„Sorgt bei mir für ein Gefühl der Beklemmung“: Gäste bei Maischberger kritisieren „Doppel-Wumms“
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Die Gäste der ARD-Talkshow "Maischberger".
© Quelle: IMAGO/Horst Galuschka
Ein bisschen hatte die zuvor tagende Ministerpräsidentenkonferenz der Talkshow von Sandra Maischberger am späten Dienstagabend die Show gestohlen: Zwar hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mal wieder für das richtige Grundrauschen gesorgt – und vorgerechnet, dass die bisherigen Entlastungspakete und das nun geplante Sondervermögen zusammen ein Volumen von 295 Milliarden Euro haben werden. „Der Bund wird davon knapp 240, 250 Milliarden Euro auf seine Kappe nehmen und finanzieren“, sagte der Kanzler.
Doch die Botschaft, von Scholz schmissig „Doppel-Wumms“ genannt, hat ein großes Manko – und überzeugte die Gäste von Sandra Maischbergers Talkrunde nicht. Denn die entscheidende Frage der genauen finanziellen Ausstattung war nach Streit zwischen Bund und Ländern vertagt worden. Auch wichtige Details etwa zur geplanten Gaspreisbremse blieben zudem weiter unbeantwortet.
Ja, das ist dann der Versuch etwas zu sagen, was haften bleibt beim Bürger – wo er doch sonst eher nüchtern in seiner Art zu kommunizieren ist.
Eva Quadbeck,
Leiterin des RND-Hauptstadtbüros
Was blieb war ein Doppel-Wumms ohne Inhalt – oder doch eher ein Tischfeuerwerk? Den Kabarettisten und Moderator Florian Schroeder ärgerte vor allem die von Olaf Scholz zunehmend bemühte „infantile Sprache, als wären die Wähler Kinder, denen man Erwachsenensprache nicht mehr zutraut“.
Dagegen outet sich Jan Fleischhauer als Freund klarer Worte. „Er (Scholz, Anmerkung der Redaktion) will jetzt volkstümlich wirken, nicht so bürokratisch – ein tolles Wort“, so der Focus-Kolumnist augenzwinkernd über den Doppel-Wumms.
Energieentlastung: Bund und Länder bleiben uneins bei Kosten
Ein mehrstündiges Treffen von Bundeskanzler Olaf Scholz mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder im Kanzleramt brachte keine Einigung.
© Quelle: Reuters
„Ja, das ist dann der Versuch etwas zu sagen, was haften bleibt beim Bürger – wo er doch sonst eher nüchtern in seiner Art zu kommunizieren ist“, ordnet indes Eva Quadbeck ein, stellvertretende Chefredakteurin des RedaktionsNetzwerkes Deutschland. Was der Leiterin des RND-Hauptstadtbüros am abendlichen Scholz-Auftritt vor allem fehlt, sei „eine doppelte Botschaft, die die Menschen nicht allein lässt mit ihren Wünschen und Sorgen“ angesichts des drohenden Wohlstandsverlusts. Scholz kommt mit seinen Hilfen einfach zu spät, er hätte im August damit beginnen müssen.
Jan Fleischhauer bekennt, ihn umtreibe die Sorge, „dass sich unser Staat übernimmt“, das sorge bei ihm für ein „Gefühl der Beklemmung“. Diese grundsätzliche eher pessimistischen Ausblicke teilen in aller Sachlichkeit dann auch Marcel Fratzscher, der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (Diw), und Hermann-Josef Tenhagen, Finanztip-Chefredakteur.
Fehlende Planbarkeit kritisiert
Fratzscher kritisiert die fehlende Planbarkeit für Unternehmen und insgesamt die schwierige Perspektive für die deutsche Wirtschaft angesichts der drastischen Verteuerung der Energiepreise. „Weil die Menschen mehr Geld für Energie und Benzin ausgeben, den Unternehmen brechen die Umsätze weg“, so Fratzscher. Die geplante Hilfe ändere daran nichts. Fratzscher: „Wir wissen ja nicht einmal, wie der doppelte Wumms ausgestattet ist“.
RND/stu