Erstaunlich geräuschlos: 37 von 43 CDU-Delegierten stimmen für Maaßen als Bundestagskandidat
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Hans-Georg Maaßen (M, CDU) gewinnt in der Wahlkreisvertreterversammlung der CDU-Kreisverbände in Südthüringen die Abstimmung.
© Quelle: Michael Reichel/dpa
Suhl. Das Ergebnis fiel am Ende noch deutlicher aus, als selbst Insider erwartet hatten. 37 von 43 Delegierten der CDU in Südthüringen wählten Hans-Georg Maaßen am Freitagabend in Suhl zu ihrem Kandidaten für die Bundestagswahl.
Als das Ergebnis bekannt gegeben wurde, konnte man den umstrittenen ehemaligen Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz durch die Corona-Maske strahlen sehen. Maaßen triumphierte anschließend auch verbal. „Ich werde Sie nicht enttäuschen“, sagte er. „Ich will den Wahlkampf führen, damit wir gewinnen.“
Fest steht: Die Nominierung verlief nach all den Kontroversen im Vorfeld erstaunlich geräuschlos.
CDU-Bundestagskandidat Maaßen distanziert sich von AfD
Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen hat sich nach seiner Kür zum Thüringer Direktkandidat für den Bundestag von der AfD abgegrenzt.
© Quelle: dpa
Zunächst sprach Ralf Liebaug, Vorsitzender des federführenden CDU-Kreisverbandes Schmalkalden-Meiningen. „Wer hätte gedacht, dass wir uns in dieser Runde so schnell wiedersehen“, sagte er.
Schließlich hatten die Delegierten in Südthüringen erst kürzlich erneut Mark Hauptmann für die Bundestagswahl nominiert – jenen Mark Hauptmann, der bald darauf im Zuge der Maskenaffäre sein Mandat nieder legen musste und aus der Politik verschwand.
Später trat Liebaug abermals ans Pult und warb für den in Berlin lebenden Gast aus Mönchengladbach. Maaßen spreche „eine klare, eine deutliche Sprache, die vielen im politischen Geschäft abhandengekommen ist“, sagte er.
Auch sei er zuletzt bei mehreren Besuchen „eingetaucht in die Region“ und grenze sich von Extremisten deutlich ab. Was Liebaug an Maaßen ebenfalls zu schätzen weiß: „Man kennt ihn, und er wird ernst genommen.“ Für all das sei man dankbar.
Dann folgte Maaßen, der zunächst seine für Provinzverhältnisse beeindruckende Vita referierte und betonte, wie gut er im politischen Berlin vernetzt sei. Anschließend legte Maaßen dar, warum er ehedem in die Junge Union eingetreten sei – wegen seiner linken Lehrer. Damit war der Ton gesetzt.
Zwar sagte Maaßen: „Ich sehe mich als Realisten an, der geerdet ist und nicht im Elfenbeinturm lebt.“ Auch pries er den Wahlkreis 196 als „ein Schmuckstück“. Danach jedoch zog er gegen „die öko-sozialistische Planwirtschaft“ und „Genderdeutsch“ zu Felde und forderte klare Kante in der Migrationspolitik. Stets klang das Motto durch: Wir gegen all die anderen.
Sicher sagte Maaßen auch: „Ich habe wiederholt erklärt, dass ich eine Zusammenarbeit mit der AfD und der Linkspartei entschieden ablehne.“ Er habe als Chef des Verfassungsschutzes sogar die Prüfung der AfD initiiert. Gleichwohl ließ Maaßen keinen Zweifel daran, dass er sich nicht anpassen will. „Ich habe eine Meinung, und ich spreche sie auch aus“, sagte er.
Ebenso wenig ließ Maaßen einen Zweifel daran, dass er eine andere CDU will. „Die CDU braucht mehr Profil und darf auch keine Angst vor dem Widerspruch haben“, sagte er. „Ein ‚Weiter so‘ führt noch weiter die Treppe hinab in den Keller.“
Maaßen zeigte sich als Mann von Welt, der die deutsche Politik kennt, es aber nicht mehr wirklich nötig hat, in ihr mitzumischen. Er tue es um der Sache willen.
Im Lichte der Tatsache, dass der Saal Maaßen, wie der Applaus offenbarte, ohnehin bereits zugeneigt war, hatten die Mitbewerber keine Chance. Hardy Herbert, Unternehmer aus dem thüringischen Bad Salzungen, sagte: „Thüringen ist meine Heimat. Wir lieben das ländliche Leben.“ Nämlich als „Gegenentwurf zur Anonymität in den Großstädten“.
Er warb für sich mit den Worten: „Hinter den Inhalten von Friedrich Merz stehe ich zu 100 Prozent.“ Und er behauptete: „Ich fange nicht als Anfänger an.“ Doch so recht überzeugend wirkte das nicht.
Der zweite Gegenkandidat Hans-Arno Simon sagte, er habe Maaßens Kandidatur „zunächst für einen Aprilscherz gehalten“. Dieser sei „nicht das Beste für die Partei“. Freilich sagte Simon, der wie Maaßen im Rheinland geboren wurde und als Vater mal Elternzeit nahm, er sei „Realist genug, um die Mehrheitsverhältnisse einzuschätzen“. Deshalb zog der 63-Jährige seine Kandidatur zugunsten von Herbert zurück.
Allein: Es nutzte nichts. Maaßen ging als strahlend-selbstgewisser Sieger aus der Halle.