Lützerath ist das Symbol verfehlter deutscher Energiepolitik
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Polizisten stehen am Rande des Dorfes Lützerath vor Aktivisten.
© Quelle: Henning Kaiser/dpa
Das Dorf Lützerath nahe dem Braunkohletagebau Garzweiler ist ein Symbol verfehlter deutscher Energiepolitik. Dass die Ortschaft nun für die Kohlegewinnung abgebaggert wird, ist tragisch. Doch zur Wahrheit gehört: Die Dorfbewohner mussten schon vor längerer Zeit das Dorf verlassen, und Kohleverstromung ist leider weiterhin notwendig.
Deutschland kann es sich aktuell nicht aussuchen, welche Energieerzeugungsquelle es nutzt, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Verantwortung für diese Situation tragen vergangene Bundes- und Landesregierungen, die die Energiewende hin zu mehr erneuerbaren Energien im Strommix nicht energisch genug vorangetrieben oder in Teilen sogar blockiert haben. Aber die Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre lassen sich nicht mehr rückgängig machen.
Die Bilder der Abbaggerung stellen Deutschlands Vorreiterrolle infrage
Und mit den Folgen müssen die nachfolgenden Generationen leben. Die Verbrennung von Kohle ist mit die klimaschädlichste Form der Energieerzeugung, und die wird zumindest in Nordrhein-Westfalen erst mal noch mehr CO₂-Emissionen in die Luft pusten. Die deutschen Klimaziele stehen schon jetzt auf der Kippe, genauso wie das globale 1,5-Grad-Ziel. Die Bilder, die nun durch die Abbaggerung in die Welt getragen werden, stellen Deutschlands angestrebte Vorreiterrolle in der globalen Klimapolitik einmal mehr infrage.
Der Kompromiss, den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit ausgehandelt hat, hat allerdings eine gute Seite. Der Kohleausstieg im bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstarken Bundesland NRW soll auf 2030 vorgezogen werden. Auch wenn es Zweifel gibt an den Berechnungen, wie viele CO₂-Emissionen durch den Deal eingespart werden, ist zu begrüßen, dass das Land diesen Weg geht. Das ist auch ein Symbol. Es wird jedoch erst ab dem nächsten Jahrzehnt seine klimapolitische Wirkung entfalten.