Lehrermangel: Bartsch fordert „Zeitenwende im Bildungssystem“
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Dietmar Bartsch, Fraktionsvorsitzender der Linken, bei einer Rede im Bundestag.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa
Berlin. Vor dem Hintergrund eines dramatischen Lehrermangels an deutschen Schulen fordert die Linke eine „Zeitenwende im Bildungssystem“ und dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) das Thema zur Chefsache macht. „Wenn sich Schulen wegen des eklatanten Lehrermangels gezwungen sehen, mit der Viertagewoche zu drohen, dann ist es höchste Zeit, Bildung zur Priorität im Kanzleramt zu machen“, sagte der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„Wir brauchen einen Masterplan von Bund und Ländern gegen die Bildungskatastrophe“, fuhr Bartsch fort und kritisierte, Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) scheine überfordert zu sein.
Bei einer RND-Umfrage Ende Januar meldeten die 16 deutschen Kultusministerien insgesamt 12.341 unbesetzte Lehrerstellen. Während das Saarland, Rheinland-Pfalz, Brandenburg und Bayern demnach keinen Mangel haben und Hessen sogar von einem Überangebot spricht, fehlen in Nordrhein-Westfalen mehr als 8000, in Sachsen-Anhalt und Berlin mehr als 800, in Sachsen, Baden-Württemberg und Niedersachsen mehr als 400 und in Schleswig-Holstein knapp 200 Lehrkräfte.
Bartsch bezeichnete die Bildungspolitik der Ampel als „Totalausfall“. „Das Bildungssystem braucht eine Zeitenwende!“, forderte der Linkenpolitiker und nannte den Lehrermangel „nur die Spitze des Eisbergs in einem vielfach maroden System mit oft indiskutabler Infrastruktur“. 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr, aber nur eine Bildungsmilliarde, das sei absurd. „Ein erster Schritt der Zeitenwende wäre ein Bildungsgipfel von Bund und Ländern im Kanzleramt“, unterstrich Bartsch.
Der Präsident des Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hatte die Zahlen der Länderministerien in Zweifel gezogen. In vielen Bundesländern würden die Stunden am Anfang des Schuljahres je nach Lehrermangel gestrichen, sodass der Bedarf nur auf dem Papier gedeckt sei, sagte Meidinger dem RND. In manchen Bundesländern würden auch Eltern oder andere Nichtpädagogen als sogenannte Schulhelfer eingesetzt und in der Statistik als Lehrkräfte verrechnet. Laut Lehrerverband liegt die wirkliche Zahl der unbesetzten Lehrerstellen „irgendwo zwischen 32.000 und 40.000″.