Nach Explosion im Hafen von Beirut: Sechs Tote bei Protesten gegen Ermittlungsrichter
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Bei Protesten der schiitische Amal-Bewegung vor dem Justizpalast in Beirut kam es zu einem Zusammenstoß von Demonstranten und Sicherheitskräften bei denen es, laut Medienberichten Verletzte und Tote gab.
© Quelle: Hussein Malla/AP/dpa
Bei Protesten gegen den Ermittlungsrichter im Fall um die Explosionskatastrophe im Beiruter Hafen ist es zu schweren Ausschreitungen gekommen. Auf den Straßen von Libanons Hauptstadt waren am Donnerstag Schüsse zu hören. Es habe sechs Tote und mehrere Verletzte gegeben, berichtete ein Fernsehsender unter Berufung auf Krankenhausangaben. Krankenwagen eilten zum Tatort.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP beobachtete zuvor, wie ein Mann während der Kundgebung mit einer Pistole das Feuer eröffnete. Andere Augenzeugen sahen, wie Personen vom Balkon eines Gebäudes in die Richtung von Demonstranten schossen. Mindestens zwei Männer wurden verletzt und bluteten. Das Militär schickte Soldaten in die Gegend.
Proteste in Beirut: Demonstranten fordern Absetzung des Richters
Was die Schusswaffengewalt auslöste, war zunächst unklar. Beobachter sprachen jedoch von erhöhten Spannungen entlang der aus dem früheren Bürgerkrieg stammenden Frontlinie zwischen muslimisch-schiitisch und christlich geprägten Stadtteilen Beiruts.
Zur Protestkundgebung vor dem Justizpalast hatte die Hisbollah-Miliz und deren Verbündete aufgerufen. Sie forderten die Absetzung von Richter Tarek Bitar, der die Untersuchung zur verheerenden Explosion in Beirut im August 2020 leitet. Damals gab es mindestens 215 Tote und Tausende Verletzte, als große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat detonierten, die jahrelang unsachgemäß im Hafen gelagert worden waren. Große Teile der Hauptstadt wurden verwüstet, die ohnehin desolate wirtschaftliche und finanzielle Lage und die politische Spaltung im Land verschärfte sich zusätzlich.
Bitar ist bereits der zweite Richter, der auf die Ermittlungen zur Explosionskatastrophe angesetzt wurde. Die mächtige Hisbollah und ihre Unterstützer werfen ihm vor, sich Politiker für Vernehmungen herauszupicken, die zumeist mit der Miliz verbündet seien. Kein Hisbollah-Funktionär wurde im Rahmen der Untersuchung bisher angeklagt.
RND/AP