Namibia: Bundestag plant Anerkennung des deutschen Völkermords
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/MMZLT3V6G2JOUI6X6KUMM2W47U.jpg)
Verhungernde Herero, von den deutschen Truppen vorsätzlich in die Wüste getrieben.
© Quelle: Bernard & Graefe
Berlin. Eine Einigung im Streit über Deutschlands Verantwortung für den Völkermord an den Herero und Nama in Namibia steht kurz bevor. „Wir haben in vielen Punkten Übereinstimmung erzielt“, sagte Ruprecht Polenz, offizieller Vertreter der Bundesregierung für die Verhandlungen, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Jetzt warte ich auf eine Rückmeldung der neuen namibischen Regierung und dann auch der Bundesregierung.“ In Namibia wurden am Mittwoch inmitten einer schweren Wirtschaftskrise ein neues Parlament und ein neues Staatsoberhaupt gewählt.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/QSO54I6TWFZQQEIAPN4AXJFITU.jpg)
Ex-CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz verhandelt mit der namibischen Regierung.
© Quelle: imago/Metodi Popow
Bis 1918 war das damalige Deutsch-Südwestafrika deutsche Kolonie. Zwischen 1904 und 1908 wurden Zehntausende Angehörige der Volksgruppen der Herero und Nama von deutschen Schutztruppen ermordet oder in die wasserlose Omaheke-Wüste getrieben, wo sie verdursteten. Vertreter der Herero und Nama fordern individuelle Entschädigungen und ziehen gegen die Bundesrepublik vor Gericht.
Die Bundesregierung will laut Polenz einen anderen Weg gehen. Dem RND sagte er: „Wir werden mit substanziellen Summen unserer historischen Verantwortung gerecht. Wir lehnen es aber ab, an die Urenkelgeneration individuelle Entschädigungen zu zahlen.“ Verhandelt sei ein „Pakt für besonders betroffene Gemeinden, also den Siedlungsgebieten der Herero und Nama, um Wunden aus der damaligen Zeit zu heilen“, sagte der frühere CDU-Generalsekretär. „Dabei geht es um berufliche Bildung, preiswerten Wohnraum, Gesundheitsversorgung, Elektrizitätsversorgung mit erneuerbaren Energien und eine Mitwirkung an der Landreform.“
In einer gemeinsamen Erklärung, die von den beiden Parlamenten verabschiedet werden soll, ist erstmals offiziell von Völkermord die Rede, gab Polenz bekannt.
Zudem soll eine Stiftung für gemeinsame Erinnerungskultur gegründet werden, „um auch den Deutschen die dunklen Seiten der Kolonialgeschichte nahezubringen – einer Kolonialgeschichte, von der viele ja heute der Auffassung sind, dass es sie gar nicht wirklich gegeben hat“, sagte Polenz.