Richtiger Lockdownzeitpunkt: Mitglied des Corona-Expertenrates warnt vor zu frühen Kontaktbeschränkungen

Christian Karagiannidis im Interview.

Christian Karagiannidis im Interview.

Hannover. Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis (Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung) hat sich gegen einen Lockdown mit Kontaktbeschränkungen vor Weihnachten ausgesprochen. Im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) sagte Karagiannidis: „Ich persönlich halte es nicht für notwendig, dass es noch in dieser Woche Kontaktbeschränkungen geben muss.“

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Karagiannidis betonte, dass der Zeitpunkt für solche Maßnahmen weder zu früh noch zu spät sein dürfe. „Wenn die Kontaktbeschränkungen zu früh gelten, besteht die Gefahr eines Reboundeffekts im Frühjahr, wenn bis dahin nicht genügend geboostert sein sollten.“ Das bedeute, dass man zwar früh die Welle breche, aber dafür im Frühjahr wieder hohe Fallzahlen bekommen könnte. Dann würde man erneut Kontaktbeschränkungen brauchen.

+++ Das komplette Interview mit Christian Karagiannidis lesen Sie hier +++

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Niederlande gehen anderen Weg als Deutschland

In Deutschland gibt es derzeit noch keine Kontaktbeschränkungen für alle. Nur für Ungeimpfte gilt, dass Treffen lediglich mit dem eigenen Haushalt möglich sowie höchstens zwei weitere Personen eines weiteren Haushalts zulässig sind.

Anders sieht es in den Niederlanden aus. Dort dürfen sich inzwischen nur noch zwei Personen treffen. Diese Regelung gilt zunächst bis Mitte Januar. Über die Weihnachtsfeiertage wird die Zahl auf vier Personen ausgeweitet.

Karagiannidis sieht den Grund dieser strengen Maßnahmen darin, dass die Niederlande nur sehr wenige Intensivbetten haben. Er warnt: „Wenn die Niederlande aber jetzt nicht die Zeit nutzen und viele Booster-Impfungen durchführen, wird es im März wieder eine Welle geben.“ Denn die Lockdownmaßnahmen würden einem Land nur Zeit verschaffen, um mehr Menschen zu boostern.

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Situation auf den Intensivstationen: „Die Welle wird gebremst“

Karagiannidis zeigte sich im RND-Interview erfreut darüber, dass die Zahl der neuen Intensivpatienten am Montag erstmals wieder zurückgegangen ist. So habe es 242 Neuaufnahmen gegeben, während die Zahl der neuen Patienten zuvor bei rund 350 am Tag gelegen habe. „Wir sehen jetzt einen leichten Rückgang, aber die Belastung der Intensivstationen bewegt sich weiterhin auf einem hohen Niveau“, sagte er dem RND, warnte aber vor zu viel Optimismus: „Von einer Entlastung auf den Intensivstationen kann gar keine Rede sein.“

Denn auch die mehr als 200 Neuaufnahmen seien noch immer sehr viele. Es zeichnet sich aber offenbar ein hohes Plateau ab, auf dem die Zahl der Neuaufnahmen verharrt. „Zuversicht wäre übertrieben, aber die Welle wird gebremst“, so der Intensivmediziner.

Gesundheitsminister Lauterbach: kein Lockdown vor Weihnachten
dpatopbilder - 17.12.2021, Niedersachsen, Hannover: Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, gibt nach dem Besuch vom Impfzentrum im früheren Regenwald-Panorama am Erlebnis-Zoo Hannover ein Pressestatement ab. Foto: Moritz Frankenberg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante beraten Bund und Länder am Dienstag über die Corona-Lage und das weitere Vorgehen.

Epidemiologe Zeeb: Schnelle Maßnahmen wären besser

Der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen sagte dem RND, dass die Politik mit Lockdownmaßnahmen nicht länger warten dürfe. „Es wäre in jedem Fall besser, sofort Lockdownmaßnahmen wie Kontaktbeschränkungen zu verhängen.“ Natürlich sei es schwierig für Politiker, solche Maßnahmen so kurz vor Weihnachten zu verhängen. „Aber alle Experten sagen, dass Kontaktbeschränkungen zwingend nötig sind, und zwar sehr zeitnah.“ Deutschland brauche noch vor Neujahr schärfere Maßnahmen. „Bis in den Januar hinein können wir mit einem Lockdown nicht warten.“

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Zeeb plädierte dafür, „das ganze Arsenal an Kontaktbeschränkungen“ in Erwägung zu ziehen. Am effektivsten sei ein kleiner, fester Personenkreis, der sich auch regelmäßig teste. „Zwischen drei und sieben Menschen halte ich für angemessen“, so der Experte. Die Hauptsache sei, dass es bei diesem kleinen Personenkreis bleibe.

Das vollständige Interview mit Hajo Zeeb können Sie hier nachlesen. Christian Karagiannidis, Mitglied im neuen Corona-Expertenrat der Bundesregierung und wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters, hat sich hier im RND-Interview geäußert.

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