Nach Anschlagsserie und Zusammenstößen

Der Nahost-Konflikt spitzt sich wieder zu

21.04.2022, Palästinensische Autonomiegebiete, Gaza-Stadt: Mitglieder der Izz al-Din al-Qassam-Brigaden, der militärischen Flügel der islamistischen Hamas, verteilen während des Fastenmonats Ramadan vor Sonnenuntergang Datteln und Wasser an Menschen auf der Straße.

21.04.2022, Palästinensische Autonomiegebiete, Gaza-Stadt: Mitglieder der Izz al-Din al-Qassam-Brigaden, der militärischen Flügel der islamistischen Hamas, verteilen während des Fastenmonats Ramadan vor Sonnenuntergang Datteln und Wasser an Menschen auf der Straße.

Jerusalem. Erst am Freitag kam es rund um den Tempelberg in Jerusalem erneut zu Zusammenstößen zwischen palästinensischen Demonstranten und der israelischen Polizei. Der Vorfall reiht sich in eine Serie aus Anschlägen und Konfrontationen ein – Spitzt sich der Nahost-Konflikt wieder zu?

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Dass die Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern zunehmen konnte, war erwartet worden. Bereits in den Wochen vor dem jüdischen Pessachfest, dem christlichen Osterfest und dem muslimischen Fastenmonat Ramadan hatten Israel und Vertreter der Palästinenser darüber gesprochen, wie die Lage entspannt werden könne. Israel hob Beschränkungen der Bewegungsfreiheit für Palästinenser zum Teil auf und erteilte Tausende Arbeitsgenehmigungen. Die Polizei gab an, sie werde dafür sorgen, dass alle Menschen in Frieden beten könnten.

Erneuter Gewaltausbruch in Jerusalem: Auseinandersetzungen in Israel halten an

Bei Auseinandersetzungen zwischen palästinensischen Demonstranten und der israelischen Polizei am Tempelberg gab es Festnahmen und Verletzte.

Ziel der Beratungen war es, keine Gewalt wie im vergangenen Jahr zu erleben. Damals hatten wochenlange Proteste und Zusammenstöße in Jerusalem zu einem elftägigen Krieg zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen geführt.

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Trotzdem gab es auch in diesem Jahr große Gewalt. In Israel hat seit Ende März die schlimmste Serie von Anschlägen seit Jahren erlebt. Israelische Soldaten machten sich daran, Personen im von Israel besetzten Westjordanland festzunehmen. Dadurch kam es zu Feuergefechten. Auf dem Gelände in der Altstadt von Jerusalem, das sowohl Juden als auch Muslimen heilig ist, hat es Auseinandersetzungen gegeben. Aus dem Gazastreifen wurden Raketen auf Israel abgefeuert.

Eine Serie von Anschlägen

Ein palästinensischer Bürger Israels tötete am 22. März vier Menschen in der Stadt Beerscheva. Bei weiteren Anschlägen von Palästinensern im Laufe der folgenden drei Wochen wurden zehn weitere Menschen getötet. Tatort war unter anderem Tel Aviv.

Bei Razzien im Westjordanland hat Israel Dutzende Menschen festgenommen. Palästinenser warfen Steine und Brandbomben. In der Stadt Dschenin gab es Feuergefechte.

TEL AVIV, ISRAEL - APRIL 07:  Israeli police and army forces hunt for a gunman after a shooting terror attack on Dizengoff street on April 7, 2022 in Tel Aviv, Israel. At least two people have been killed and eight seriously wounded after a suspected terrorist opened fire on a crowd in Dizengoff Street, one of the Israeli city's busiest streets known for its bars and restaurants.  At the end of March a series of terror attacks within eight days left 11 people dead and put Israeli security forces on high alert. The start of Ramadan often heralds an increase in attacks by Palestinians on Israel.  (Photo by Amir Levy/Getty Images)

TEL AVIV, ISRAEL - APRIL 07: Israeli police and army forces hunt for a gunman after a shooting terror attack on Dizengoff street on April 7, 2022 in Tel Aviv, Israel. At least two people have been killed and eight seriously wounded after a suspected terrorist opened fire on a crowd in Dizengoff Street, one of the Israeli city's busiest streets known for its bars and restaurants. At the end of March a series of terror attacks within eight days left 11 people dead and put Israeli security forces on high alert. The start of Ramadan often heralds an increase in attacks by Palestinians on Israel. (Photo by Amir Levy/Getty Images)

Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP sind mindestens 26 Palästinenser getötet worden, darunter die Angreifer. Unter den Toten waren auch ein Anwalt und eine 18-Jährige, die offenbar an der Gewalt unbeteiligt waren. Zudem wurde eine unbewaffnete Frau an einem Kontrollpunkt erschossen.

