Um zivile Todeszahlen zu verschleiern

„Ein neues Auschwitz“: Russische Truppen setzen mobile Krematorien ein

Eine Frau steht vor einem zerstörten Gebäude in Mariupol.

Eine Frau steht vor einem zerstörten Gebäude in Mariupol.

Laut dem Bürgermeister der von russischen Truppen belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol, Wadym Boychenko, setzten russische Truppen mobile Krematorien ein, um die hohe Zahl an ukrainischen zivilen Opfern zu verschleiern. Den Angaben zufolge sammeln russische Spezialbrigaden die Leichen der ermordeten Bewohnerinnen und Bewohnern ein und verbrennen sie. Zehntausende von Zivilisten könnten in Mariupol getötet worden sein, fügte er hinzu. Das berichten die ukrainische Zeitung „Kyiv Independent“ und der russischsprachige Telegramkanal „Nexta“ übereinstimmend.

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„Das Ausmaß der Tragödie in Mariupol hat die Welt seit den Zeiten der Nazi-Konzentrationslager nicht mehr gesehen“, sagte Bürgermeister Boychenko. „Das ist ein neues Auschwitz und Majdanek.“ Die hohe Zahl an zivilen Todesopfern sei auch der Grund, dass Russland dem Evakuierungsplan noch nicht zugestimmt habe, so Boychenko weiter. Die mobilen Krematorien würden demnach dafür genutzt, die Leichen der Zivilisten zu verbrennen und somit die Spuren der wahrscheinlichen russischen Kriegsverbrechen zu beseitigen.

Auch russische Soldaten sollen verbrannt worden sein

Die Aussagen Boychenkos können nicht unabhängig überprüft werden. Allerdings ist seit Längerem bekannt, dass Russland solche mobilen Krematorien besitzt. Mithilfe dieser Öfen können bei sehr hohen Temperaturen „biologische Abfälle“ verbrannt werden. Zu Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine mutmaßte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace, dass russischen Truppen die Vorrichtungen nutzen könnten, um die eigenen gefallenen Soldaten vor Ort zu verbrennen. Russland könne somit die Gefallenenzahlen manipulieren.

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Laut einem Bericht des „Telegraph“ würden die mobilen Krematorien hinter den Truppen herfahren, um die Leichen der Soldaten zu „verdampfen“. Ein Reporter der NBC bestätigte den Einsatz dieser Geräte auf russischer Seite mit Verweis auf einen Informanten eines westlichen Geheimdienstes.

Nun könnten die mobilen Krematorien also eingesetzt werden, um die Todeszahlen ukrainischer Zivilisten zu verschleiern. Immer wieder waren Evakuierungsversuche in der umkämpften Hafenstadt am Asowschen Meer gescheitert. Die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk warf den russischen Truppen vor, entgegen ihrer Zusagen den Zugang nach Mariupol für Hilfskonvois weiter zu blockieren. Kiew und Moskau beschuldigen sich seit Wochen gegenseitig, die Flucht von Zivilisten zu sabotieren.

Humanitäre Lage in Mariupol spitzt sich zu

Wereschtschuk zufolge wurden Mitarbeiter des Roten Kreuzes, die zwischenzeitlich in der westlich von Mariupol gelegenen Ortschaft Manhusch festgehalten worden sein sollen, mittlerweile wieder freigelassen. Mehreren Hundert ukrainischen Bewohnerinnen und Bewohnern sei die Flucht mit privaten Fahrzeugen gelungen.

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Nach britischen Angaben sitzen noch immer 160.000 Menschen in Mariupol fest. Vor dem Krieg hatte die Stadt, die weiterhin russischen Luftangriffen und heftigen Kämpfen ausgesetzt ist, mehr als 400.000 Einwohner. Das britische Verteidigungsministerium erklärte am Mittwoch, die Menschen in der Stadt hätten „kein Licht, keine Kommunikation, Medizin, Heizung oder Wasser“. Den russischen Streitkräften warf das Ministerium vor, humanitären Zugang absichtlich zu verhindern, „wahrscheinlich, um die Verteidiger zur Kapitulation zu drängen“.

RND/lau mit dpa

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