Kurz zu Coronavirus: “Größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg”

Wien: Karl Nehammer (ÖVP, l.), Innenminister von Österreich, Werner Kogler (Grüne), Vizekanzler von Österreich, und Sebastian Kurz (ÖVP), Bundeskanzler von Österreich, nehmen an einer Sondersitzung des Nationalrates zum Thema Coronavirus im Parlamentsausweichquartier in der Wiener Hofburg teil.

Wien: Karl Nehammer (ÖVP, l.), Innenminister von Österreich, Werner Kogler (Grüne), Vizekanzler von Österreich, und Sebastian Kurz (ÖVP), Bundeskanzler von Österreich, nehmen an einer Sondersitzung des Nationalrates zum Thema Coronavirus im Parlamentsausweichquartier in der Wiener Hofburg teil.

Österreich stellt im Kampf gegen das neuartige Coronavirus auf Notbetrieb um: Das öffentliche Leben wird drastisch eingeschränkt, Versammlungen mit mehr als fünf Personen verboten. Das verkündete Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Sonntagmorgen, dessen Präsenz in diesen schweren Tagen so hoch ist wie nie. Kaum ein Tag vergeht, an dem er und Gesundheitsminister Rudi Anschober (Die Grünen) nicht mit ernster Miene vor die versammelte Presse treten, um weitere drastischere Maßnahmen zu verkünden. Die Bevölkerung zu schonen, kann man den beiden momentan nicht vorwerfen.

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Italien diene als mahnendes Beispiel – was passieren könne, ohne rechtzeitig zu handeln, zeigen die Verhältnisse südlich des Brenners täglich. Italienische Verhältnisse, wo Ärzte mittlerweile über Leben und Tod entscheiden müssen, gelte es zu verhindern.

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“Wir stehen vor der größten Herausforderung in Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg”, erklärt Kurz am Wochenende. Ein Satz, der zeigt, wie ernst die Alpenrepublik die Ausbreitung schon jetzt nimmt. Ob Twitter, Facebook, Radio oder Fernsehen – die österreichische Bundesregierung feuert aus allen Rohren, will informieren und die Bevölkerung sensibilisieren. Mantrahaft bedient sie sich folgender Ansage: “Bleib zu Hause!”

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“Du willst helfen? Bleib zu Hause! Du sorgst dich um ältere Mitmenschen? Bleib zu Hause! Du willst trotzdem raus? Dafür gibt es genau drei Gründe und keinen mehr:

  1. Nicht aufschiebbare Berufsarbeit, etwa Gesundheitspersonal, Polizei und Lebensmittelhandel
  2. Dringend notwendige Besorgungen wie Lebensmitteleinkauf
  3. Um anderen Menschen zu helfen, weil sie es selbst nicht können”

Die Beschränkungen werden ab Montag von der Polizei kontrolliert, berichtet die österreichische Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf das Kanzleramt. Selbst Spaziergänge dürften ab sofort nur noch mit Personen unternommen werden, mit denen man auch zusammenlebt. Zudem seien bei Nichteinhaltung Strafen von bis zu 2180 Euro möglich. “Wir werden alles tun, das zu unterbinden, wenn es freiwillig nicht geht”, mahnt Vizekanzler Werner Kogler (Die Grünen).

Europa bleibt daheim: menschenleere Straßen, geschlossene Grenzen

In Frankreich aber waren die Menschen am Sonntag aufgerufen, an den Kommunalwahlen teilzunehmen.

Kogler zu Coronavirus: 100.000er-Grenze droht demnächst

Viele Menschen hätten eben noch nicht begriffen, was exponentielle Ausbreitung bedeute. Er bediente sich daher einer plakativeren Wortwahl, sprach von einer “explodierenden Zunahme”. Das Erreichen der 100.000er-Grenze drohe demnächst. Vor allem Sportvereine sollen Trainings unverzüglich einstellen. Kogler: “Ich meine das ernst: Es sollen sich alle daran halten, und die, die sich nicht daran halten, dürfen auch mit Konsequenzen rechnen.”

