Untersuchung des Deutschen Wetterdienstes

Klimawandel in Deutschland: Das waren die extremen Wetterereignisse des vergangenen Jahres

Abgestorbener Fichtenwald im Harz: Das Mittelgebirge ist besonders von Dürre betroffen. Im vergangenen Jahr lag hier der trockenste Ort Deutschlands.

Abgestorbener Fichtenwald im Harz: Das Mittelgebirge ist besonders von Dürre betroffen. Im vergangenen Jahr lag hier der trockenste Ort Deutschlands.

Das letzte Jahr war warm – und zwar deutlich zu warm. Die mittlere Temperatur in Deutschland lag mit 10,5 Grad Celsius um 2,3 Grad über dem Durchschnitt der festgelegten Referenzperiode von 1961 und 1990. Das teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) auf seiner jährlichen Klimapressekonferenz mit. „Das Jahr 2022 ist durch starke Trockenheit, fulminante Hitze und Rekorde bei Temperatur und Sonnenschein aufgefallen“, sagt Andreas Becker, Leiter der Abteilung Klimaüberwachung des DWD. Die extremsten Wetterphänomene des Jahres und was man daraus lernen kann:

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die höchste Temperatur

Die globale Erderwärmung bekommt man in Deutschland zunehmend am eigenen Leib zu spüren. Insgesamt gab es 2022 in Deutschland 17 sogenannte „Heiße Tage“, also Tage mit einer Temperatur von über 30 Grad Celsius. Laut Robert-Koch-Institut haben die Hitzewellen von Mai bis Oktober vergangen Jahrs zu einer Übersterblichkeit rund 4500 Menschen geführt. Besonders für Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen sind die hohen Temperaturen verhängnisvoll.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der höchste Wert 2022 wurde im Norden Deutschlands, in der Wohnsiedlung Neuwiedenthal in Hamburg, erreicht. Dort wurden am 20. Juli an einer Wetterstation 40,1 Grad Celsius gemessen. Dies ist die nördlichste Station in Europa, in der je die 40-Grad-Marke überschritten wurde. Der Wert war aber nicht der absolute Temperaturrekord in Deutschland. Dieser wurde fast genau drei Jahre zuvor, am 25. Juli 2019, an den Messstationen in Tönisvorst und Duisburg-Baerl in Nordrhein-Westfalen mit 41,2 Grad verzeichnet.

Der trockenste Ort

Die höheren Temperaturen sorgen für eine höhere Verdunstung. Zudem verändern sich die Niederschläge, so die Experten des DWD. Besonders das Frühjahr und der Sommer waren von Hitze und Trockenheit geprägt. „Die Folgen des Klimawandels sind keine abstrakte, statistische Kenngröße mehr, sondern belasten zunehmend Deutschlands sichere Versorgung mit Energie und Wasser“, sagt Andreas Becker, vom DWD. Deutschlandweit war 2022 das dritt-trockenste Jahr seit 1961. Es fielen 15 Prozent weniger Regen als durchschnittlich zwischen 1961 und 1990. Für die Bauern bedeutete dies Ernteausfälle. Der niedrige Pegelstand bei Flüssen machte der Schifffahrt und den Kraftwerksbetreibern Probleme. Es kam vermehrt zu Waldbränden.

Klima-Check

Erhalten Sie den Newsletter mit den wichtigsten News und Hintergründen rund um den Klimawandel – jeden Freitag neu.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Der trockenste Ort in ganz Deutschland war Quedlinburg in Sachsen-Anhalt. In der Stadt nördlich des Harzes gab es laut Messungen des DWD im gesamten Jahr nur 321,6 Liter Regen pro Quadratmeter. Das ist weniger als die Hälfte des deutschen Durchschnitts, der bei rund 670 Liter auf einen Quadratmeter liegt.

