Gesellschaft für bedrohte Völker

Menschenrechtler in Sorge: Werden Hilfsgüter von kurdischen Siedlungen ferngehalten?

Retter durchsuchen ein nach dem Erdbeben zerstörtes Gebäude (Symbolbild).

Retter durchsuchen ein nach dem Erdbeben zerstörtes Gebäude (Symbolbild).

Göttingen. Menschenrechtler sind besorgt, dass die Türkei die Erdbebenkatastrophe für ihre politischen Ziele missbrauchen könnte. „Betroffene vor Ort berichten uns, dass islamistische Söldner im Auftrag der Türkei Hilfsgüter beschlagnahmen und gezielt von kurdischen Siedlungen fernhalten“, berichtete der Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, am Donnerstag in Göttingen.

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„Die fast völlig zerstörte Kleinstadt Dschindires liegt direkt am Grenzübergang Hamam. Dort kommen keine humanitären Lieferungen an“, so Sido weiter. Fahrzeuge und schweres Gerät, um Leichen zu bergen oder Straßen zu räumen, seien dort Mangelware. Bei den Aufräumarbeiten würden Häuser kurdischer Familien benachteiligt.

+++ Alle aktuellen News und Entwicklungen zum Erdbeben in der Türkei und Syrien lesen Sie in unserem Liveblog. +++

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„Aggressive Assimilationspolitik gegenüber Minderheiten“

Jenseits der Grenze, in der ebenfalls schwer betroffenen Süd- und Osttürkei, betreibe die türkische Regierung seit jeher „eine aggressive Assimilationspolitik gegenüber Minderheiten“, fügte Sido hinzu. Dieselbe Politik praktiziere die Türkei seit dem völkerrechtswidrigen Angriff auf die Region Afrin im Jahr 2018 auch in Syrien. Jetzt sei zu befürchten, „dass Erdogan und seine islamistischen Schergen im Zuge des Wiederaufbaus durch Siedlungsbau versuchen werden, die kurdische Präsenz samt ihrer Sprache und kulturellen Identität weiter zurückzudrängen“.

Bereits jetzt seien Kurden in Afrin zahlenmäßig eine Minderheit. Zu Beginn der türkischen Besatzung habe der Anteil der kurdischen Bevölkerung einschließlich ihrer jesidischen, alevitischen und christlichen Mitglieder noch 96 Prozent betragen. Mindestens 300.000 Kurdinnen und Kurden seien damals aus Afrin vertrieben worden oder hätten fliehen müssen.

Zahl der Erdbeben-Opfer in der Türkei und Syrien steigt auf über 15.000

Dennoch können die Rettungsteams immer wieder Menschen lebend unter den Trümmern befreien.

„Wer sich in der Türkei der Unterdrückung widersetzte, wurde ermordet, vertrieben oder für Jahre ins Gefängnis gesteckt“, sagte Sido. „Das wiederholt sich nun in den syrisch-kurdischen Gebieten, die von der Türkei besetzt gehalten werden.“

Die Türkei werde alles daran setzen, das Erdbeben, die Wiederaufbauarbeiten und internationale Hilfen für weitere Unterdrückung zu instrumentalisieren.

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RND/epd

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