Korruption? Ist gestrichen!
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Ein Muster an „sprachlicher Klarheit“: Gianni Infantino.
© Quelle: Ennio Leanza / dpa
Hannover. Gianni Infantino besitzt ein ausgeprägtes und sicherlich auch notwendiges Selbstbewusstsein. Immerhin ist Infantino Präsident des globalen Fußball-Konzerns Fifa. Der hantiert als eingetragener Verein im Sinne des Schweizerischen Zivilgesetzbuches mit Milliarden. Menschen und Moneten. Zum Sondersteuersatz von 4 Prozent.
Nach den Skandalen der Vorjahre ist Infantino der Meinung, aufgeräumt zu haben. „Klinisch tot“ sei die Fifa 2016 gewesen, als er ans Ruder kam, sagte der 48-Jährige jüngst. Heute sei sie „am Leben, voller Freude und Leidenschaft sowie mit einer Vision für die Zukunft“. Was selbstbewusste Mächtige eben so sagen, wenn sie Bilanz ziehen.
In Infantinos Laden scheint so viel Vision zu stecken, dass die böse Vergangenheit im Wortsinne gestrichen wird. Die Chefs der Ethikkommission, die all die korrupten Funktionäre gesperrt hatte, mussten gehen. Von ihren Nachfolgern wurde nun das Wort Korruption aus den Ethikrichtlinien gestrichen, gleichzeitig führten sie eine Verjährungsfrist für entsprechende Vergehen ein. „Die Fifa hat die Korruption offiziell ausgerottet. Alles, was es dazu brauchte, war, den Löschknopf zu drücken“, spottete die Nachrichtenagentur AP.
Die Fifa entgegnete unter anderem, die Streichung sei wegen „der sprachlichen Klarheit“ vorgenommen worden, das frühere Kapitel „Bestechung und Korruption“ heiße immer noch „Bestechung“; im französischen Text sei nicht gestrichen worden, nur im englischen, spanischen und deutschen ...
Neben der Streichung des Wortes Korruption hat die Ethikkommission übrigens ein neues Vergehen in ihre Richtlinien aufgenommen. Verleumdung ist jetzt strafbar. Hören wir an dieser Stelle also besser auf, sonst droht noch eine Sperre.
Von Sebastian Harfst