Der höchste Niederschlag an einem Tag

„Starkregen und Dauerregen gehören zu den schadensreichsten Wetterphänomenen hierzulande“, sagt Tobias Fuchs, Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt des DWD. Spätestens seit dem Jahrhundert-Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 ist diese Gefahr wieder präsent. Starkregen, also das Abregnen von bis zu 40 Litern auf einem Quadratmeter in einer Stunde, kann überall in Deutschland auftreten, so die Meteorologen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Gewitter und Unwetter über Oberbayern. Besonders in Alpennähe kommt es immer wieder zu starken Regenfällen.

Gewitter und Unwetter über Oberbayern. Besonders in Alpennähe kommt es immer wieder zu starken Regenfällen.

Bei Dauerregen, also eine große Regenmenge über mindestens sechs Stunden, kann eine deutliche Häufung in gebirgigen Regionen wie dem Alpenvorland beobachtet werden. So wurde auch die höchste Niederschlagsmenge an einem einzigen Tag des vergangenen Jahres in Unterhoch im Allgäu in der Nähe zur österreichischen Grenze gemessen. Dort kamen an einem einzelnen Tag zu 122 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Das entspricht 12 üblichen Wassereimern.

Der nasseste Ort

Das Dorf mit dem höchsten Niederschlag über das gesamte Jahre gerechnet, liegt nur knapp 30 Kilometer Luftlinie von Unterjoch, ebenfalls im Allgäu. Dort sind 2022 rund 2.135 Liter Wasser pro Quadratmeter vom Himmel gefallen.

Aber auch wenn es in der Alpenregion grundsätzlich starke Niederschlagsmengen gab, verzeichnet der DWD einen starken Rückgang der Gletscher. Ursache sind die geringen Neuschneemengen im Winter und die steigenden Temperaturen. Seit September wird der Gipfel des Schneeferner, nahe der Zugspitze, nicht mehr als Gletscher gerechnet. Damit hat Deutschland nur noch vier Gletscher.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der sonnigste Ort und der dunkelste Ort

Es wird insgesamt sonniger: „In Deutschland hat seit Messbeginn 1951 die Sonnenscheindauer im Mittel um gut 10 Prozent zugenommen“, sagt Renate Hagedorn, Leiterin des Geschäftsbereichs Wettervorhersage des DWD. Das vergangene Jahr lag hier noch einmal deutlich darüber. So gab es 480 Stunden oder 31 Prozent mehr Sonne als im Referenzbereich von 1961 bis 1990. „Zumindest für die Fotovoltaik war 2022 aus meteorologischer Sicht ein ertragreiches Jahr“, so Hagedorn. Die meisten Sonnenstunden gab es in Rheinfelden, im Südwesten Baden-Württembergs, unmittelbar an der Schweizer Grenze. Dort schien 2022 für rund 2352 Stunden die Sonne.

ine Solaranlage über einem Feld in Baden-Württemberg: Die Region Hannover will Pilotprojekte fördern.

Eine Solaranlage über einem Feld in Baden-Württemberg. Mehr Sonnenschein bedeutet mehr Ausbeute für die Solarindustrie.

Der Ort mit den wenigsten Sonnenstunden ist Carsfeld im sächsischen Erzgebirgskreis. Hier schien die Sonne 2022 nur 1710 Stunden.

Der wärmste und der kälteste Ort

Der Ort mit der höchsten Temperatur im Jahresmittel 2022 ist Waghäusel im Landkreis Karlsruhe in Baden-Württemberg. Dort war es im Durchschnitt 13,02 Grad warm. Diese Temperatur liegt noch einmal knapp 2,5 Grad über der mittleren Temperatur in Deutschland von 10,5 Grad Celsius, die ohnehin schon deutlich erhöht ist.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der kälteste Ort in Deutschland war im vergangenen Jahr wieder die Zugspitze. Auf dem höchsten Berg des Landes mit 2.962 Metern wurde eine Jahresmitteltemperatur von minus 2,67 Grad Celsius gemessen. An der gleichen Messtation kam auch der tiefste Wert mit minus 22 Grad zustande.

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Top Themen

Deutschland
 
Sonstiges

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken