CSU-Chef Söder zum Generalsekretär-Rücktritt: „Eine menschliche Tragödie“
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Markus Söder, CSU-Chef und Ministerpräsident Bayerns. (Archivbild)
© Quelle: IMAGO/Bonnfilm
München. Nach dem überraschenden Rücktritt von CSU-Generalsekretär Stephan Mayer hat sich am Mittwochvormittag Parteichef Markus Söder öffentlich dazu geäußert.
Mayer habe Söder darum gebeten, ihn aus „gesundheitlichen Gründen“ vom Amt zu entbinden, sagte der CSU-Chef. „Es geht ihm tatsächlich nicht gut“, fügte Söder hinzu. Mayers Start als Generalsekretär sei „exzellent und vielversprechend“ gewesen. „Wir waren alle überzeugt, ein gutes Team zu bilden und die CSU damit stark aufzustellen“, so Söder.
Mit Blick auf die Vorwürfe gegen den zurückgetretenen Generalsekretär, einen Journalisten bedroht zu haben, sagte der bayerische Ministerpräsident: „Die dabei wohl gefallenen Worte sind in keinster Weise zu akzeptieren, sind völlig unangemessen und ein undiskutabler Stil.“ Das habe ihm Mayer bei einem Gespräch am Dienstag mitgeteilt, an dem auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt teilgenommen habe. Wenn das so gefallen sei, „er kann sich daran nicht erinnern“, sehe er das auch so, hat Mayer nach Angaben des CSU-Chefs dabei gesagt.
Nachfolge noch nicht bestimmt
Eine Nachfolge für den Posten des Generalsekretärs stehe noch nicht fest, sagte Söder. Er wolle darüber aber noch am Mittwoch eine Schalte mit dem CSU-Präsidium vornehmen. „Aber die Nachfolge wird natürlich zeitnah entschieden werden, denn wir wollen rasch handlungsfähig sein.“
Söder bezeichnete den Vorgang um Mayer als „ein Stück weit eine menschliche Tragödie, die dahinter steht“. Er wünsche dem ehemaligen Generalsekretär alles Gute und eine gute Besserung. Nochmals kritisierte Söder aber: „ Es wäre nicht die Wortwahl von uns allen gewesen.“ Man sei über die Wortwahl, „wenn sie denn so gefallen ist“, erschüttert gewesen und habe sie nicht gut geheißen. „Es wäre nicht der Stil der CSU, und meiner erst recht nicht“, so Söder.
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© Quelle: dpa
Mayer hatte am Dienstagabend nach lediglich gut zwei Monaten im Amt seinen Rücktritt als Generalsekretär erklärt. Der 48-Jährige nannte dafür in einer schriftlichen Erklärung gesundheitliche Gründe. Zugleich räumte der Bundestagsabgeordnete aber eine „möglicherweise“ im Rückblick nicht angemessene Wortwahl einem Journalisten gegenüber ein – Details nannte er nicht. Ein „Bunte“-Journalist hatte dem CSU-Politiker zuvor vorgeworfen, ihn telefonisch bedroht zu haben.
„Aus gesundheitlichen Gründen habe ich heute den Parteivorsitzenden der CSU gebeten, mich von meiner Aufgabe als Generalsekretär zu entbinden“, hieß es in einer von der CSU verbreiteten Erklärung Mayers. Als erstes hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet.
Hat Mayer einen Journalisten bedroht?
Zuvor waren aber massive Vorwürfe gegen Mayer öffentlich geworden, auf die der 48-Jährige in seiner Erklärung direkt einging: „In einem aufgrund einer eklatant rechtswidrigen Berichterstattung geführten Gespräch mit einem Journalisten der ‚Bunten‘ habe ich möglicherweise eine Wortwahl verwendet, die ich rückblickend nicht für angemessen betrachten würde“, schrieb Mayer. „Dies bedaure ich sehr.“
Das People-Magazin „Bunte“ hatte über Mayers Privatleben berichtet. Der CSU-Politiker hatte darüber mit dem „Bunte“-Journalisten gesprochen. Danach schaltete der Journalist Anwälte ein. Der dpa liegt ein Anwaltsschreiben an Mayer wegen dessen Wortwahl vor. Der „Bunte“-Journalist will dem Schreiben zufolge gegen Mayer wegen Drohanrufen einen Unterlassungsanspruch geltend machen.
Mayer war erst Ende Februar auf Vorschlag Söders zum Generalsekretär gekürt worden, nachdem sein Vorgänger Markus Blume im Zuge einer Kabinettsumbildung neuer Wissenschaftsminister in Bayern geworden war. Nun muss Söder - und das nur eineinhalb Jahre vor der Landtagswahl - den Posten schon wieder neu besetzen.
Unklar war, wann Söder einen Nachfolger oder ein Nachfolgerin benennen will. Es wurde aber eher nicht damit gerechnet, dass dies schon am Mittwoch passiert.
RND/sic/dpa
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