Missmut bei Merz: Er tut der CDU keinen Gefallen – und sich wohl auch nicht
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Friedrich Merz, Kandidat für den CDU-Vorsitz, bei einem früheren Parteitag in Leipzig.
© Quelle: imago images/Ralph Sondermann
Berlin. Ein Parteivorsitzender hat drei Aufgaben: seine Partei zusammenhalten, sie inhaltlich voranbringen und Wahlen gewinnen. Stressresistenz ist in dem Job von Vorteil – erst recht, wenn man obendrein noch Kanzler werden will.
Friedrich Merz hat gerade in bemerkenswerter Weise dargelegt, dass er zumindest am Zusammenhalten offenbar kein Interesse hat – und dass er außerdem leicht die Beherrschung verliert, wenn es mal nicht ganz nach seinen Vorstellungen läuft.
Sein Wutausbruch nach der Verschiebung des Parteitags ist geprägt von Trotz und Enttäuschung. Merz hätte gern in diesem Jahr über den CDU-Vorsitz entschieden. Er hat sich damit nicht durchsetzen können – übrigens auch nicht bei seinen Anhängern in der CDU-Führung.
Seine Antwort ist die Verbreitung von Verschwörungstheorien. Kern der Erzählung: Die Verschiebung des Parteitags sei nicht etwa dem Coronavirus geschuldet, sondern allein ein Merz-Verhinderungsprogramm. Es gehört einiges an Ich-Fixiertheit dazu, um das so zu sehen in einer Phase, in der die Infektionszahlen sprunghaft steigen und ein möglicher neuer Lockdown vor der Tür steht.
Und genauso wie sein Konkurrent Armin Laschet durch einen späteren Parteitagstermin Zeit gewinnt, um seine Umfragewerte zu verbessern, würde Merz möglicherweise von einem früheren Termin profitieren.
Entscheidend ist nicht, dass Merz Zweifel oder eine andere Meinung hat. Entscheidend ist, mit welchem Furor er sich gegen eine ihm unliebsame Entscheidung seiner Partei wendet – und das nicht zum ersten Mal.
Merz inszeniert sich – auch einmal mehr und ganz à la Donald Trump – als betrogener Außenseiter. Mit dem Raunen über eine Verschwörung legt er den Grundstein für lang anhaltende Zwietracht in der CDU.
Seiner Partei tut er damit keinen Gefallen. Und sich selbst vermutlich auch nicht.