Nach Anschlag in Kabul: US-Präsident Biden droht mit Vergeltung
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Joe Biden, Präsident der USA, hält inne, als er im Ostzimmer des Weißen Hauses über die Bombenanschläge auf dem Flughafen von Kabul spricht.
© Quelle: Evan Vucci/AP/dpa
Nach dem tödlichen Anschlag in der Nähe des Flughafens von Kabul hat US-Präsident Joe Biden den dafür verantwortlichen Terroristen mit Vergeltung gedroht.
„Wir werden euch jagen und euch dafür bezahlen lassen“, sagte Biden am Donnerstag im Weißen Haus. Das US-Militär werde Einsätze gegen die für den Anschlag verantwortliche Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) durchführen, kündigte er an.
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Gleichzeitig kündigte er an, die Evakuierungen aus Afghanistan fortsetzen zu wollen. Er versicherte, die Terroristen könnten die USA nicht dazu bringen, ihre „Mission“ zu stoppen. „Wir werden sie finden, und wir werden sie da rausholen“, sagte Biden am Donnerstag (Ortszeit) in einer Ansprache im Weißen Haus in Washington mit Blick auf US-Bürger, die noch im Land seien.
Mehrere Tote nach Explosionen am Kabuler Flughafen – auch US-Streitkräfte unter den Opfern
Am Flughafen von Kabul hat es am Donnerstag zwei starke Explosionen gegeben. Dabei seien mindestens elf Menschen getötet worden.
© Quelle: Reuters
Die bei dem verheerenden Terrorangriff am Flughafen Kabul getöteten US-Soldaten bezeichnete Biden als „Helden“. „Diese amerikanischen Militärangehörigen, die ihr Leben gaben – es ist ein überstrapaziertes Wort, aber hier völlig angemessen – sie waren Helden“, sagte Biden am Donnerstag. Sie seien das „Rückgrat Amerikas“ und „das Beste, was das Land zu bieten hat“, so Biden.
Noch 1000 Amerikaner in Afghanistan
Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums haben sich mindestens zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Eine Reihe von Kämpfern der Terrormiliz IS habe anschließend das Feuer auf Zivilisten und Soldaten eröffnet, sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt. Die Evakuierungsmission in Kabul soll dennoch weiter fortgeführt werden. Die US-Regierung geht davon aus, dass noch etwa 1000 US-Amerikaner in Afghanistan sind.
Ersten Erkenntnissen nach haben sich zwei Explosionen ereignet. Eine fand ersten Informationen zufolge an einem der Flughafentore statt, eine weitere bei einem nahe gelegen Hotel. Der lokale Fernsehsender Tolo-News veröffentlichte auf Twitter Bilder, auf denen zu sehen ist, wie Verletzte in Schubkarren transportiert werden. Ein Augenzeuge erzählte dem TV-Sender, die Explosion sei sehr stark gewesen.
Die USA hätten Informationen dazu, wo sich die Drahtzieher der Anschläge aufhielten. Die USA würden auch ohne große Militäreinsätze Möglichkeiten finden, diese zur Rechenschaft zu ziehen. „Wo auch immer sie sind“, betonte Biden.
US-Militär rechnet mit weiteren Anschlägen
Die Sicherheitslage rund um den Flughafen hatte sich zuletzt noch einmal deutlich zugespitzt. Die Bundeswehr hatte bereits am Dienstag berichtet, dass zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter des IS in Kabul unterwegs seien. Ähnlich hatte sich US-Präsident Biden geäußert. Die Terrormiliz sei auch ein „erklärter Feind“ der Taliban, hatte er Anfang der Woche erklärt. Biden begründete unter anderem mit dieser Terrorgefahr auch sein Festhalten an dem Plan, die US-Truppen bis zum 31. August aus Afghanistan abzuziehen.
„Absolut niederträchtiger Anschlag“: Merkel verurteilt Selbstmordattentat an Kabuler Flughafen
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt sich erschüttert über den Selbstmordanschlag am Flughafen in Kabul. Dort gab es bei Explosionen mehrere Tote.
© Quelle: Reuters
Das US-Militär rechnet auch weiter mit Anschlägen. „Wir glauben, es ist ihr Wunsch, diese Angriffe fortzusetzen, und wir rechnen damit, dass sich diese Angriffe fortsetzen werden“, sagte McKenzie. Tausende Menschen versuchen aus Angst vor den Taliban ins Ausland zu fliehen. Seit mehr als einer Woche versammeln sie sich rund um verschiedene Eingänge des Flughafens, um auf einen Evakuierungsflug zu kommen. Dabei herrschten rund um den Flughafen dramatische Zustände.
Die deutsche Luftwaffe flog am Donnerstag alle Bundeswehrsoldaten, Diplomaten und verbliebenen Polizisten aus dem Krisenstaat aus, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) nach dem Start der letzten Maschine am Donnerstag sagte. Laut Außenminister Heiko Maas (SPD) gibt es zurzeit keine Informationen über deutsche Opfer bei dem Anschlag.
RND/dpa