Neue Daten: Geschlechterparität in der Bundeswehr erst in 80 Jahren

Eine Soldatin der Bundeswehr vor ihren Kameraden (Symbolfoto).

Eine Soldatin der Bundeswehr vor ihren Kameraden (Symbolfoto).

Brüssel. Obwohl Frauen ungefähr die Hälfte der Weltbevölkerung stellen, wächst ihr Anteil in der traditionellen Männerdomäne der Außenpolitik und Verteidigung nur im Schneckentempo. Neueste Daten zeigen: Wenn es in dieser Geschwindigkeit weitergeht, dann dauert es noch 80 Jahre, bis in der Bundeswehr ebenso viele Frauen wie Männer Uniform tragen. „Das ist schon frustrierend“, sagt die Autorin einer neuen Studie zur Gleichstellung von Frauen und Männern. In anderen Ländern wird es zum Teil noch erheblich länger dauern.

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Die Friedensforscherin und Grünen-Europaabgeordnete Hannah Neumann hat in ihrem sogenannten Shecurity-Index erstmals Daten über den Anteil von Frauen in der Außen- und Sicherheitspolitik, im Militär und der Polizei sowie in der Diplomatie und in der Rüstungsindustrie gebündelt. Untersucht wurden Daten aus den EU-Mitgliedsstaaten und den G20-Staaten.

Belgierinnen müssen noch 1881 Jahre warten

Die wichtigste Erkenntnis: Zwar ist der Anteil von Frauen in den von Männern dominierten Politikfeldern in den vergangenen 20 Jahren in der Regel gestiegen. Doch das Tempo des Anstiegs war sehr niedrig.

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In Deutschland etwa wird es noch 66 Jahre dauern, bis ebenso viele Frauen wie Männer im Verteidigungsausschuss des Bundestags sitzen werden – wenn es mit der bisherigen Geschwindigkeit weitergeht. Bei der Polizei könnte es schon in 45 Jahren soweit sein.

RND-Videoschalte: Im Schneckentempo zur Gleichstellung

Wenn mehr Frauen über Krieg und Frieden entscheiden dürften, würde es weniger Kriege geben, so Friedensforscherin und Grünen-Europaabgeordnete Hannah Neumann.

80 Jahre dagegen wird es noch dauern, bis Geschlechterparität in der Bundeswehr herrscht. An dieser langen Zeitspanne hat auch die Tatsache wenig verändert, dass in Deutschland seit Ende 2013 eine Frau das Verteidigungsministerium leitet. Erst war es Ursula von der Leyen, die heute EU-Kommissionspräsidentin ist. Ihre Nachfolgerin ist Noch-CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Aber mit einer potenziellen Wartezeit von 80 Jahren steht Deutschland noch vergleichsweise gut da. Aus der Datensammlung geht hervor, dass es noch 465 Jahre dauern wird, bis in der Nato ebenso viele Frauen wie Männer Uniform tragen. Besonders langsam geht die Gleichstellung im belgischen Militär voran. Dort wird es der Studie zufolge noch 1881 Jahre dauern, bis eine Parität der Geschlechter erreicht ist.

Nur wenig Botschafterinnen

Im Vergleich zu anderen großen Industrienationen sitzen in Deutschland auch vergleichsweise wenige Frauen in den Vorständen von Rüstungsunternehmen. Hierzulande sind es gerade einmal 5,8 Prozent, in den USA dagegen liegt der Wert bei 23 Prozent.

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Auch in der Diplomatie sind Frauen auf der wichtigen Ebene der Botschafterinnen und Botschafter nur in vergleichsweise geringer Zahl vertreten. Lediglich 18 Prozent der deutschen Botschaften werden von einer Frau geführt. In Belgien sind es nur elf Prozent.

Es fällt auf, dass es Frauen in der Diplomatie offenbar sehr schwer haben, auf wichtige Posten zu gelangen. So macht der Frauenanteil im Auswärtigen Dienst der EU zwar 45 Prozent aus. Doch wird nur ein Viertel aller EU-Botschaften in der Welt von Frauen geleitet.

In Schweden dagegen ist mit einem Frauenanteil von 48 Prozent die Gleichstellung auf Botschafterebene fast erreicht. „Das zeigt, dass es geht“, sagte die Europaabgeordnete Neumann am Dienstag bei der Vorstellung der Studie. Leider werde die Geschlechterparität nicht in allen Staaten als Priorität angesehen.

Veraltetes Rollenbild im Militär

Das sei falsch, sagte Neumann. Es sei belegt, dass etwa Friedensverträge länger hielten, wenn Frauen an den Verhandlungen beteiligt seien. Auch müsse das Militär sein veraltetes Rollenbild verändern. Neumann: „Eine gute Soldatin ist eine Frau nicht nur dann, wenn sie mit schwerem Gepäck auf dem Rücken lange marschieren kann.“

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Ein Beispiel sei etwa die inzwischen eingestellte EU-Seenotrettungsmission Sophia im Mittelmeer gewesen, sagte die Europaabgeordnete. Die Männer hätten vor dem Einsatz viel über die Bewaffnung debattiert, die für den Einsatz nötig sei. Es seien aber die Frauen gewesen, die auf ein wesentliches Detail hingewiesen hätten. Neumann: „Unter den Schiffbrüchigen werden Frauen und Kinder sein. Also müssen wir auch Monatsbinden und Windeln mitnehmen.“

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