#MeToo? Da war doch mal was …

Demonstranten und Demonstrantinnen fordern in New York den Rücktritt von Gouverneur Andrew Cuomo. Die Belästigungs­vorwürfe gegen den Politiker reißen nicht ab: Eine dritte Frau hat gegen den einflussreichen US-Gouverneur nun in der „New York Times“ Anschuldigungen erhoben.

Demonstranten und Demonstrantinnen fordern in New York den Rücktritt von Gouverneur Andrew Cuomo. Die Belästigungs­vorwürfe gegen den Politiker reißen nicht ab: Eine dritte Frau hat gegen den einflussreichen US-Gouverneur nun in der „New York Times“ Anschuldigungen erhoben.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

drei Jahre lang schien es so, als würden die Ermittlungen im Sande verlaufen. Gestern dann gab die Staatsanwaltschaft München bekannt, dass sie nun doch Anklage gegen Regisseur Dieter Wedel wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung erheben wird.

Der Fall des heute 81-Jährigen hatte in Deutschland damals hohe Wellen geschlagen. Erinnerte die Schilderung der Klägerin doch sehr an das, was in den USA über den mächtigen Filmproduzenten Harvey Weinstein berichtet worden war und die weltweite #MeToo-Bewegung mit ausgelöst hatte, die aufgezeigten Abläufe ähnelten sich.

Wie die „Zeit“ damals berichtete, soll Wedel eine Schauspielerin im Bademantel in seinem Hotelzimmer empfangen und sie dort sexuell missbraucht haben. Der Fall Wedel hatte auch deshalb Schlagzeilen gemacht, weil sich der Regisseur aufgrund der Bekanntmachung der Vorwürfe als Opfer einer Vorverurteilung gesehen hatte. Bis heute steht Aussage gegen Aussage, eine Schuld ist nicht bewiesen. Nun soll die 10. Strafkammer des Landgerichts München darüber befinden, ob sie die Anklage zulassen wird.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Regisseur Harvey Weinstein (Zweiter von links) muss aus diesen Gründen 23 Jahre in Haft, US-Präsident Donald Trump, Schauspieler Kevin Spacey und der deutsche Regisseur Dieter Wedel sind ebenfalls mit derartigen Vorwürfen konfrontiert.

Regisseur Harvey Weinstein (Zweiter von links) muss aus diesen Gründen 23 Jahre in Haft, US-Präsident Donald Trump, Schauspieler Kevin Spacey und der deutsche Regisseur Dieter Wedel sind ebenfalls mit derartigen Vorwürfen konfrontiert.

Die Nachricht aber ruft in Erinnerung, wie still es um die #MeToo-Bewegung geworden ist. In der Psychologie bezeichnet man einen solchen Vorgang als Habituierung, es handelt sich um eine Gewöhnung, die der Daueraufregung nach einer gewissen Zeit weicht.

Sexuelle Übergriffe und Missbrauchsfälle gab und gibt es selbstverständlich auch mit und nach #MeToo. Jeder einzelne Fall ist grausam und zu viel. Warum die #MeToo-Bewegung ihre Kraft verloren hat, berichtet RND-Autor Imre Grimm am Beispiel eines Falles aus dem US-Bundesstaat New York. Dort will der demokratische Gouverneur Andrew Cuomo trotz Vorwürfen der sexuellen Belästigung im Amt bleiben. Bisher halten viele Parteikollegen zu ihm – Probleme hingegen bekommen die Frauen, die sich offen über sein Verhalten geäußert hatten.

Keine Diskriminierung unter Feministinnen

Dass das Thema #MeToo ausgerechnet an diesem Wochenende wieder aufflackert, ist ein Zufall. Es passt jedoch zur Debatte. Vor dem Weltfrauentag am Montag diskutiert Deutschland mal wieder termingerecht über Gleichstellung.

Unsere Autorin Jutta Rinas erlebte bei ihren Recherchen zur Frauenbewegung zu ihrer eigenen Begeisterung Feministinnen, die einen ganz anderen Blick auf die Gesellschaft haben, als es Rinas aus ihrer eigenen Generation kennt. Es gebe viele weiße Frauen, deren Blick im Kampf um mehr Gleichberechtigung sich hauptsächlich auf Männer, insbesondere weiße Männer, richte, sagte ihr etwa die Autorin Alice Hasters. „Aber wenn diese weißen Frauen es neben Arbeit und Kindern nicht mehr schaffen, die Wohnung zu putzen, wen stellen sie dann ein? Migrantinnen, schwarze Frauen. Es wäre wichtig, wenn weiße Feministinnen das stärker bedenken.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Frauenrechte sind der Gradmesser für liberale Demokratien.

Anna-Lena Baerbock,

Bundesvorsitzende der Grünen

Wie das Thema Gleichstellung in Teilen der deutschen Politik bereits gelebt wird, ist in dem sehr lesenswerten Interview mit Grünen-Chefin Anna-Lena Baerbock zu entdecken, das RND-Chefreporterin Daniela Vates und Hauptstadt­korrespondent Markus Decker geführt haben. Baerbock berichtet darin unter anderem recht lässig, dass es für sie keine große Sache sei, große Politik und Familie zu vereinbaren – schließlich habe Barack Obama das auch geschafft.

Dennoch spricht sich Baerbock für eine Quote bei den Koalitions­verhandlungen aus: „Wenn die Hälfte der Bevölkerung nicht gleichberechtigt beteiligt, repräsentiert und bezahlt wird, ist die Demokratie nicht vollkommen“, sagt sie. „Wir sollten bei einem Blick auf die Lage in der Welt nicht vergessen: Frauenrechte sind der Gradmesser für liberale Demokratien. Wir erleben weltweit, dass das Beschwören des starken Mannes mit dem Erstarken von autoritären Kräften und mit einem Abbau von demokratischen Rechten einhergeht.“

Am Ende des Gesprächs spricht die Politikerin vom „Kanzlerinnenamt“. Auch Bezeichnungen von Gebäuden mit bundespolitischer Bedeutung lassen sich gendern.

