Pattsituation und Misstrauen

Kriegsforscher: Darum könnte der Krieg in der Ukraine noch lange dauern

Ukrainische Soldaten der 28. Brigade feuern einen Mörser auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut in der Region Donezk.

Ukrainische Soldaten der 28. Brigade feuern einen Mörser auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut in der Region Donezk.

Auch wenn es Vorzeichen und Warnungen gab, mit dem Angriff auf die Ukraine überraschte Russlands Präsident Wladimir Putin viele Politiker und Wissenschaftler. Auch im Laufe des Krieges kam es immer wieder zu unvorhergesehenen Ereignissen und Wendungen. Das zeigt, wie schwierig es ist, Prognosen zum weiteren Verlauf und einem Ende des Kriegs abzugeben – selbst die renommiertesten Kriegsforscher tun sich schwer, darunter der US-amerikanische Politikwissenschaftler James D. Fearon. In einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ schilderte er jetzt seine Einschätzung.

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Der aktuelle Verlauf des Krieges erinnert Fearon in Teilen an den Ersten Weltkrieg. Ähnlichkeiten bestünden in den relativ starren Fronten, einem hohen Artillerieverbrauch und vielen Opfern. „Ein klassischer Abnützungs- und Zermürbungskrieg, fast ein Patt“, so der Politikwissenschaftler.

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Eine wichtige Frage ist nun, wie dieser Beinahepatt beendet werden kann. Durch Verhandlungen über ein Friedensabkommen oder nur durch den Zusammenbruch einer der Kriegsparteien?

Kriegsforscher Fearon schätzt die Chance, dass Friedensverhandlungen den Krieg beenden, als gering ein. Grund dafür sei, dass kein gegenseitiges Vertrauen herrsche. Die Ukraine würde zurecht befürchten, dass Russland die Pause eines Waffenstillstands für erneute Aufrüstung und anschließend einen neuen Schlag nutzen könnte. „Ein Deal ist also gar kein Deal“, meint der Experte.

Auf der russischen Seite sehe es ähnlich aus. Sie habe keinen Anlass zu glauben, dass die Ukraine nicht zukünftig Teil der EU oder Nato werde – was Russland verhindern wolle. „Weitergekämpft wird nun, weil keine Seite der anderen vertrauen kann“, fasst Fearon zusammen.

Der Krieg in der Ukraine ist ein „langer Krieg“

Der Politikwissenschaftler rechnet den russischen Angriffskrieg bereits den „langen Kriegen“ zu, die oft von gegenseitigem Misstrauen geprägt und sehr zerstörerisch sind. Dennoch hält er ein Angebot Russlands nicht für ausgeschlossen, das ungefähr so lauten könnte: „Okay, wir haben wichtige Ziele erreicht und sind offen für Gespräche über einen Waffenstillstand entlang der gegenwärtigen Linien.“

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Laut Fearon könnte Putin dadurch versuchen, das westliche Bündnis zu spalten. Denn es bestehe durchaus die Möglichkeit, dass einige Staaten für diesen Vorschlag wären, um dem Töten ein Ende zu bereiten. „Es würde mich nicht überraschen, wenn er einen solchen Schritt machen würde“, so der Kriegsforscher.

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