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Zusammenstöße in Jerusalem

Auf dem Gelände der Al-Aksa-Moschee in der Altstadt von Jerusalem hat es am 15. April Zusammenstöße zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei gegeben. Die Polizei erklärte, Palästinenser hätten Steine auf sie geworfen. Palästinenser warfen Polizisten vor, übermäßige Gewalt eingesetzt zu haben. Die Polizei nutzte Gummigeschosse und Blendgranaten. Palästinenser warfen mit Steinen und Feuerwerkskörpern. Mehr als 150 Palästinenser und drei israelische Polizisten wurden verletzt. Die israelische Polizei stürmte auch die Al-Aksa-Moschee, um mutmaßliche Steinwerfer festzunehmen.

15.04.2022, Israel, Jerusalem: Palästinenser stoßen auf dem Gelände der Al-Aksa-Moschee in der Altstadt von Jerusalem mit israelischen Sicherheitskräften zusammen.

15.04.2022, Israel, Jerusalem: Palästinenser stoßen auf dem Gelände der Al-Aksa-Moschee in der Altstadt von Jerusalem mit israelischen Sicherheitskräften zusammen.

Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett warf der Hamas vor, eine „Anstiftungskampagne“ gegen das Land anzuführen. „Israel tut alles, damit alle Völker, wie immer, die Feiertage in Sicherheit zelebrieren können - Juden, Muslime und Christen“, teilte Bennett in dieser Woche mit.

Am Freitag sind in der Jerusalemer Altstadt erneut zahlreiche Menschen bei neuen Konfrontationen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften auf dem Tempelberg verletzt worden. Der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond meldete am Freitag 31 verletzte Palästinenser, davon seien 14 in Krankenhäusern behandelt worden. Seit einer Woche ist es immer wieder zu Zusammenstößen auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) gekommen.

Konflikt flammt wieder auf

Palästinensische Extremisten haben am Montagabend eine Rakete auf den Süden Israels abgefeuert. Das israelische Militär fing das Geschoss ab und flog Luftangriffe. Es gab keine Verletzten. Es war der erste Raketenangriff auf Israel seit Monaten. Das Militär teilte am Donnerstag mit, dass zwei weitere Raketen über Nacht gestartet worden seien. Israel flog weitere Luftangriffe.

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21.04.2022, Palästinensische Autonomiegebiete, Gaza: Das israelische Raketenabwehrsystem Iron Dome fängt Raketen ab, die aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert werden, aufgenommen vom Territorium der Palästinensische Autonomiegebiete. Neuer Raketenbeschuss auf Israel und Angriffe der israelischen Luftwaffe auf Ziele der islamistischen Hamas im Gazastreifen schüren die Sorge vor einer weiteren Eskalation

21.04.2022, Palästinensische Autonomiegebiete, Gaza: Das israelische Raketenabwehrsystem Iron Dome fängt Raketen ab, die aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert werden, aufgenommen vom Territorium der Palästinensische Autonomiegebiete. Neuer Raketenbeschuss auf Israel und Angriffe der israelischen Luftwaffe auf Ziele der islamistischen Hamas im Gazastreifen schüren die Sorge vor einer weiteren Eskalation

Israel hat mit Ägypten zusammen eine Blockade gegen den Gazastreifen verhängt, nachdem die Hamas vor 15 Jahren die Macht von rivalisierenden Palästinensern übernommen hatte. Israel und die Hamas haben seit 2008 vier Kriege gegeneinander geführt. Beim Krieg im vergangenen Jahr wurden nach UN-Angaben mehr als 250 Palästinenser getötet, darunter 129 Zivilisten. In Israel wurden 14 Menschen getötet.

Israel und westliche Länder stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Die Hamas erkennt Israel nicht an. Sie hat im Laufe der Jahre zahlreiche tödliche Angriffe auf israelische Zivilisten verübt.

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Von den rund zwei Millionen Palästinensern im Gazastreifen sind etwa die Hälfte Nachfahren von Flüchtlingen, die einst Gegenden verlassen haben, die heute zu Israel gehören. Die Vorfahren flüchteten während des Kriegs 1948, der mit der Gründung von Israel in Verbindung steht, oder wurden vertrieben.

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1967 eroberte Israel das Westjordanland, Ost-Jerusalem und den Gazastreifen. Die Palästinenser wollen, dass alle drei Gebiete Teil eines künftigen palästinensischen Staats werden. Rund 60 Prozent der Palästinenser in diesen Gebieten sind unter 30. Viele können sich kaum oder gar nicht an den Nahost-Friedensprozess erinnern, der vor mehr als zwölf Jahren stoppte.

„Wir haben es mit einer sehr radikalisierten Generation zu tun“, sagte der Politikwissenschaftler Mchaimar Abussada von der Al-Ashar-Universität im Gazastreifen. „Es ist ihnen eigentlich egal, ob wir in einen weiteren Krieg mit Israel gehen oder nicht, ob es wegen Al-Aksa oder irgendeiner anderen Sache ist.“

RND/AP/dpa/hyd

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