Fliegender Sensenmann: Diese Drohne tötete den iranischen General
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„Königin der Drohnen“: Die MQ9 Reaper bei einem Trainingsflug.
© Quelle: Planet Pix via Zuma Wire/dpa
Was ist noch Aufklärung durch Geheimdienste? Und was schon militärisches Eingreifen? Wenn sich die amerikanische Drohne MQ9 Reaper, angetrieben von einem 900-PS-Motor, in die Luft erhebt, lässt sie altmodische Unterscheidungen dieser Art hinter sich. Denn das System Reaper (Sensenmann) kann beides: beobachten und töten.
In Bagdad fiel soeben der mächtigste iranische General dem fliegenden Sensenmann zum Opfer. Dies bestätigten Quellen im Pentagon laut einem Bericht der „New York Times“, der in der Nacht zu Samstag veröffentlicht wurde. Die Drohne feuerte, nachdem sie Ghassem Soleimani identifiziert hatte und ihm gefolgt war, drei Lenkraketen auf ihn und seine Begleiter ab.
Der Vorgang lief offenbar komplett ferngesteuert ab, ohne amerikanische Agenten oder Soldaten am Boden. Gezielt wurde auf einen fahrenden Autokonvoi in dem Moment, als er Bagdads Flughafen verließ.
Warum jetzt? Zeitpunkt umstritten
Hersteller der Drohne ist der Konzern General Atomics mit Sitz in San Diego, Kalifornien. Die Firma macht derzeit gute Geschäfte. Zu den Interessenten für ihr Waffensystem gehören Australien, Frankreich, Spanien und Großbritannien. Auch die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat Interesse angemeldet.
Die MQ9 gilt unter US-Soldaten als „Königin der Drohnen“. Sie kann pro Einsatz bis zu 2000 Kilometer weit fliegen und bis zu 40 Stunden in der Luft bleiben. Die Steuerung erfolgt über Satelliten und über Relaisstationen. Solche Stationen befinden sich etwa in Europa im pfälzischen Ramstein sowie in Larissa in Zentralgriechenland.
Gegenüber der „New York Times“ brachten Regierungsbeamte aus dem US-Verteidigungsministerium ihre Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass Soleimani ausgerechnet jetzt umgebracht werden sollte. Eigentlich habe es „nichts Neues in seinem Verhalten“ gegeben.
Bereits seit Jahren habe Soleimani schiitische Milizen quer durch den Mittleren Osten befehligt. Auch George W. Bush und Barack Obama hätten ihn auf dem Schirm gehabt. Auf einen Angriff auf ihn sei aber jahrelang verzichtet worden – aus Sorge vor iranischen Gegenschlägen. Dies bestärkt nun laut „New York Times“ Kritiker des Präsidenten, die die Drohnenattacke als Ablenkungsmanöver Trumps angesichts seines Amtsenthebungsverfahrens deuten.
US-Regierungsbeamte sagten der Zeitung, General Soleimani habe bei seinen Reisen durch die Region oft unbesorgt gewirkt, als könne ihm niemand etwas anhaben. Ein früherer amerikanischer Kommandeur, der anonym bleiben wollte, sagte, er selbst habe es bei einem Besuch im irakischen Erbil erlebt, „dass Soleimanis Flugzeug direkt neben meinem geparkt war“.
Betreibt Trump Wahlkampf?
Kritiker der Tötung monieren, dass der US-Präsident diesen umstrittenen Schritt aus wahltaktischen Gründen forciert habe. Die Ironie: Trump selbst hatte seinem Vorgänger, Barack Obama, vor Jahren vorgeworfen, aus ebenfalls wahltaktischen Gründen einen Krieg mit dem Iran anzuzetteln. So schrieb er im November 2011 auf Twitter: „Um gewählt zu werden, wird Barack Obama einen Krieg gegen den Iran starten.“ Und im Oktober 2012 twitterte Trump: „Lasst Obama nicht die Iran-Karte spielen, indem er einen Krieg beginnt, um wiedergewählt zu werden – seid vorsichtig, Republikaner!“ Nun wird Trump auf Twitter unter anderem vorgehalten, genau das zu provozieren, was er Obama damals vorgeworfen habe.