EU-Kommission stimmt Europäer auf dauerhaft höhere Preise ein
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03.05.2022, Frankreich, Straßburg: Margrethe Vestager, Kommissarin für Wettbewerb, hält zum Thema «künstliche Intelligenz im digitalen Zeitalter» eine Rede im Europäischen Parlament in Straßburg. Vestager hat am Mittwoch die Menschen in Europa auf dauerhaft höhere Preise eingestellt.
© Quelle: Jean-Francois Badias/AP/dpa
Brüssel. Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Margrethe Vestager, stimmt die Menschen in Europa auf dauerhaft höhere Preise ein. Ein großer Teil der europäischen Industrie basiere auf „sehr billiger Energie aus Russland, auf sehr billiger Arbeitskraft aus China und auf hochsubventionierten Halbleitern aus Taiwan“, sagte sie dem „Handelsblatt“ am Mittwoch.
Europa sei nicht naiv gewesen bei diesen Risiken, sondern gierig. Solche Abhängigkeiten könnten die europäischen Staaten nicht einfach als Teil des Geschäfts akzeptieren, sagte Vestager. Europa müsse seinen Handel diversifizieren und höhere Preise in Kauf nehmen. Das Recycling müsse ausgebaut werden. Zahlen müssten für diese Veränderungen letztlich die Verbraucher.
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Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, „den Hunger als Instrument der Macht“ einzusetzen.
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Angesichts der steigenden Gaspreise zeigte sich Vestager vorsichtig optimistisch. Wenn es gelinge, dass die Europäer gemeinsam verflüssigtes Erdgas einkaufen, könne das die Preise stabilisieren und senken, stellte sie nach Angaben des Blattes in Aussicht. Vor staatlichen Preisdeckeln auf Gas warnte sie hingegen: Der mit dem subventionierten Gas erzeugte Strom würde dann in die Nachbarländer abfließen.
Belastungen in Osteuropa am größten – Deutschland kommt gut weg
Im Vergleich zu anderen EU-Staaten sind Lebensmittel in Deutschland im April unterdurchschnittlich teurer geworden. EU-weit lagen die Lebensmittelpreise im April dieses Jahres 8,9 Prozent über denen von April 2021, in Deutschland stiegen sie im gleichen Zeitraum nur um 8,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt auf Basis von Daten des europäischen Statistikamtes Eurostat am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Am stärksten waren die osteuropäischen EU-Länder betroffen.
Die jüngsten Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln belasten die Menschen im Osten der EU stärker als im Westen. In Litauen waren die Preise im April um 22,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor, referierte am Mittwoch das Statistische Bundesamt aktuelle Zahlen von Eurostat. Auch Bulgarien (21,0 Prozent), Lettland (17,7 Prozent) und Ungarn (17,3 Prozent) lagen sehr deutlich über dem EU-Schnitt von 8,9 Prozent Preissteigerung. Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland mussten im Schnitt 8,5 Prozent mehr für Essen und Trinken ausgeben, während die Preise in Irland nur um 3,6 Prozent zulegten.
Die Osteuropäer leiden ohnehin stärker unter den Preissteigerungen, weil sie bereits zuvor einen relativ hohen Anteil ihrer Einkommen für Nahrungsmittel ausgeben mussten. So gibt ein privater Haushalt in Rumänien 28,3 Prozent für Nahrungsmittel aus, während es in Deutschland nur 11,1 Prozent sind. Der EU-Schnitt beträgt 15,9 Prozent. Gründe für die Unterschiede sind die unterschiedlichen Niveaus beim Einkommen wie auch die Konkurrenzsituation im Lebensmittelhandel. Anteilig geringere Konsumausgaben als die Deutschen haben nur die Menschen in Luxemburg und Irland.
RND/dpa/epd