericht: Was Heroin, Kokain und andere Drogen kosten
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Über der Flamme eines Feuerzeuges kocht ein Drogensüchtiger eine Portion Heroin in einem Löffel auf, um sich die Droge anschließend zu spritzen.
© Quelle: Boris Roessler/dpa
Berlin. Mit harten Drogen wie Heroin, Kokain, Crack oder Crystal Meth ruinieren sich Zehntausende Menschen in Deutschland Jahr für Jahr ihr Leben. Viele begehen Straftaten, um ihre Sucht bezahlen zu können. Aber was kosten die Drogen überhaupt auf der Straße? Der gerade veröffentlichte Jahresbericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) für 2018/2019, der sogenannte Reitox-Bericht, gibt detailliert Auskunft über die Preisentwicklung auf dem illegalen Markt. Die vom RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) ausgewerteten Informationen zeigen, dass die Preise bei vielen Drogen immer weiter sinken, zum Teil sogar drastisch.
Nach den neusten zur Verfügung stehenden Daten aus dem Jahr 2018 kostete in Deutschland ein Gramm Kokain auf der Straße etwa 70 Euro. Im Jahr davor waren es noch fast 72 Euro. Für eine Tablette Ecstasy mussten etwa sieben Euro bezahlt werden, 2017 waren es noch fast 8 Euro. Der Preis für ein Gramm Cannabisharz sank von 9,50 Euro auf 9 Euro. Der deutlichste Preisverfall wurde bei Crack beobachtet. Ein Gramm kostete statt 73 Euro nur noch 50 Euro, was einem Rückgang um immerhin 32 Prozent entspricht. Allerdings wird in dem Bericht darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Durchschnittswert möglicherweise nicht repräsentativ ist, weil er nur auf den Daten aus weniger als fünf Bundesländern basiert.
Heroin wurde laut dem Bericht teurer. Der Grammpreis betrug 44 statt 42,50 Euro. Nach einem Rückgang im Jahr davor stieg auch der Preis für Crystal Meth wieder. 2018 mussten für ein Gramm 84 statt 78 Euro bezahlt werden. LSD kostete mit 10 Euro statt 9,50 Euro pro Gramm etwas mehr. Für Marihuana bezahlten die Käufer ebenfalls geringfügig mehr. Der Grammpreis stieg im Schnitt von 10 Euro auf 10,20 Euro. Als Quelle für diese Zahlen nennt der Bericht das Bundeskriminalamt.
Preisanstieg auf lange Sicht
Warum die Preise gesunken oder gestiegen sind, wird in dem Bericht nicht erklärt. Es wird aber darauf verwiesen, dass die Preise im Zehnjahresvergleich bei fast allen illegalen Drogen nach oben gegangen sind. So wurde zum Beispiel Heroin seit 2009 um 19 Prozent teurer, der Preis für Cannabis und Marihuana stieg sogar um etwa 30 Prozent. Das könnte mit einer wachsenden Nachfrage zusammenhängen. Im Langzeitvergleich wurde nur bei Crack ein Rückgang registriert.
Ein Kilogramm - 50.000 Euro Gewinn
Aus dem Bericht geht auch hervor, wie profitabel das Drogengeschäft für Dealer ist. So kostete den Angaben zufolge ein Kilogramm Kokain 2018 im „Großhandel“ (gemeint sind gehandelte Mengen zwischen 500 Gramm und 1,5 Kilogramm) rund 43.000 Euro. Verkauft der Händler den Stoff auf der Straße grammweise, erzielt er damit einen Gewinn von mehr als 30.000 Euro, wenn man die angegebenen Zahlen ansetzt. Noch größer sind die Gewinnspannen offenbar beim extrem gefährlichen Crystal Meth: Mit einem Kilogramm kann ein Dealer laut den Daten über 50.000 Euro Gewinn einstreichen. Aber auch mit Marihuana und Cannabisharz lässt sich viel Geld verdienen. So kostete beispielsweise ein Kilogramm Marihuana 2018 im „Großhandel“ ungefähr 5000 Euro. In kleinen Mengen verkauft, errechnet sich bei einem Grammpreis von 10 Euro ein Gewinn von 5000 Euro.
Wirkstoffgehalt steigt
Aufschlussreich sind auch die ermittelten Reinheitsgrade: Danach stieg der Wirkstoffgehalt in vielen Drogen an – was die Gefährlichkeit erhöht. Bei Kokain wuchs er zwischen 2011 und 2018 von 38 auf 77 Prozent. Ein ähnlicher Trend wurde auch bei Cannabis beobachtet. Bei Blütenständen erhöhte sich der Anteil des Wirkstoffes THC von 11 auf 13 Prozent. Bei Cannabisharz wuchs der THC-Gehalt zwischen 2010 und 2018 sogar von 7 auf nunmehr fast 17 Prozent. „Somit ist seit 2016 zu verzeichnen, dass Cannabisharz potenter als die Blütenstände der Cannabispflanze ist“, heißt es in dem Bericht.
Der gestiegene THC-Gehalt wird von Gegnern einer Cannabislegalisierung immer wieder als eines der Argumente für ein Festhalten am Verbot angeführt. Dennoch ist in den vergangenen Monaten Bewegung in die Debatte gekommen, auch in der großen Koalition. So hatte die neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), einen Neustart in der Cannabispolitik angekündigt. In der SPD gibt es schon seit Längerem Bemühungen, den Konsum von Cannabis zu entkriminalisieren.