Der Tag

Der Tag

Wissen, was der Tag bringt: Erhalten Sie jeden Morgen um 7 Uhr das Nachrichten-Briefing vom RedaktionsNetzwerk Deutschland.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

 

Zitat des Tages

Im April wird mehr Impfstoff da sein, als in den Impfzentren verimpft werden kann.

Jens Spahn,

Bundes­gesundheits­minister, am Freitag bei einer Pressekonferenz mit dem Robert-Koch-Institut in Berlin

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
 

Leseempfehlungen

Ein Jahr Verschwörungs­theorien: Die Corona-Krise mag Anlass für die krudesten Verschwörungs­erzählungen sein – und Figuren wie Attila Hildmann oder Vertreter der Querdenker-Bewegung genießen bei ihren Anhängern bis heute volles Vertrauen. RND-Autor Matthias Schwarzer stellt in seinem Rückblick fest: Die bekanntesten Corona-Mythen sind nie eingetreten.

Steinmeier und das Leid der Corona-Opfer: Auch die Trauer ist in Pandemie­zeiten erschwert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wirbt schon länger für eine zentrale Feierlichkeit zum Gedenken an die Corona-Toten am 18. April. Am Freitag erinnerte er an die mehr als 71.000 Menschen in Deutschland, die bislang an oder mit dem Coronavirus gestorben sind. Steinmeier sprach mit fünf Hinterbliebenen, zwei von ihnen waren ins Schloss Bellevue gekommen, drei zugeschaltet. Es waren Gespräche voller Bitterkeit, voller Vorwürfe, und dennoch taten sie allen Beteiligten gut, schreibt RND-Hauptstadt­korrespondent Jan Sternberg. Denn das Virus verändert nicht nur das Leben. Es verändert auch das Sterben und das, was danach kommt. Damit darf niemand alleingelassen werden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
 

­Aus unserem Netzwerk

Der neue Guide Michelin hat die Sterne-Restaurants in Deutschland aufgelistet. Insgesamt sind es 310 Lokale, im Vorjahr waren es zwei weniger. Darunter sind auch ein neues Drei-Sterne-Restaurant sowie drei neue Zwei-Sterne-Restaurants.

 

Termine des Tages

Italien verschärft die Maßnahmen: Da sind sie wieder, die roten Zonen. In Italien tritt das neue Corona-Dekret in Kraft. In den roten Zonen müssen die Schulen schließen. Inneritalienische Reisesperren gelten bis mindestens 27. März.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Kritiker protestieren: Gegner der Corona-Maßnahmen wollen aus mehreren Städten in Autokorsos nach Leipzig kommen. Ein Dutzend Protestaktionen sowie zahlreiche Gegen­veranstaltungen sind angekündigt. Auch in Österreich sind zahlreiche Versammlungen gegen die Corona-Maßnahmen angekündigt. Die Polizei in Wien hat zwölf von insgesamt 36 Kundgebungen verboten.

 

Wer heute wichtig wird

Papst Franziskus (links) setzt heute seine Irak-Reise fort. Gestern traf er bereits Barham Salih, Präsident des Irak. Es ist das erste Mal, dass ein Oberhaupt der katholischen Kirche den Irak besucht und die erste Auslandsreise des Papstes seit Beginn der Corona-Pandemie.

Papst Franziskus (links) setzt heute seine Irak-Reise fort. Gestern traf er bereits Barham Salih, Präsident des Irak. Es ist das erste Mal, dass ein Oberhaupt der katholischen Kirche den Irak besucht und die erste Auslandsreise des Papstes seit Beginn der Corona-Pandemie.

 

Der Podcast des Tages

Geyer & Niesmann diskutieren mit Nadine Lindner (Deutschlandradio) über die Lockerungsübungen in der Corona-Politik, das frische Wahlprogramm der SPD, den jüngsten Comeback­versuch von Friedrich Merz, wie es nach der Wahl in Baden-Württemberg weitergeht – und was hinter der Schlumpfattacke auf Olaf Scholz steckt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Spotify Ltd., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

„Der Tag“ als Podcast

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Spotify Ltd., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Die News zum Hören

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Spotify Ltd., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,

Ihre Dany Schrader

 

Abonnieren Sie auch:

Hauptstadt-Radar: Der RND-Newsletter aus dem Regierungsviertel mit dem 360-Grad-Blick auf die Politik im Superwahljahr. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

What’s up, America? Der wöchentliche USA-Newsletter liefert Hintergründe zu den Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Kultur – immer dienstags.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Pandemie und wir: Die wichtigsten Nachrichten der Woche, Erkenntnisse der Wissenschaft und Tipps für das Leben in der Krise – jeden Donnerstag.

Das Stream-Team: Die besten Serien- und Filmtipps für Netflix und Co. – jeden Monat neu.

Mit RND.de, dem mobilen Nachrichtenangebot des Redaktions­Netzwerks Deutschland, dem mehr als 60 regionale Medienhäuser als Partner angehören, halten wir Sie immer auf dem neuesten Stand, geben Orientierung und ordnen komplexe Sachverhalte ein – mit einem Korrespondenten­netzwerk in Deutschland und der Welt sowie Digitalexperten aller Bereiche.

Falls Sie Anregungen oder Kritik haben, melden Sie sich gern direkt bei unserem Chefredakteur Marco Fenske: marco.fenske@rnd.de.

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Top Themen

Deutschland
 
Sonstiges

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken