Buch zur Außenpolitik

Viel Lob und vereinzelt Widersprüche: Angela Merkels Berater Heusgen blickt zurück

SPD-Chef Lars Klingbeil (links) und Angela Merkels langjähriger außenpolitischer Berater Christoph Heusgen am Dienstag in der Bundespressekonferenz.

SPD-Chef Lars Klingbeil (links) und Angela Merkels langjähriger außenpolitischer Berater Christoph Heusgen am Dienstag in der Bundespressekonferenz.

Berlin. Als Christoph Heusgen 2005 begann, außenpolitischer Berater von Kanzlerin Angela Merkel zu sein, da merkte er schnell, was das bedeutet. Zwar rühmt der 67-Jährige unverändert ihre Fähigkeit zum Zuhören und die „ehrliche Bereitschaft, eigene Ansichten zu hinterfragen“. Doch als Heusgen der Wochenzeitung „Die Zeit“ ein Interview gab, wies Merkel ihn darauf hin, dass „Diskretion und Verschwiegenheit die Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit“ sei. So fiel der jetzige Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz jenem Schweigegelübde anheim, zu dem die Regierungschefin alle Mitarbeitenden verpflichtete.

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Nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt hat Heusgen sich nun die Freiheit zu einem Buch genommen. Es trägt den Titel: „Führung und Verantwortung. Angela Merkels Außenpolitik und Deutschlands künftige Rolle in der Welt“. Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil stellte das 240-Seiten-Werk am Dienstag in Berlin vor. Dabei wies er auch auf Widersprüche hin.

Kenntnisreich und unterhaltsam

Heusgen lobt die Altkanzlerin in dem Buch immer wieder – etwa so: „Nicht zuletzt hatte Angela Merkel durch ihr stets ausgleichendes und lösungsorientiertes Auftreten Deutschlands internationalen Ruf gemehrt.“ Zugleich zeichnet er die Entwicklung der Beziehungen etwa zu den USA, Russland und China kenntnisreich, analytisch und unterhaltsam nach, versehen mit allerlei Anekdoten, die den Lesegenuss steigern.

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Der Vertreter des Siedler-Verlages stellte freilich fest, dass „der Lernprozess“ bei Heusgen „deutlicher zu erkennen“ sei „als in den jüngsten Äußerungen der Kanzlerin“. Tatsächlich hat Merkel mehrfach betont, dass sie zum Beispiel in ihrer Russland-Politik auch heute wenig Kritikwürdiges sehen könne. Ihr Berater versucht hingegen bisweilen, den Pelz der Merkel-Politik zu waschen, ohne die Urheberin nass zu machen. So bezeichnet er das Festhalten an der Ostseepipeline Nord Stream 2 klar als Fehler, weist die Verantwortung dafür aber dem damaligen SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel zu.

Streitpunkt Nord Stream 2

Hier hakte Klingbeil ein. Zwar würdigte er das Buch und dessen prinzipienfesten Autor, betonte indes, dass es sich Letzterer „ein bisschen einfach“ mache, wenn er die Schuld an Nord Stream 2 und den bis zum russischen Angriff auf die Ukraine bescheidenen Militärausgaben allein der SPD gebe. Deren heutiger Parteichef sagte vielmehr, dass Merkel stets „einen großen Bogen um die Bundeswehr gemacht“ habe. Ein Wunder ist diese Replik auch deshalb nicht, weil Heusgen schreibt, die aktuelle Bundesregierung wirke „oft wie getrieben, nicht vorangehend“ und müsse „noch lernen, die vom Bundeskanzler verkündete Zeitenwende konsequent umzusetzen“. Wo es an Kritik gegenüber Angela Merkel fehlt, wird die Kritik an Olaf Scholz umso deutlicher.

Einig sind sich die beiden mit Blick auf die Zukunft. „Wir werden in Europa in Führung gehen müssen“, sagte Christoph Heusgen angesichts der Bedrohung durch Russland einerseits und der Ungewissheit über den außenpolitischen Kurs der USA nach der Präsidentschaftswahl 2024 andererseits. Lars Klingbeil sieht das ganz genauso.

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