Israel tötet gezielt Militärkommandeur des Islamischen Dschihad im Gazastreifen
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Ein Wohnhaus in Gaza-Stadt, das bei einem israelischen Luftangriff zerstört worden ist, liegt in Trümmern. (Archivfoto)
© Quelle: Mohammed Talatene/dpa
Gaza. Israels Armee hat am Montag nach eigenen Angaben einen ranghohen Militärkommandeur der Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad im Gazastreifen getötet. Der Angriff galt den Angaben zufolge Hasem Abu Harbid, Leiter des nördlichen Kommandos der militanten Organisation. Er sei für mehrere Anschläge auf israelische Zivilisten und Soldaten sowie für Raketenangriffe auf Israel verantwortlich.
Israelische Luftangriffe töten Anführer des „Islamischen Dschihad“ und mehrere Zivilisten
Am Montag äußerten sich Regierungssprecher Steffen Seibert, Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Die Grünen) zur aktuellen Situation in Israel und Gaza.
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Die Häuser von neun Hamas-Kommandeuren seien zertrümmert worden. Bewohner sagten, es seien die schlimmsten Bombardements seit Beginn des Krieges am 10. Mai gewesen. Im Zuge der Direktive der israelischen Regierung, die terroristische Infrastruktur“ der Hamas zu zerstören, sei außerdem ein 15 Kilometer langer Teil des Tunnelsystems der radikalislamischen Organisation zerstört worden.
Nach Medienberichten wurden bei einem anderen gezielten Luftangriff Israels auf ein Auto im Gazastreifen drei Palästinenser getötet. Ein Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht. Militante Palästinenser beschossen nach den beiden Zwischenfällen an den Gazastreifen grenzende Gebiete sowie die Städte Beerscheva, Aschkelon und Aschdod. Ein Einwohner von Aschdod berichtete von einer heftigen Explosion in der Stadt.
2019 hatte Israel gezielt den Dschihad-Militärchef Baha Abu Al Ata getötet. Darauf folgten damals massive Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf israelische Orte und Gegenangriffe der israelischen Luftwaffe in dem Küstenstreifen. Nach einigen Tagen konnte mit Hilfe von Unterhändlern Ägyptens und der Vereinten Nationen eine Waffenruhe vereinbart werden.
Keine Aussicht auf eine Waffenruhe
Im Gegensatz dazu kamen die Bemühungen um eine Waffenruhe am Montag nicht voran. Hamas-Führer Ismail Hanija sagte, er werde keine „Lösung akzeptieren, die nicht den Opfern des palästinensischen Volks“ entspreche. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte bereits am Sonntag erklärt, die Offensive gegen die Hamas werde einige Zeit mit voller Kraft weiter gehen.
Die USA verhinderten im UN-Sicherheitsrat eine Resolution, in der zu einem „Ende der Krise in Gaza“ und dem Schutz von Zivilisten, insbesondere Kindern, aufgerufen werden sollte.
Nahost-Konflikt: Israel und Hamas setzen Angriffe fort
International liefen auch die Bemühungen um ein Ende der Gewalt weiter.
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Ägypten bemühte sich wie bei früheren Konflikten zwischen Hamas und Israel, einen Waffenstillstand zu vermitteln. Ein ägyptischer Diplomat erklärte, dabei gehe es im Wesentlichen um zwei Punkte: ein Ende der Angriffe beider Seiten und einen Stopp des israelischen Vorgehens in Jerusalem, das zu dem Konflikt beigetragen habe. Die US-Regierung solle Druck auf Israel ausüben, seine Offensive zu beenden.
USA sehen Verantwortung bei den Konfliktparteien
US-Außenminister Antony Blinken machte jedoch deutlich, dass sich Washington den Rufen nach einem sofortigen Waffenstillstand nicht anschließt. Die USA unterstützten zwar diplomatische Initiativen. „Aber letztlich liegt es an den Parteien, deutlich zu machen, dass sie einen Waffenstillstand anstreben“, sagte Blinken.
Der Bürgermeister von Gaza, Jahja Sarradsch, sagte dem Fernsehsender Al-Dschasira, die Luftangriffe hätten große Schäden an Straßen und anderer Infrastruktur angerichtet. Im Gazastreifen würden Kraftstoff und Ersatzteile knapp.
Ein Sprecher des örtlichen Energieversorgers erklärte, die Kraftstoffvorräte für das Kraftwerk, das Gaza mit Strom versorgt, reichten noch für zwei oder drei Tage. Zerstörte Leitungen könnten wegen der israelischen Angriffe derzeit nicht repariert werden.
Proteste begannen nach drohenden Zwangsräumungen von Palästinensern
Der Krieg begann vor einer Woche, als die den Gazastreifen regierende Hamas damit anfing, Raketen in Richtung Jerusalem abzufeuern, nachdem es dort wochenlang Zusammenstößen zwischen protestierenden Palästinensern und der israelischen Polizei gegeben hatte.
Die Proteste richteten sich gegen das Vorgehen der Polizei am Tempelberg und die drohende Zwangsräumung der Wohnungen von Dutzenden Palästinensern in Jerusalem.
Seit 10. Mai sind dem israelischen Militär zufolge mehr als 3200 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden, wobei zehn Menschen ums Leben kamen, unter ihnen ein Fünfjähriger. Das Militär ging davon aus, dass die Hamas zu Beginn des Konflikts etwa 15.000 Raketen gelagert hatte.
Mindestens 200 Tote auf Seite der Palästinenser
Israel reagierte mit Hunderten Luftangriffen, bei denen nach palästinensischen Angaben mindestens 200 Menschen getötet wurden, darunter 59 Kinder und 35 Frauen. Außerdem gab es etwa 1300 Verletzte. Die Zerstörungen seien schlimmer als im Gazakrieg von 2014, sagte Samir al-Chatib vom Rettungsdienst in Gaza.
Die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen gingen auch am Montag weiter. Ein Geschoss traf ein Gebäude in Aschdod, wobei es nach Polizeiangaben Verletzte gab. Außerdem starb ein Mann, der in der vergangenen Woche in Lod von einer Gruppe Palästinenser verletzt worden war. Für Dienstag waren palästinensische Staatsbürger Israels zu einem Generalstreik aufgerufen.
RND/dpa/AP