Klimaaktivist und Christdemokrat Cedric Röhrich: „Wir brauchen einen Klimakanzler“
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Junge Union und Fridays for Future – geht das zusammen? Der 17-jährige Cedric Röhrich vom Niederrhein sagt: „Eigentlich ganz gut“
© Quelle: privat
Berlin. Cedric Röhrich, Sie wohnen im Kreis Kleve am Niederrhein, sind in der Jungen Union in Nordrhein-Westfalen aktiv – und gleichzeitig prominent bei Fridays for Future dabei. Wie passt das zusammen?
Eigentlich ganz gut. Der Klimaschutz wurde bei der CDU lange vernachlässigt. Da ist noch ganz viel Luft nach oben, da muss noch ganz viel passieren. Aber die Partei zeigt sich in Teilen zumindest einig. Fridays for Future (FFF) ist ja dezentral organisiert – wenn eine Ortsgruppe in einer Unistadt eher etwas Linkspolitisches macht, muss ich mich damit nicht identifizieren. Ich treffe mich dann in Kleve mit den anderen FFF-Aktivisten zur Industrie- und Handelskammer und spreche über Klimaschutz in Unternehmen.
Wenn FFF mit den Aktivisten von Ende Gelände bis an den Rand des Tagebaus geht und einige dann den Tagebau besetzen …
… dann bin ich nicht dabei. Mit Ende Gelände und Extinction Rebellion habe ich persönlich wenig am Hut, muss ich auch nicht. FFF hat es 2019 geschafft, wirklich die gesamte Gesellschaft für Klimaschutz zu sensibilisieren. Deshalb bin ich bei FFF, ich möchte alle mitnehmen. In meiner Ortsgruppe konzentriere ich mich auf weniger radikale Aktionen.
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Armin Laschet ist für viele dort ein rotes Tuch. Unterstützen Sie seine Braunkohlepolitik?
Ich kritisiere ihn ganz klar. Auch wenn Armin Laschet zum Beispiel den Ausbau der Windenergie in NRW fördert, muss man bei der Braunkohle ehrlich sein: Um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, brauchen wir den Ausstieg aus der Braunkohle bis 2030. Wir wissen, dass das sozialverträglich und wirtschaftlich funktioniert. Armin Laschet aber hält unbeirrt am Ausstiegsziel 2038 fest.
Wer von den drei Kandidaten kann Klimapolitik?
Generell ist es nicht unmöglich, dass das alle können. Aber wenn Sie fragen, wer authentisch eine neue konservative Klimapolitik vertreten kann, dann glaube ich nicht, dass Friedrich Merz dafür die richtige Person ist. Er hat das eigentliche Problem nicht verstanden. Er benutzt Klimapolitik synonym für Umweltpolitik. Aber Klimaschutz ist viel größer, viel existenzieller, ein viel größeres Querschnittsthema als Umweltschutz. Merz spricht von sauberer Umwelt, das allein ist noch keine kompetente Klimapolitik. Norbert Röttgen hingegen sagt: Die Klimakrise ist da, sie hat oberste Priorität, wir müssen mehr machen als jetzt, wir müssen deutlich unter die zwei Grad globale Erwärmung kommen. Das reicht natürlich noch lange nicht, denn bisher hat auch er es nicht geschafft, das zu konkretisieren.
Konservative Umweltpolitik, die mit der „Bewahrung der Schöpfung“ argumentiert, kollidiert ja oft mit Klimapolitik, etwa im Protest gegen Windräder. Wie kann konservative Klimapolitik aussehen?
Dafür können wir bis zu Edmund Burke und den Anfängen des Konservatismus zurückgehen – die Bewahrung der Schöpfung für spätere Generationen. Konservative Klimapolitik ist für mich eine, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht und es darum geht, seine Existenz zu gewährleisten, fair zu sein zu den darauffolgenden Generationen. Bei grüner Klimapolitik geht es oft um die Erde an sich, nicht um den Menschen.
Was unterscheidet konservative Klimapolitik sonst noch von grüner Klimapolitik?
Wir müssen die Zahl der Autos zwar drastisch senken, aber wollen nicht das Auto gleich ganz abschaffen. Es wäre völlig falsch, im ländlichen Bereich den Individualverkehr einzuschränken. Ich wohne selbst auf dem Land, hier hängen wir so weit mit dem öffentlichen Personenverkehr hinterher, dass die Leute nicht komplett aufs Auto verzichten können. Einsparpotenziale sehe ich vor allem in der Energie und beim Bau. Ich würde mir wünschen, dass viel weniger mit Beton und viel mehr mit Holz gebaut wird.
Wie kann diese Politik umgesetzt werden?
Wenn die neue Regierung steht, brauchen wir einen Klimakanzler. Diese Person muss den Klimaschutz zur Priorität machen. Bei Röttgen sehe ich erste Ansätze, bei Laschet und Merz ist viel mehr Luft nach oben. Wenn Laschet oder Merz CDU-Vorsitzender und dann auch Kanzlerkandidat werden, müssen sie noch in diese Rolle hineinwachsen. Konkrete Konzepte hat bisher aber noch keiner vorgelegt. Wir brauchen einen Klimakanzler.
Sie sind 17 Jahre alt, Angela Merkel ist fast Ihr ganzes bisheriges Leben lang Kanzlerin. Was macht ihr angekündigter Abschied mit Ihnen?
Es ist bewegend. Richtig bewegend. Ich kenne nur Angela Merkel als Kanzlerin. Ich bin ihretwegen in die Junge Union und in die CDU eingetreten. Die Bundeskanzlerin kennt man schon in einem Alter, in dem man sonst noch nicht viel von Politik weiß. Aber es ist ein guter, richtiger Schritt von ihr, jetzt aufzuhören. Egal wie die Wahl am Wochenende ausgeht, werden wir den Druck aufrecht halten, damit der neue Vorsitzende die anstehenden Krisen auch bewältigt.