Bis zu 84 Prozent: RKI vermutet mehr Corona-Geimpfte als bisher angegeben
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Ein Arzt wird am Universitätsklinikum Essen mit dem Impfstoff von Moderna gegen Covid-19 geimpft. (Archivbild) Das Robert Koch-Institut (RKI) geht von mehr Corona-Geimpften als in der offiziellen Statistik aus.
© Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa
Berlin. Das Robert Koch-Institut (RKI) geht von mehr Corona-Geimpften als in der offiziellen Statistik aus.
Es sei anzunehmen, dass unter Erwachsenen in Deutschland bis zu 84 Prozent mindestens einmal geimpft sind und bis zu 80 Prozent bereits die zweite Dosis erhalten haben (Stichtag 5.10.), heißt es in einem aktuellen RKI-Bericht.
Die Schätzung beruht auf Bürgerbefragungen und Meldedaten. Laut offizieller Impfquoten-Statistik haben bislang knapp 80 Prozent der Über-18-Jährigen eine erste Dosis bekommen, gut 75 Prozent bereits die Zweite. Zunächst hatte die Funke-Mediengruppe berichtet.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bestätigte die Zahlen des RKI. „Aus heutiger Sicht sind bei dieser Impfquote keine weiteren Beschränkungen notwendig“, fügte er hinzu und verwies auf die geltenden 2G- und 3G-Regeln in Innenräumen. Die Impfkampagne sei also erfolgreicher als gedacht. Das biete zusätzlichen Schutz für Herbst und Winter.
Bis zu 3,5 Millionen Geimpfte mehr - Zahlenchaos „unerfreulich“
Es liege nahe, „dass die im Digitalen Impfquoten-Monitoring berichtete Impfquote als Mindest-Impfquote zu verstehen ist und eine Unterschätzung von bis zu 5 Prozentpunkten für den Anteil mindestens einmal Geimpfter beziehungsweise vollständig Geimpfter angenommen werden kann“, schreibt das RKI. Zur Anschauung: Fünf Prozentpunkte in der Erwachsenenbevölkerung entsprechen grob überschlagen 3,5 Millionen Menschen.
Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), natürlich sei eine höhere Impfquote erfreulich. „Äußerst unerfreulich ist allerdings das andauernde Zahlenchaos im Pandemie-Management“, kritisierte er. Eine effektive Pandemiebekämpfung benötige eine umfassende und realistische Datenlage. Doch seit Beginn der Pandemie komme es immer wieder zu Datenlücken. Bis heute fehlten genaue Zahlen zu den Impfungen nach Jahrgängen und Wohnort. „Nur wenn wir wissen, wo beim Impfen Nachholbedarf besteht, können wir die Impfkampagne zielgerichtet ausrichten. Gesundheitsminister Spahn ist für dieses Zahlenchaos verantwortlich und muss umgehend für ein umfassendes Lagebild sorgen“, fordert Dahmen.
Hintergrund ist, das in vom RKI durchgeführten Befragungen deutlich mehr Menschen angeben, bereits geimpft zu sein, als in der Statistik vermerkt sind. Das RKI nennt verschiedene Erkläransätze, unter anderem, dass in den Befragungen wenig impfbereite Menschen unterrepräsentiert sind.
Zudem gibt das RKI an, dass Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen nicht an der Befragung teilnehmen können. „Es besteht die Vermutung, dass Sprachbarrieren auch zu einer geringeren Inanspruchnahme der COVID-19 Impfung führen.“ Zudem würden bestimmte Impfungen in der Statistik gar nicht erfasst.
Bereits im August hatte das RKI von „gewisser Unsicherheit“ bei der Interpretation von Impfquoten-Daten berichtet.
RND/dpa/Reuters/tms