Kriminalitätsstatistik: Corona macht (keine) Diebe
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Bundesinnenminister Horst Seehofer stellt die Kriminalstatistik bei der Bundespressekonferenz vor.
© Quelle: imago images/Political-Moments
Die Kriminalitätsstatistik ist immer ein bisschen mit Vorsicht zu genießen. Das hat unter anderem mit der Dunkelziffer zu tun – sowie in diesem Jahr mit der Tatsache, dass das gesellschaftliche Leben im Zuge der Corona-Pandemie stark reduziert ist.
Gelegenheit macht Diebe – oder eben nicht. Zweierlei kann man angesichts der aktuellen Statistik aber feststellen.
Zahl der Straftaten ist zurückgegangen
Das Erste ist: Die Zahl der Straftaten ist zurückgegangen. Und das nicht erst 2020, sondern auch schon in den Vorjahren. Der Trend widerspricht allen Befürchtungen, der Zuzug von knapp zwei Millionen Flüchtlingen werde das Land destabilisieren. Das tut er nicht.
Das Zweite ist: Es hat sich im Zuge der Corona-Krise eine eigene Kriminalität entwickelt – oder eine bestimmte Form der Kriminalität verstärkt. Da gibt es den Betrug derer, die staatliche Corona-Hilfen beziehen, darauf aber gar keinen Anspruch haben. Da gibt es die „Querdenken“-Bewegung, deren Mitglieder sich nicht an die Hygiene- und Abstandsregeln halten und in Teilen Polizisten attackieren.
Gewalt zwischen Partnern und in Familien fällt oft nicht auf
Und da ist schließlich die Gewalt zwischen Partnern und in Familien, die oft gar nicht so auffällt, da Täter und Opfer im Verborgenen des Lockdowns leben, latente Konflikte offen ausbrechen und es an sozialer Kontrolle mangelt. Bundesinnenminister Horst Seehofer will sich insbesondere der Gewalt gegen Frauen nun stärker widmen als bisher; das ist gut. Auch der Umstand, dass sich noch mehr Kriminalität ins Netz verlagert, resultiert augenscheinlich aus der Pandemie.
An all dem sieht man: Kriminalität ist überwiegend kein Werk dunkler Mächte und Gestalten. Sie ist Spiegel der Zeiten, in denen wir leben, und letztlich ein soziales Phänomen. Die Corona-Krise zeigt das deutlicher denn je.