Militär-Experte Masala hält Wutrede nach „Pascha“-Aussagen von Friedrich Merz
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/CIG6Y4W7LZGYLBNTVZZRCWOBIE.jpg)
Der Militär-Experte Carlo Masala ärgert sich über die Debatte seit den Silvesterkrawallen.
© Quelle: ZDF / Markus Hertrich
In der „Markus Lanz“-Ausgabe am Mittwoch waren die Aussagen noch von weiten Teilen der Runde unkommentiert geblieben. Seit der Ausstrahlung aber ist breite Empörung über CDU-Chef Friedrich Merz zu vernehmen - sowie auch viel Rückhalt aus den eigenen Parteireihen. Der Oppositionsführer im Bundestag hatte sich zu den von ihm identifizierten Ursachen der Berliner Silvesterkrawalle eingelassen - in einer Weise, die vielfach als „rassistisch“ gedeutet wurde.
Am Mittwoch nun konfrontierte Markus Lanz den Militär-Experten Carlo Masala mit den tags zuvor getätigten Äußerungen. Was ihm angesichts Begrifflichkeiten wie „kleiner Pascha“ durch den Kopf gehe „als Sohn italienischer Gastarbeiter“, wollte der Moderator vom Studiogast wissen.
Masala holte tief Luft und zu einer minutenlangen Gegenrede aus, die an Deutlichkeit nichts vermissen ließ. „Was seit der Silvesternacht stattfindet in der Bundesrepublik von einigen politischen und gesellschaftlichen Kräften, ist etwas, das mich über die Maßen erzürnt und was ich nicht gut für die Zukunft dieses Landes finde“, bekundete der Wissenschaftler. Im Hauptstadt-Bezirk Neukölln, übrigens nicht der einzige Schauplatz von Silvesterkrawallen in Deutschland, lebten 150.000 Menschen mit Migrationshintergrund, rechnete Masala vor - 48 Festnahmen machten da nur einen winzigen Anteil aus.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
Carlo Masala: „Das ist einfach eine Debatte, die komplett aus dem Ruder läuft“
Die Reaktionen darauf würden jedoch jegliches Maß vermissen lassen. Die FDP-Abgeordnete Katja Adler hatte „kulturelle Überfremdung“ beklagt, plötzlich müsse man über den „westasiatischen Phänotyp reden“. Auch die Vornamensabfrage der Berliner CDU führte der Politikwissenschaftler an und schlussfolgerte: „Man spuckt all denjenigen ins Gesicht, die hier seit zwei, drei Generationen leben, mit deutschem Pass oder ohne deutschen Pass und Migrationshintergrund, die unauffällig sind, die hier in dieser Gesellschaft normal leben und arbeiten.“
Dies sei nicht nur seine persönliche Empfindung, sondern die der Generation, mit der er aufgewachsen sei. Masala: „Das ist einfach eine Debatte, die komplett aus dem Ruder läuft.“ Zwar räumte er ein, es gebe Probleme mit der Integration. „Ich würde aber sagen, diese Probleme gibt es auch deshalb, weil hier in der Bundesrepublik Deutschland noch nie richtig Integrationspolitik betrieben worden ist.“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/EZHJQQG67RD4LOGG3ATC7MQUTQ.jpg)
Hauptstadt-Radar
Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Berliner Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
„Diese Debatten werden im Ausland gehört“
Statt „wegen einer kleinen Gruppe“ Deutsche mit Migrationshintergrund „unter Generalverdacht“ zu stellen, brauche es nun vielmehr eine „differenzierte Debatte über Jugendgewalt, die vor allem von männlichen Jugendlichen in einem bestimmten Alter ausgeübt wird“, mahnte Masala. Auch müsse über Chancengleichheit und Aufstiegschancen gesprochen werden. „Es ist nicht so, dass in Deutschland beste Voraussetzungen sind, um vom Tellerwäscher zum Millionär zu werden.“
Zum Ende seiner in den sozialen Medien breit rezipierten Wutrede schilderte Masala düstere Aussichten für die dringend benötigte Einwanderung von Fachkräften in den deutschen Arbeitsmarkt. „Diese Debatten werden im Ausland gehört“, sagte der Professor für Internationale Politik. Wenn hochqualifizierte Menschen im Ausland „hören, dass ihre Kinder auch dann nicht als Deutsche angesehen werden, wenn sie einen deutschen Pass haben, werden die nicht kommen“.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
Friedrich Merz sprach über „Menschen, die hier in Deutschland eigentlich nichts zu suchen haben“
Am Dienstag hatte Friedrich Merz bei „Markus Lanz“ die Ausschreitungen der Berliner Silvesternacht als „grauenhaft“ und „völlig inakzeptabel“ bezeichnet. Das Integrationsproblem komme „überwiegend aus der arabischen Welt“. „Wir sprechen über Menschen, die hier in Deutschland eigentlich nichts zu suchen haben“, wählte der CDU-Politiker drastische Worte. Bei geduldeten Migranten sehe er die Gefahr, dass diese nicht abgeschoben würden. Über „solche Exzesse“ dürfe man sich nicht wundern. „365 Tage im Jahr muss die Polizei in diesen Brennpunkten präsent sein.“
Für Merz beginne das Problem schon in der Schule und betreffe vor allem Lehrerinnen. „Und dann wollen sie diese Kinder zur Ordnung rufen, und die Folge ist, dass die Väter in den Schulen erscheinen und sich das verbitten, dass die Lehrerinnen die Söhne, die kleinen Paschas, mal etwas zurechtweisen.“ Später setze sich das auf der Straße fort. „In diesem Land hat jeder eine Chance. Und wer sich nicht daran hält, der hat in diesem Land nichts zu suchen“, polterte Merz weiter.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
In der Runde herrschte sichtlich Ratlosigkeit, sogar Markus Lanz schien sprachlos. Der Ökonom Marcel Fratzscher, der Gast im ZDF-Studio war, meldete sich nach der Ausstrahlung bei Twitter zu Wort: „Dies ist blanker #Populismus von Herrn Merz. Ich ärgere mich sehr, dass ich zu diesen Aussagen geschwiegen habe. Es ist Populismus, weil Herr Merz von einer kleinen Minderheit implizit und explizit auf alle Menschen mit arabischen Wurzeln verallgemeinert.“
RND/Teleschau