Konflikt von RKI und Regierung: Ob Lauterbach zu Wieler steht? „Sonst säße er hier nicht“

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) and RKI-Präsident Lothar Wieler.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) and RKI-Präsident Lothar Wieler.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, haben zusammen mit Kassenärztechef Andreas Gassen am Mittwoch erneut über die Corona-Lage in Deutschland informiert. Am Abend hatten sich Bund und Länder auf neue Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie geeinigt.

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„Wir müssen sicher mit einer fünften Welle rechnen“, sagte Lauterbach. Die Omikron-Welle lasse sich nicht mehr verhindern und werde auch in Deutschland ankommen. Darauf bereite man sich vor, sagte Lauterbach mit Blick auf die beschlossenen Corona-Maßnahmen. Sie würden zum Großteil auf die Arbeit des Expertenrates und des Gesundheitsministeriums zurückgehen. Lauterbach setzt auf eine „offensive Booster-Kampagne“ als Strategie gegen die Omikron-Welle. Bereits eine Woche nach der Booster-Impfung sehe man eine gute Wirkung. Den Schutz vor einer schweren Erkrankung schätzt Lauterbach auf mehr als 90 Prozent. Die Booster-Impfung für Kinder ist nicht zugelassen, aber wenn sie vorgenommen werde, übernehme der Bund die Haftung, so Lauterbach.

Wie viel Impfstoff steht zur Verfügung?

Es gebe 30 Millionen Booster-Dosen von Moderna für die nächsten drei Wochen, zusätzlich 25 Millionen weitere Moderna-Impfdosen für insgesamt 50 Millionen Booster-Impfungen und drei Millionen von Biontech. Man arbeite „fieberhaft“ daran, weiteren Impfstoff zu beschaffen. 27 Millionen Menschen seien bereits geboostert. Wahrscheinlich werde man bis Weihnachten das Ziel von 30 Millionen Impfungen schaffen, so Lauterbach. Der Moderna-Impfstoff sei ein besonders guter Impfstoff und die Antikörperkonzentration steige um den Faktor 37. „Das ist ein massiver Anstieg“, lobte Lauterbach. Ob unter 30-Jährige weiterhin nur mit dem Biontech-Impfstoff geboostert werden sollen, lässt Lauterbach derzeit von der Ständigen Impfkommission (Stiko) prüfen.

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Weiterhin kündigte Lauterbach an, den Totimpfstoff von Novavax bald einsetzen zu wollen. Vier Millionen Impfdosen von Novavax habe der Bund bereits gekauft und sie sollen im Januar zur Verfügung gestellt werden. Man tue alles, um die Ungeimpften zu erreichen. Um die Ungeimpften zu schützen, müsse man die Pandemie durch eine schnelle Booster-Kampagne beschleunigen. Lauterbach rechne mit einer höheren Nachfrage in bestimmten Bundesländern wie in Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Zudem geht Lauterbach davon aus, dass eine vierte Corona-Impfung nötig sein wird. Der SPD-Politiker sagte am Mittwoch auf eine entsprechende Nachfrage, man wisse nicht, wie lange der Booster-Schutz bei der neuen Omikron-Variante anhalte. Möglicherweise sei der Impfschutz „nicht allzu dauerhaft“. „Darauf sind wir vorbereitet und haben spezifischen Omikron-Impfstoff gekauft beim Unternehmen Biontech.“

Diese Corona-Beschränkungen gelten nach Weihnachten
ARCHIV - 11.01.2021, Bayern, Bischofsmais: «Geschlossen» steht auf einem Schild vor einer Gaststätte am Geisskopf im Landkreis Regen.(zu dpa «Krisen-Schalte gegen Omikron - RKI empfiehlt Restaurantschließungen») Foto: Armin Weigel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Mit neuen Einschränkungen wollen Bund und Länder die Ausbreitung der hoch ansteckenden Omikron-Variante des Coronavirus bremsen.

Zu Weihnachten und zum Jahreswechsel werde die Pandemie nur unvollständig dokumentiert werden, warnte RKI-Präsident Wieler. Er verwies darauf, dass weniger Tests durchgeführt werden, weil unter anderem Schulen und Kitas geschlossen seien. Wieler appellierte, möglichst wenige Kontakte über Weihnachten zu pflegen. „Treffen Sie möglichst wenige.“

Man müsse damit rechnen, dass die Fallzahlen bald wieder steigen, so Wieler. Wegen der Omikron-Variante werde es eine Infektionswelle mit einer noch nie gesehenen Dynamik geben. „Bei einer Verdopplungszeit von etwas drei Tagen könnte die neue Variante in spätestens drei Wochen die Mehrzahl der Infektionsfälle in unserem Land ausmachen.“ Besonders die nicht vollständig geimpften Menschen seien besonders gefährdet, also alle mit weniger als drei Impfungen. Es müsse mit einer Beeinträchtigung der kritischen Infrastruktur gerechnet werden, wenn viele Menschen erkranken oder als Kontaktperson in Quarantäne müssen. Wieler rief dazu auf, nicht auf einen „Wunschimpfstoff“ zu warten, sondern sich vor allem jetzt schnell boostern zu lassen.

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Kassenärztechef Gassen sagte am Mittwoch, dass das Impfziel von 30 Millionen zusätzlichen Impfungen bis Ende Januar realistisch sei. „Wir impfen über sechs Millionen Menschen jede Woche.“ Deutschland liege beim Impfen weit über EU-Schnitt. Zunehmend würden sich auch wieder mehr Erwachsene für eine Erstimpfung entscheiden. Gassen rechnet damit, mit dem neuen Impfstoff von Novavax noch einige Menschen zu erreichen, die sich bisher noch nicht für eine Impfung entschieden haben.

Konflikt zwischen RKI und Lauterbach?

Nur wenige Minuten vor dem Bund-Länder-Gipfel am Dienstag hatte das RKI Alarm geschlagen und die sofortige Schließung von Restaurants und eine Verlängerung der Weihnachtsferien für Schulen und Kitas gefordert. Es ging damit über die Stellungnahme des Expertenrats der Bundesregierung vom Sonntag hinaus, die Grundlage für die Ministerpräsidentenkonferenz war. Die größten Effekte auf die Dynamik der Omikron-Welle seien „von konsequenten und flächendeckenden Kontaktbeschränkungen“ und von Maßnahmen zur Infektionsvorbeugung zu erwarten, erklärte das RKI.

Bei der Bundesregierung kam das nicht gut an. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte in der Schaltkonferenz, es gebe keine wissenschaftliche Zensur, die Veröffentlichung sei aber „nicht abgestimmt“ gewesen, wie das RND von Teilnehmern erfuhr. Das dürfe nicht passieren. Auf Twitter trendet daraufhin der Hashtag #DankeWieler. Nutzer, darunter auch medizinisches Personal oder politische Stimmen, stellen sich auf die Seite des RKI-Chefs Wieler.

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Steht Lauterbach noch zu RKI-Präsident Wieler? „Sonst säße er hier nicht“, erklärte der Minister am Mittwoch. Das RKI sei eine „ganz zentrale Quelle“ für seine Arbeit, so Lauterbach. „Wissenschaftlicher Sachverstand“ präge seine Arbeit als Gesundheitsminister, erklärte er.

mit dpa

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