Lockdown in Kreis Gütersloh wird um eine Woche verlängert – Lockerung in Warendorf
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NRW-Ministerpräsident Armin Laschet gab bekannt, dass der Lockdown in Gütersloh um eine weitere Woche verlängert wird. Außerdem wird nach wie vor intensiv getestet, gerade bei Tönnies-Mitarbeitern. In Warendorf wird der Lockdown aufgehoben.
© Quelle: imago images/Noah Wedel/teamwork/RND Montage Behrens
Berlin/Düsseldorf. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat eine Verlängerung der regionalen Beschränkungen im Kreis Gütersloh verkündet. “Die Lockdown-Maßnahmen im Kreis Gütersloh werden aus Vorsicht um eine Woche verlängert”, sagte Laschet am Montag bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf.
Im Kreis Warendorf wird der Lockdown dagegen aufgehoben. “Wir werden die Lockdown-Maßnahmen im Kreis Warendorf nicht verlängern”, sagte Laschet weiter. Dort werden mit Ablauf des 30. Juni wieder die Regeln des restlichen Nordrhein-Westfalen gelten.
Im Kreis Warendorf liege kein erhöhtes Infektionsgeschehen vor, sagte Laschet. Und in Gütersloh müsse man weitere Testergebnisse abwarten. Dort liege ein leichter Eintrag des Virus in die Bevölkerung vor.
Laschet: Coronavirus von Tönnies kaum übergesprungen
Wenn man die Tönnies-Beschäftigten herausrechne, habe die wichtige Kennziffer der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage im Kreis Gütersloh bei 22,5 gelegen, sagte Laschet. Im Nachbarkreis Warendorf lag sie – ebenfalls die Tönnies-Beschäftigten herausgerechnet – bei 5,4. Insgesamt stimmten die Resultate ihn jedoch zuversichtlich, so Laschet.
Der Betrieb Tönnies werde weiterhin außer Betrieb bleiben. Es werde weiterhin getestet. Außerdem untersucht laut Laschet ein Team der Universität Bonn den Corona-Ausbruch bei Tönnies. In Gütersloh gebe es derzeit acht Testzentren, im Kreis Warendorf vier. Laschet sprach von einer “logistischen Meisterleistung”.
Laschets Appell: Menschen aus Gütersloh nicht stigmatisieren
Er betonte weiter, alle Maßnahmen seien aus Vorsicht getroffen worden, damit das Virus möglichst nicht auf die Bevölkerung überspringen könne. Laschet dankte allen Menschen in Gütersloh und Warendorf für ihre Geduld. Es seien jedoch “fundamentale Grundrechte” außer Kraft gesetzt worden und deshalb wolle man weiter nicht auf “Schnellschüsse setzen”.
“Wer Grundrechte einschränkt, muss sich das sehr genau überlegen und auch sehr genau begründen können, warum er das tut. Und deshalb mein Appell an alle, dies nicht zum parteipolitischen Spielfeld zu nutzen”, sagte der Ministerpräsident.
Laschet appellierte zudem an alle, die Stigmatisierung von Menschen im Kreis Gütersloh einzustellen. Er begrüßte es, dass Österreich die Reisewarnung für NRW wieder aufgehoben habe.
Laschet: Coronatests da, wo es brennt - Gütersloh bleibt gelassen
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident will keine flächendeckenden Corona-Tests. Mit Blick auf neue Wellen ab Herbst müsse man gezielt vorgehen.
Landrat Sven-Georg Adenauer betonte am Montag, dass man den Lockdown auch wegen der Menschen außerhalb des Kreises verlängere. Er wisse, dass man nicht überall “willkommen” sei, sagte Adenauer am Montag in Düsseldorf. Er unterstütze die getroffenen Entscheidungen des Landes im Zusammenspiel mit den Verantwortlichen vor Ort “ausdrücklich”, sagte Adenauer laut Mitteilung: “Alle für den Kreis Gütersloh bisher getroffenen Maßnahmen haben sich als richtig und notwendig erwiesen.”
Laschet: Lockdown sollte nicht mehr ganze Kreise betreffen
Laschet (CDU) sprach sich allerdings dafür aus, die von Bund und Ländern abgesprochene Regelung für einen sogenannten Lockdown zu verändern: Man müsse noch einmal darüber sprechen, nicht ganze Kreise “herauszunehmen”, sondern “die Orte, wo wirklich Gefahr besteht”, sagte Laschet am Montag in Düsseldorf. “Das werden wir einmal mit den anderen Ländern, wenn die Krise vorbei ist, erörtern”, sagte er mit Blick auf die Lage in Gütersloh.
Laschet bezog sich konkret auf Städte und Gemeinden im Kreis Warendorf, die aktuell keine Infektionen haben – und dennoch vom Lockdown betroffen waren. Auch der Landrat des Kreises Warendorf, Olaf Gericke, sagte: “Bund und Land müssen darüber nachdenken, ob es nicht Sinn macht, die Regelungen zu präzisieren, wo genau ein Lockdown verhängt werden soll.” Sein Kreis umfasse 13 Städte und Gemeinden – “und in fünf gibt es keine einzige Infektion”. Eine Präzisierung würde seiner Ansicht nach auch zu mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung führen.
Am Montagmorgen lag die Zahl der Corona-Neuinfektionen im Kreis Gütersloh noch deutlich über einer kritischen Marke. Laut der am Montag vom Robert-Koch-Institut veröffentlichten Daten gab es in dem Kreis 112,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage. Die kritische Marke liegt bei 50. Am Sonntag hatte die sogenannte 7-Tage-Inzidenz noch 132,9, am vergangenen Dienstag noch 270,2 betragen.
Im Kreis Warendorf, in dem ebenfalls viele Tönnies-Mitarbeiter wohnen, war die wichtige Kennziffer für die Pandemiebekämpfung schon am Freitag mit 47,9 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen unter die wichtige Marke von 50 gefallen. Nach Daten von Montag liegt der Wert aktuell bei 22,0.
RND/cz/dpa