KSK – die Elitetruppe wird zur Problemtruppe

Bundeswehrsoldaten der Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) im Jahr 2017 beim Training von Häuserkampf und Geiselbefreiung.

Bundeswehrsoldaten der Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) im Jahr 2017 beim Training von Häuserkampf und Geiselbefreiung.

Berlin. Lange war das Thema Rechtsextremismus in der Bundeswehr ein Tabu. Statt sich auf die Suche zu machen, bekamen die den Ärger ab, die darüber sprachen. Übertreibung, Missgunst und generelle Skepsis gegenüber der Truppe wurden unterstellt.

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Lieber regte man sich auf über eine Verteidigungsministerin, die ein Haltungsproblem der Soldaten beklagte, als zu ergründen, ob nicht wirklich etwas falsch läuft. Hinweise darauf gab es genügend.

Und bereits die offenkundige Affinität von Rechtsextremen fürs Militärische wäre ja Grund genug für einen besonders kritischen Blick gewesen. Nicht der schadet dem Ruf der Truppe, sondern das Nicht-Wissen-Wollen und das Nichtstun.

Nun hat das Verteidigungsministerium endlich mal genauer hingesehen – und festgestellt, dass sich da nicht nur ein bedauerlicher Einzelfall an den anderen reiht, sondern dass sich rechtsextreme Strukturen erkennen lassen.

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Und die konnten besonders dort gedeihen, wo Abschottung und Geheimniskrämerei zum Programm gehören: bei der Elitetruppe Kommando Spezialkräfte, ausgerechnet dort also, wo die Bundeswehr ihre am besten ausgebildeten Kämpfer verortet.

Rabiate Maßnahmen

Die Analyse des Ministeriums bescheinigt dem KSK ganz offiziell, von der Elite- zur Problemtruppe geworden zu sein: Von einem “ungesunden Eliteverständnis einzelner Führungskräfte” ist dort die Rede und von zuweilen “laxem Umgang mit Material und Munition”.

Wenn festgestellt wird, dass die Dienstaufsicht aller Ebenen “über einen längeren Zeitraum eine bedenkliche Entwicklung nicht erkannt oder unterschätzt hat”, steht die gesamte Einheit infrage. Und dann sind auch noch zehntausende Schuss Munition sowie über 60 Kilogramm Sprengstoff verschwunden.

Das ist keine Schlamperei mehr, das ist Aufsichtsversagen, eine Fahrlässigkeit der gefährlichsten Sorte. Die KSK hat ihren mythischen Ruf selbst zerstört.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer reagiert rigoros. Sie verordnet der Elitetruppe einen Einsatzstopp und löst die für die Ausbildung zuständige Einheit auf. Ein ist eine neue Härte im Ministerium. Aber die ist notwendig – zum Schutz des Staates, aber auch, um den vielen Soldaten, denen kein Vorwurf zu machen ist, ein annehmbares Arbeitsumfeld zu schaffen.

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Die über Jahrzehnte gepflegte Nachsicht im Umgang mit der Elite-Einheit waren noch nie angebracht.

Ein Staat muss sich darauf verlassen können, dass die, die ihn verteidigen sollen, ihn auch anerkennen und nicht insgeheim gegen ihn arbeiten.

Kramp-Karrenbauer hat dem KSK eine Frist bis Ende Oktober gesetzt. Sie droht mit der Auflösung der Elite-Truppe. Die Drohung allerdings wird wenig helfen. Schließlich stellt das Ministerium gleichzeitig fest, dass die Bundeswehr die Spezialkräfte dringend benötigt.

Das Umdenken muss also aus der Truppe kommen. Es muss klar sein – um nur das Mindeste zu nennen - , dass Hitlergruß und Nazimusik keine lustige Freizeitbeschäftigung sind, auch wenn die Anspannung und die Belastung im Job noch so groß ist.

Die KSK und auch die Bundeswehr als Ganzes sollte die Chance nutzen. Ein Kommando von oben reicht nicht.

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