Kritik von allen Seiten

Kreuz-Eklat bei G7-Treffen: Baerbock bedauert Vorgehen des Auswärtigen Amts

Ein Kreuz steht im Friedenssaal im Historischen Rathaus an der Nordwand mit dem dominierenden Wandschrank. Das Auswärtige Amt hat als Ausrichter des Treffens der Außenministerinnen und Außenminister der G7 im Tagungsort in Münster ein historisches Kreuz entfernen lassen.

Ein Kreuz steht im Friedenssaal im Historischen Rathaus an der Nordwand mit dem dominierenden Wandschrank. Das Auswärtige Amt hat als Ausrichter des Treffens der Außenministerinnen und Außenminister der G7 im Tagungsort in Münster ein historisches Kreuz entfernen lassen.

Münster. Außenministerin Annalena Baerbock hat die Entscheidung ihres Auswärtigen Amts bedauert, während des G7-Treffens im Tagungsort in Münster ein historisches Kreuz entfernen zu lassen. „Ich hätte es gut gefunden, wenn wir es nicht weggeräumt hätten“, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag nach dem Treffen mit ihren Kollegen der wirtschaftsstarken Demokratien. Es sei keine bewusste Entscheidung gewesen, „erst recht keine politische Entscheidung, sondern offensichtlich eine organisatorische Entscheidung.“ Sie habe erst am Freitagmorgen davon erfahren.

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Baerbock sagte, der Friedenssaal sei weitreichend umgebaut worden, um daraus einen Ort für eine Konferenz zu machen „und im Rahmen dieser Umgestaltung ist tatsächlich auch das Kreuz an einen anderen Ort gestellt worden“. Das Kreuz sei Teil der Geschichte des Ortes und hätte deswegen auch in den historischen Saal gehört. Sie bitte um Verständnis, dass sie sich als Außenministerin nicht persönlich um die organisatorische Umstellung kümmere. „Nichtsdestotrotz bedauere ich das sehr“, sagte Baerbock.

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Das Auswärtige Amt hatte als Ausrichter des Treffens der Außenministerinnen und Außenminister der G7 im Tagungsort in Münster ein historisches Kreuz entfernen lassen. Das sei Teil einer größeren Umgestaltung des Saals gewesen, die vom Protokoll des Auswärtigen Amts mit der Stadt Münster besprochen worden sei, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag in Berlin. Es habe dazu keine Entscheidung auf politischer Ebene gegeben. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sei mit der Frage nicht befasst gewesen. Zuvor hatten die „Westfälischen Nachrichten“ darüber berichtet.

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Baerbock und ihre Amtskolleginnen und -kollegen der wirtschaftsstarken Demokratien tagten am Donnerstag und Freitag unter anderem im Friedenssaal des Historischen Rathauses. Das ist ein symbolträchtiger Ort, dort wurde vor mehr als 370 Jahren der Westfälische Frieden geschlossen, mit dem der Dreißigjährige Krieg beendet wurde.

Auf einem Vorsprung an einer holzvertäfelten Wand steht eigentlich ein großes Kreuz, den „Westfälischen Nachrichten“ zufolge handelt es sich um das „Ratskreuz“ aus dem 16. Jahrhundert. Auf Fotos der G7-Runde aus dem Raum ist aber im Hintergrund zu sehen, dass der Sockel leer ist und das Kruzifix fehlt. Der Runde gehören neben Deutschland Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und Großbritannien an. Deutschland hat bis Jahresende den Vorsitz und ist zurzeit zuständig für die Organisation von Konferenzen.

Der Sprecher des Auswärtigen Amts sagte, eine Veränderung des Mobiliars sei bei solchen Treffen üblich. Es gäbe etwa einen anderen Tisch, eine andere Beleuchtung, andere Teppiche. Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) sagte, das Kreuz sei auf Bitten des Auswärtigen Amtes für die Zeit des Treffens entfernt worden. Die Stadt habe alles unternommen, um einen reibungslosen Ablauf der Konferenz zu ermöglichen. „Ich meine aber, diese Entscheidung hätte so nicht getroffen werden dürfen, und ich bedaure sie. Mein Eindruck ist, dass auch die Außenministerin davon überrascht wurde“, sagte er. Das Kreuz gehöre seit Jahrhunderten zum Friedenssaal und damit zur Geschichte und Kultur des Konferenzortes.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), kritisierte im Fernsehsender „Welt“, die Bundesregierung sei „traditions- und geschichtsvergessen“. Wer Symbole des christlichen Glaubens aus einem Sitzungssaal räumen lasse, sei nicht weltoffen, sondern verbohrt.

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Das Bistum Münster bezeichnete die Maßnahme in einer Mitteilung als „nicht nachvollziehbar“. Traditionen und damit verbundene Symbole, die Ausdruck von Werten, Haltungen und religiösen Überzeugungen seien, ließen sich nicht einfach „abhängen“.

Baerbock entgegnete auf diese Kritik, ohne die Union oder das Bistum direkt zu nennen: „Lassen Sie uns gerne politisch in der Sache streiten über die Situation in der Ukraine, im Iran oder auch über andere innenpolitische Dinge. Aber ich glaube wirklich, um dieses Thema jetzt zu streiten - das ist wirklich ein falsches Zeichen, gerade auch von der Stadt Münster.“

RND/dpa

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