Diskussionen nach Tod einer Radfahrerin

Die Grünen distanzieren sich von der „Letzten Generation“

Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr stehen an der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf. Dort wurde die Radfahrerin überrollt.

Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr stehen an der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf. Dort wurde die Radfahrerin überrollt.

Berlin. Sowohl die Grünen als auch die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer haben sich angesichts des Todes einer Fahrradfahrerin in Berlin von Protestaktionen der Gruppe „Letzte Generation“ distanziert. Die 44-Jährige war Anfang der Woche von einem Lkw überrollt worden. Die Ankunft eines Spezialfahrzeugs zur Bergung der Verletzten hatte sich nach Feuerwehrangaben wegen eines Staus verzögert. Dieser soll laut Feuerwehr durch eine Protestaktion der „Letzten Generation“ entstanden sein. Die Frau ist inzwischen gestorben.

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Zwar berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ mittlerweile unter Berufung auf einen internen Bericht der Feuerwehr, das im Stau steckengebliebene Spezialfahrzeug sei gar nicht mehr benötigt worden. Demzufolge sei die Radfahrerin mit einem Bein unter dem in den Unfall verwickelten Betonmischer eingeklemmt gewesen. Die zuständige Notärztin habe daraufhin entschieden, dass der Lkw sich mit eigener Motorkraft bewegen und das Opfer so befreien solle.

Allgemeines Kopfschütteln

Grünen-Chefin Ricarda Lang sagte ungeachtet dessen der Deutschen Presse-Agentur: „Wenn Protestaktionen dazu führen, dass die Sicherheit oder das Leben von Menschen gefährdet werden, ist das schlichtweg nicht akzeptabel.“ Und sie fügte hinzu: „Protest, in dessen Folge nur über die Protestform, nicht aber über die Sache geredet wird, dient dieser Sache nicht.“ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußerte sich ähnlich.

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Ein anderer prominenter Grüner, der namentlich nicht genannt werden möchte, sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit Blick auf die „Letzte Generation“: „Sie haben ein berechtigtes Anliegen, und sie fahren dieses Anliegen an die Wand. Alle reden übers Kleben und niemand übers Klima.“

HANDOUT - 23.10.2022, Potsdam: Klimaaktivisten der Klimaschutz-Protestgruppe «Letzte Generation», nachdem sie das Gemälde «Getreideschober» (1890) von Claude Monet im Potsdamer Museum Barberini mit Kartoffelbrei beworfen haben. (zu dpa: «Attacke gegen Monet-Bild - Was Museen tun, um Kunst zu schützen») Foto: Uncredited/Letzte Generation/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung über die Aktion und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits. Keine Verwendung nach dem 06.11.2022!! +++ dpa-Bildfunk +++

Attacke auf Monet-Gemälde: Klimaaktivistin übte Kartoffelbreiwurf im Badezimmer

Die Aktivistin und der Aktivist der Gruppe „Letzten Generation“ stehen zu ihrer Attacke im Potsdamer Museum Barberini. Wie es dazu kam und wie sich die beiden vorbereitet haben, darüber haben sie sich nun mit anderen ausgetauscht.

Neubauer sagte im „heute journal“ des ZDF, ziviler Ungehorsam stehe und falle mit dem Wort zivil. „Menschen sollten dabei nicht gefährdet werden.“

Die Berliner Polizei ermittelt gegen zwei 63 und 59 Jahre alte Klimaaktivisten wegen unterlassener Hilfeleistung beziehungsweise der Behinderung hilfeleistender Personen. Nach dem Tod der Radfahrerin werde geprüft, ab auch der Vorwurf einer fahrlässigen Tötung in Betracht komme, sagte eine Sprecherin der Berliner Staatsanwaltschaft am Freitag. Die Leiche wird deshalb obduziert.

„Widerstand“ geht weiter

Die „Letzte Generation“ machte unterdessen Medien für Kritik an der Bewegung verantwortlich. Zwar hatte sie in einer ersten Mitteilung nach dem Unfall noch erklärt, man könne „nicht ausschließen, dass die Verspätung des Rüstwagens auf einen durch uns verursachten Stau zurückzuführen ist“. In einer Mitteilung vom Freitag heißt es jedoch: „Dass ein ganzes Mediensystem sich gegen uns wenden würde, damit haben wir nicht gerechnet.“ Es breche eine Welle aus Vorwürfen, Unwahrheiten und Hetze über die „Letzte Generation“ herein, ausgelöst von privaten bis öffentlich-rechtlichen Medien. Denn tatsächlich habe der Unfall mehrere Kilometer von jedem der Aktionsorte stattgefunden.

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„Die mediale Öffentlichkeit instrumentalisiert den Unfall der Radfahrerin“, heißt es weiter. „Das können wir nicht fassen.“ Doch auch dies „wird uns nicht davon abbringen, das einzig moralisch Richtige zu tun“, so die „Letzte Generation“ mit Blick auf den Klimawandel: „In einer alles entscheidenden Krise nicht zu verharren, sondern loszugehen.“ Der „Widerstand“ gehe weiter.

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