Mundschutz-Pflicht in Deutschland? Erste Politiker dafür
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Supermarktkunde mit Mundschutz und Handschuhen im Berliner Stadtteil Friedenau ein: In Österreich sind Gesichtsmasken ab Mittwoch Pflicht.
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Berlin/Wien. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie ordnet Österreich eine Schutzmaskenpflicht beim Einkaufen an. Ab Mittwoch dürfen Supermärkte nur noch mit Mund- und Nasenschutz betreten werden, die von den Geschäften verteilt werden sollten, kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz an. Mittelfristig sollten die Masken an allen öffentlichen Orten getragen werden.
Zwar schützen einfache Gesichtsmasken ihre Träger nur begrenzt vor Ansteckung mit Covid19. Ein Tuch vor Mund und Nase kann aber die beim Sprechen und Husten entstehenden Tröpfchen auffangen und bietet damit einen gewissen Schutz für anderen Menschen. Masken können also einen Beitrag im Kampf gegen die Seuche leisten.
SPD-Mann Karl Lauterbach ist für die Maskenpflicht
Kommt die Tragepflicht nun auch in Deutschland? Erste Politiker sind dafür. „Aus medizinischer Sicht halte ich eine solche Bestimmung persönlich für sehr sinnvoll“, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Die Bedeutung von Masken zur Eindämmung des Corona-Virus sei anfänglich unterschätzt worden.
Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht den Nutzen. „Solche einfachen Masken, die als sogenannter Spuckschutz dienen, reduzieren das Risiko, dass man seine Mitmenschen über die sogenannte Tröpfcheninfektion ansteckt und machen insofern wirklich Sinn“, sagte der Ministerpräsident dem RND. Vor allem, wenn auch das Gegenüber eine Maske trage, verringere sich das Risiko einer Ansteckung.
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Die Regierung in Paris lobte die Verlegungen als Beispiel europäischer Solidarität. Auch aus Italien werden Patienten in die Bundesrepublik gebracht.
© Quelle: Reuters
Von einer Verpflichtung wie in Österreich wollte Kretschmann dennoch nichts wissen. „Dazu müssen wir erst die ausreichende Zahl an Masken haben, ohne dass der vorrangige Einsatz im medizinischen und pflegerischen Bereich beeinträchtigt wird, dieser hat absolute Priorität.“ Auch Lauterbach wies darauf hin, dass eine ausreichende Versorgung mit Masken Voraussetzung für eine Tragepflicht sei.
Der Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte, das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit könne man in Erwägung ziehen, „wenn wir über Ausstiegsszenarien aus den ganzen Maßnahmen nachdenken.“ Die Industrie stelle sich darauf ein, Masken zu fertigen.
Entscheiden müssten die Bundesländer
Bislang gibt es dazu in den meisten Bundesländern keine Pläne, wie eine Abfrage des RND am Montag ergab. Aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen, Berlin, Hamburg und dem Saarland hieß es unisono, derzeit sei keine derartige Regelung in Planung. Andere Länder äußerten sich nicht. Hinter vorgehaltener Hand wurde in vielen Staatskanzleien auf den bestehenden Mangel an Masken in Krankenhäusern verwiesen.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann kündigte an, das Thema am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ansprechen zu wollen.
Bis dahin würden auch einfache Vorkehrungen, wie ein selbstgenähter Mundschutz helfen, wenn man draußen unterwegs ist, sagte Kretschmann. Wichtig bleibe aber, die geltenden Abstandsregeln einzuhalten. Daran ändere auch das Tragen von Mundschutz nichts.