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Ab Dienstag werden zudem alle Restaurants ihre Tore schließen. Viele Kleinbetriebe fürchten um ihre Existenz. Doch das Risiko habe man eingepreist. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) rechnet in einem Interview mit dem österreichischen “Standard” in einzelnen Branchen wie Tourismus oder auch bei Einpersonenunternehmen mit einem Geschäftseinbruch von bis zu 80 Prozent. Hier stellt die Regierung einen Rettungsschirm in Aussicht.

Das Volumen gegen die Coronakrise: Aktuell 4 Milliarden Euro, bei Bedarf aber auch mehr. Noch am Sonntag wurde im österreichischen Parlament ein Sondergesetz einstimmig beschlossen – darunter das Covid-19-Fondsgesetz. Es tritt ab Montagfrüh in Kraft.

Coronavirus: Diese Maßnahmen schützen mich

Um eine zweite Ansteckungswelle in Deutschland zu vermeiden, sind einige Verhaltens- und Hygieneregeln zu beachten.

Auch Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) kündigte an, dass es 2020 kein Nulldefizit geben werde. Die Gesundheit der Menschen gehe vor.

Ehemalige Zivildiener sollen rekrutiert werden

Doch wer denkt, dass der Aufschrei innerhalb der Bevölkerung angesichts der einschneidenden Maßnahmen groß sei, irrt. Die Botschaften scheinen gefruchtet zu haben. Vielmehr stoßen die Verordnungen von Kurz auf breite Zustimmung in der Bevölkerung. In sozialen Netzwerken trendet der Hashtag #BleibtZuhause. Aktuelle Umfragen zeigen, dass vor allem die Regierungsparteien mit jedem Krisentag an Vertrauen gewinnen.

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Besonders ältere Menschen halten die Maßnahmen gegen das Coronavirus für gerechtfertigt. Selbst Sozialdemokraten und Konservative begraben das Kriegsbeil für den Moment – jetzt gebe es Wichtigeres.

Österreich zählt (Stand Sonntagmorgen) etwa 800 Corona-Infizierte. Die meisten Fälle gibt es mit 245 in Tirol, wo am Sonntag auch eine Ausgangssperre verhängt wurde. Landeshauptmann (Ministerpräsident), Günther Platter, ließ die Tiroler wissen: “Ohne einen triftigen Grund darf niemand seine Wohnung verlassen.”

Heiligenblut: Ein Mann mit Rollkoffer und Skiern in der Hand geht an einer Straßensperre vorbei. Die Kärntner Gemeinde Heiligenblut steht bis zum 29. März unter Quarantäne. Ausländische Gäste dürfen aus dem Skigebiet abreisen, für Österreicher ist die An- und Abfahrt gesperrt.

Heiligenblut: Ein Mann mit Rollkoffer und Skiern in der Hand geht an einer Straßensperre vorbei. Die Kärntner Gemeinde Heiligenblut steht bis zum 29. März unter Quarantäne. Ausländische Gäste dürfen aus dem Skigebiet abreisen, für Österreicher ist die An- und Abfahrt gesperrt.

Zur Verstärkung des Sanitäts- und Pflegebereichs in Österreich werden zudem Zivildiener der vergangenen fünf Jahre rekrutiert. Personen, die den Zivildienst aktuell leisten, werden verlängert. Weiter verschärft werden auch die Einreisebestimmungen. Aus Großbritannien, den Niederlanden, der Ukraine und Russland dürfen keine Menschen mehr nach Österreich einreisen – entsprechende Flugverbote wurden angekündigt.

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Kurz sprach wiederholt von “herausfordernden, schwierigen und schmerzhaften” Wochen – denn Menschen werden sterben. Er müsse mit aller Deutlichkeit aussprechen, “was da noch auf uns zukommt”. Und das Groß der Österreicher scheint diese Schonungslosigkeit anzunehmen und mitzuziehen.

RND

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