Nach Gutachten zum Missbrauch: Kardinal Woelki entbindet zwei Mitarbeiter von Pflichten

Kardinal Rainer Maria Woelki entbindet zwei Mitarbeiter von ihren Pflichten.

Kardinal Rainer Maria Woelki entbindet zwei Mitarbeiter von ihren Pflichten.

Köln. Nach der Vorstellung eines Missbrauchsgutachtens für das Erzbistum Köln hat Kardinal Rainer Maria Woelki zwei Mitarbeiter vorläufig von ihren Dienstpflichten entbunden. „Daher möchte ich auch aus der Situation der Stunde heraus und auch auf der Grundlage dessen, was ich hier gerade gehört habe, die gerade Genannten, Weihbischof Schwaderlapp und Herrn Offizial Assenmacher, mit sofortiger Wirkung vorläufig von ihren Aufgaben entbinden“, sagte Woelki am Donnerstag in Köln.

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Dominikus Schwaderlapp war früher Generalvikar des Erzbistums und ist heute Weihbischof. Günter Assenmacher ist als Offizial unter anderem für kirchengerichtliche Angelegenheiten zuständig. Woelkis Entscheidung war eine Reaktion auf ein neues Gutachten des Strafrechtlers Björn Gercke. Der Jurist hat den Umgang des Erzbistums mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs untersucht. Der Fokus lag nicht auf den Tathergängen, sondern auf dem Agieren der Bistumsleitung.

Missbrauch: Woelki entbindet Mitarbeiter von ihren Pflichten
COLOGNE, GERMANY - MARCH 18:  Cardinal Rainer Maria Woelki reacts after he receiveing a report from lawyers on sexual abuse by Catholic priests and the role of clergy, who possibly sought to cover up the allegations in the Cologne Catholic Archdiocese on March 18, 2021 in Cologne, Germany. Woelki commissioned the report in 2018 and has come under scathing criticism for blocking its release since March 2020. The report, prepared by Munich law firm Gercke and Wollschl��ger, has potentially hard-hitting implications for both Woelki, who has offered to resign should he be found implicated in having obstructed the investigations, as well as for the Catholic Church in Germany as a whole. In the Cologne Archdiocese approximately 200 Catholic clergy members are accused of having abused over 1,000 children. The Catholic Church in Germany is facing a crisis of public confidence as people nationwide are renouncing their membership in record numbers, with approximately 272,000 having left the Church in 2019 and similar or higher number expected since then. (Photo by Andreas Rentz/Getty Images)

Ein Jahr lang hat der Kölner Kardinal Woelki ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsvorwürfen zurückgehalten.

Gercke benannte darin auch andere Kirchenverantwortliche. Dem heutigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße warf er elf Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen im Erzbistum Köln vor. Heße war vor seiner Berufung nach Hamburg Personalchef und Generalvikar im Erzbistum Köln. Heße bestreitet bisher die bereits in anderem Zusammenhang gegen ihn erhobenen Vorwürfe.

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Strafrechtler sehen keine Pflichtverletzungen bei Woelki

Die meisten Pflichtverletzungen stellte Gercke bei seinen Untersuchungen bei dem 2017 verstorbenen Kardinal Joachim Meisner fest. Beim aktuellen Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sehen Gercke und sein Team dagegen keine Pflichtverletzungen.

Gercke stellte am Donnerstag ein insgesamt 800 Seiten starkes Gutachten vor. Die Auswertung der Akten von 1975 bis 2018 habe unter anderem ergeben, „dass sich Jahrzehnte offenbar niemand getraut hat, solche Fälle zur Anzeige zu bringen“, kritisierte er. Ein erstes Gutachten einer Münchner Kanzlei war vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki unter Verschluss gehalten worden, wofür er rechtliche Bedenken anführte. Dieses Verhalten Woelkis hatte eine Vertrauenskrise im größten deutschen Bistum ausgelöst.

Woelki wurde von Gercke nun allerdings ausdrücklich in Schutz genommen. „Medial wäre es für uns am einfachsten gewesen, Herrn Woelki hier zum Schafott zu führen“, sagte der Strafrechtler. Dafür gebe es aber keine Grundlage. Auch in dem zurückgehaltenen Münchner Gutachten sei Woelki nicht belastet worden.

Schwaderlapp räumt Versagen und Schuld ein

Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp räumte unterdessen Versagen und Schuld ein. „Die Untersuchung hält ernste Versäumnisse fest, die ich zu verantworten habe“, erklärte er. Die Versäumnisse beträfen „zum einen meine Pflicht, zu kontrollieren und Aufsicht auszuüben“, sagte Schwaderlapp. So sei etwa die Prüfung in seine Verantwortung gefallen, ob Missbrauchsfälle der Ordnung entsprechend nach Rom gemeldet wurden. „Tiefer noch beschämt mich, zu wenig beachtet zu haben, wie verletzte Menschen empfinden, was sie brauchen und wie ihnen die Kirche begegnen muss. Das ist ein Versagen als Seelsorger und als Mensch.“

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RND/dpa

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