Neubauer vor Klimagipfel: „Wo sind die Regierungen, die diesen Betrug beenden?“

Demonstranten protestieren am Tag vor dem UN-Klimagipfel im schottischen Glasgow.

Demonstranten protestieren am Tag vor dem UN-Klimagipfel im schottischen Glasgow.

Glasgow. Zum Start der Weltklimakonferenz in Glasgow an diesem Sonntag fordern Klimaaktivisten deutlich mehr Tempo und Ehrgeiz im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe. Keine der reichen Industrienationen, auch Deutschland nicht, halte sich gerade an seine Zusagen zum Klimaschutz, sagte Luisa Neubauer von der Umweltbewegung Fridays for Future der Deutschen Presse-Agentur. „Sie alle rauben dem globalen Süden und den jungen Generationen wissentlich ihre Perspektiven. Wo sind die Regierungen, die diesen Betrug beenden?“, fragte die 25-Jährige.

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Seit dem als historisch gefeierten Klimaschutz-Abkommen von Paris im Jahr 2015 seien sechs Jahre vergangen – und die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase heute höher denn je, prangerte sie an. „Diese Konferenz muss der Moment sein, in dem dieser Trend umgekehrt wird.“ Die Aktivistin, die auch Grünen-Mitglied ist, kündigte an, mit hunderten Mitstreitern nach Glasgow zu reisen.

25.000 Menschen auf dem Weg nach Glasgow

In Glasgow beraten auf Einladung der Vereinten Nationen Regierungsvertreter aus rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die Menschheit die beschleunigte Erderhitzung noch auf ein erträgliches Maß eindämmen kann. Es reisen voraussichtlich etwa 25.000 Menschen an, darunter Tausende Journalisten und Klimaschutzaktivisten.

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Umweltverbände und auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatten vorab kritisiert, dass viele Staaten in den zwei Jahren seit der letzten UN-Konferenz in Madrid ihre Pläne zum Klimaschutz nicht ausreichend verschärft und den notwendigen raschen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas verschleppt haben. Denn die menschengemachte Erwärmung der Atmosphäre durch Treibhausgase sorgt schon jetzt dafür, dass Extremwetter sich häufen. Als Beispiele gelten die jüngsten Überschwemmungen in Deutschland, die Dürre in der Sahel-Zone in Afrika oder auch verheerende Waldbrände in Kalifornien und Russland.

Zwei Staatschefs fehlen bei G20-Gipfel und in Glasgow: Jinping und Putin nicht vor Ort

Der Kampf gegen die Klimakrise ist am Sonntag auch Thema in Rom beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs der G20-Gruppe. Zwei wichtige Staatschefs sind vor Ort nicht dabei, und sie fehlen Anfang der Woche auch in Glasgow: Der chinesische Präsident Xi Jinping und der russische Präsident Wladimir Putin reisten nicht an, offiziell wegen der Corona-Pandemie. China ist der größte Produzent von klimaschädlichen Treibhausgasen, Russlands Wirtschaft fußt auf dem Export von Gas und Öl.

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Bundesumweltministerin Schulze: „Ausbau der Erneuerbaren Energien ist das Allerwichtigste“
ARCHIV - 23.08.2021, Berlin: Svenja Schulze (SPD), Umweltministerin.

Svenja Schulze ist seit 2018 Umweltministerin. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa - Honorarfrei nur f��r Bezieher des Dienstes dpa-Nachrichten f��r Kinder +++ dpa-Nachrichten f��r Kinder +++

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) erklärt im RND-Kurzinterview, welche Erwartungen sie an die Klimakonferenz in Glasgow hat.

In Glasgow gab es bereits vorab erste Proteste von Klimaschutzaktivisten: Mitglieder von Ocean Rebellion legten sich als „tote Meermenschen“ halbnackt nahe des Flusses Clyde unter Fischernetze, um auf Gefahren von Meeresbewohnern wie Delfinen, Haien und Walen aufmerksam zu machen. Am Samstag sollten zudem Tausende Aktivistinnen und Aktivisten ankommen, die zu Fuß nach Glasgow gingen, darunter auch aus Deutschland. Eine spanische Gruppe war mit der Fähre ins südenglische Portsmouth gefahren und von dort 30 Tage durch Großbritannien gewandert.

Pariser Klimaabkommen schon sechs Jahre her

Die Erde hat sich im Vergleich zum vorindustriellen Niveau schon jetzt um etwa 1,1 Grad erwärmt; in Deutschland sind es bereits 1,6 Grad. In Paris hatte sich die Staatengemeinschaft vor sechs Jahren darauf geeinigt, die Erderwärmung möglichst auf maximal zwei Grad, besser 1,5 Grad, zu begrenzen. Bislang reichen die eingereichten Pläne der Staaten dazu aber bei weitem nicht aus.

Auch der britische Premierminister Boris Johnson hatte die krassen Defizite im Kampf gegen die Erderhitzung angeprangert – und zu einer Aufholjagd der Staatengemeinschaft gemahnt. „Die Menschheit, als Ganzes, liegt zur Halbzeit 1:5 hinten“, sagte Johnson am Samstag auf dem Flug zum G20-Gipfel. „Wir haben die Möglichkeit auszugleichen, die Position zu retten, zurückzukommen - aber es wird eine Menge Kraft kosten“, sagte er nach Medienberichten.

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Britischer Premier Johnson vergleicht Klimaschutz mit Niedergang des Römischen Reiches

Mit Blick auf die unzureichenden Zusagen der allermeisten Staaten zum Klimaschutz verwies Johnson auf die Geschichte. „Wenn etwas schief geht, kann es mit außergewöhnlicher Geschwindigkeit schief gehen“, sagte er. „Das hat man beim Fall des Römischen Reichs gesehen, und ich fürchte, dass wir auch einen Absturz unserer Zivilisation, unserer Welt sehen könnten, falls wir es nicht schaffen, den Klimawandel zu bekämpfen.“

„COP26 ist der Moment der Wahrheit für die Welt“, sagte Johnson einer Mitteilung vom Samstagabend zufolge. „Die Frage, die alle stellen, ist, ob wir die Chance nutzen oder sie verstreichen lassen.“ Johnson will am Sonntagabend vom G20-Gipfel in Rom nach Glasgow fliegen. Er hoffe, dass die Staats- und Regierungschefs mit entschiedenen Maßnahmen im Gepäck in die schottische Stadt reisen. Johnson hatte sich zuvor skeptisch zu Ergebnissen des zweiwöchigen Treffens gezeigt. Die Erfolgschancen lägen bei nicht mehr als 60 Prozent, hatte er auf dem Weg zum G20-Gipfel gesagt.

Weitere wichtige Themen in Glasgow sind der Handel zwischen Staaten mit Fortschritten im Klimaschutz sowie die Finanzierung von Schäden und Verlusten durch die Erderwärmung vor allem in ärmeren Ländern.

RND/dpa

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